Haus und Haut

Von Lukas Röthlisberger @Adekagabwa

Wo bist Du zuhause? Wo soll ich mich hinwenden, wenn ich Dich besuchen möchte? Die Franzosen sagen: «Où puis-je m’adresser?» … als Antwort bekommt man also eine Adresse.

Adresse
Eine solche Anschrift besteht bei uns aus dem Namen einer Strasse und dazu eine Nummer, denn an der Strasse gibt es viele Häuser und die sind alle durchnummeriert. Zusätzlich natürlich den Namen einer Ortschaft, dazu auch eine Nummer, denn auch die Ortschaften sind durchnummeriert. Das ist dann mein Zuhause.

Stimmt das?
Manchmal. Aber oft ist das nur ein zufälliger Wohnort. Ich bin vielleicht dort zuhause, wo meine Sachen, wo bekannte Menschen sind. Andere Leute wiederum sagen, sie seien dort zuhause, wo sie geboren sind. Oder aufgewachsen. Früher empfand man die Gegend als Zuhause, wo die Vorfahren begraben lagen. Aber heute werden bei uns die Gräber nach zwanzig Jahren aufgehoben –  dieses Zuhause verschwindet.

Wir sind dort zuhause, wo wir das Etikett «Zuhause» ankleben.
Das ist eine Hütte, ein Schloss, ein Zelt oder ein Land; das ist eine Etagenwohnung, ein Gehöft, ein Heim oder ein Kontinent. Das ist die Erde, unsere Galaxis, unsere Milchstraße, das Universum.

Das Wort Haus hat den selben Ursprung wie das Wort Haut. 
Zuhause ist also immer HIER. Denn hier stecke ich in meiner Haut. Und in dieser Haut muss ich es mir wohnlich machen: es gibt keinen anderen Ort.


Das Bild ganz oben heißt Milchstraße. Es ist unser Zuhause im weiteren Sinn.
Milchstrasse / 65×46 / Mischtechnik, Acryl und Collage / Zeichenpapier, 2014, Nr 14-061

Auf der Fotografie steht eine Aymara Frau mit ihren beiden Kindern vor ihrem Zuhause.


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