Hauk holt drei Punkte

Der kleine Mann wäre eigentlich schon weg gewesen. Letzten Sommer suchte der HFC nach einer Beschäftigung für Stürmer Angelo Hauk. Zu hibbelig schien Trainer Sven Köhler der Franke, der im Sommer 2009 aus Crailsheim gekommen war. Nur in den Vorbereitunsspielen kam Hauk zum Zuge,, als die Saison lief, fand er sich auf der Ersatzbank wieder - als Stürmer Nummer drei oder vier hinter dem halleschen Fußballgott Thomas Neubert und dem kantigen Riesen Markus Müller.
Hauk selbst aber hat immer an sich geglaubt. Und nun das bessere Ende für sich. Seit Köhler die Meisterschaft abgeschrieben hat und versucht, seinem Team mit einer neuen Taktik neue Perspektiven für die kommende Saison zu eröffnen, ist der 26-Jährige gesetzt: Neben Selim Aydemir, im letzten Herbst ebenfalls noch Edelreservist, darf Hauk Stürmer spielen. Und plötzlich macht er den Eindruck, als sei er wirklich einer.
Auch gegen Havelse, einen ebenfalls tief gefallenen früheren Zweitligisten, straft Angelo Hauk seine Kritker eifrig Lügen. Wo Köhler früher auf die steifbeinige Wucht von Spielern wie Steve Finke, Torsten Görke und Ronny Hebestreit setzte, setzt der neue HFC jetzt offensiv auf die flinken Zwerge Lindenhahn, Aydemir und Hauk. Die Defensive dagegen, vor zwei Jahren eine der erfolgreichsten aller deutschen Berufsfußballligen, ist auch gegen den Abstiegskandidaten aus Niedersachen wieder neu formiert. Und mit Teixeira, Mouaya, Kamalla und dem langjährigen Flügelflitzer Kanitz genauso wacklig wie zuvor mit Klippel in der Innenverteidigung und Benes außen.
Wenigstens macht das nichts gegen den Tabellenvorletzten, der im Schnitt nur ein Tor pro Spiel schießt, dafür aber fast zwei kassiert. Schon nach zehn Minuten hat Toni Lindenhahn die erste richtig große Chance für die Hallenser. Aber das Vorzeigetalent ist ein Dribbler, kein Torjäger. Er köpft aus Nahdistanz über den Torwart, aber natürlich auch übers Tor.
Die nächste Viertelstunde geht es so weiter: Havelse steht meist hinten drin, Halle nimmt unentwegt Anlauf zum ersten Treffer, Aydemir versucht es per Fallrückzieher, Hauk stürmt auf den Torwart zu, vergisst aber schießen, auch Boltze, Kanitz und Pavel David bringen den Ball nicht über die Linie.
Das bleibt nach einer knappen halben Stunde Angelo Hauk überlassen. Telmo Teixeira passt schön auf den Franken, der bis dahin hauptsächlich getestet hat, ob der Linienrichter es mit dem Abseitszeigen wieder so genau nimmt wie beim letzten Heimspiel gegen Hertha. Tut er.
Es muss Wahlkampf sein im Lande, soviel Politik ist in der tristen Aushilfsarena in Halle-Neustadt. Die HFC-Fans grüßen die Prominenz mit Plakaten, auf denen "Los Pikachu" steht, die Sonne scheint, das zweite Tor ist nur eine Frage der Zeit. Zwar scheitern Hauk und Boltze direkt nach der Pause und Havelse macht kurz den Eindruck, als rechne sich die Mannschaft noch etwas aus. Aber als Angelo Hauk, bis hierhin in zwölf Spielen gerade dreimal erfolgreich, nach einer Stunde einen schönen Ball von Lindenhahn auf den Fuß bekommt, ist es damit auch schon wieder vorbei. Hauk startet beinahe an der Mittellinie, überläuft die Abwehr und trifft zum zweiten Mal, als mache er das schon seit Jahren so. Die Politprominenz patscht die Händchen aneinander, das Spiel scheint erledigt.
Wenn da nicht diese Verteidigung wäre, die vor zwei Jahren bis zum selben Spieltag gerade acht Gegentreffer kassiert hatte, jetzt aber schon bei 20 steht. Drei Minuten nur dürfen die drei Punkte als gebucht gelten, dann feuert TSV-Spieler Daniel Degner aus 30 Metern einen Ball ab, der noch von einem HFC-Spieler abgefälscht wird.
2:1, Havelse hat es eilig, der HFC aber hat Angelo Hauk. Diesmal läuft er auf rechts durch, passt lang auf Neubert, der für Pavel David gekommen ist. Und der Fußballgott hat keine Mühe, den Ball ins Netz zu treten. Schlagartig gehen die Schultern der Gäste nach unten, die Gesichter werden ganz lang, Sven Köhler auf der HFC-Bank dagegen lächelt sogar mal. Gegen die ersten sechs Gegner, gegen die in der Hinrunde mit 9:5 Toren neun Punkte geholt wurden, reichte es in der Rückrunde mit 12:6 Toren zu elf Punkten. Mittwoch kommt Plauen. Das ist allerdings noch ein Hinspiel.


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