Hat die Liebe noch Zukunft

Getrennte Wohnungen, Paartherapie-Boom, Anstieg der Trennungsraten – werden wir in Zukunft überhaupt noch lieben? Ist das rasant steigende Single-Dasein reine Schwarzmalerei oder tatsächlich Zukunftsmusik? Schon jetzt zeichnen sich klare Trends ab, die eine solche Richtung aufweisen. Den Zukunfts-perspektiven deutschsprachiger Singles nach scheint die lebenslange Partnerschaft ein Modell von gestern zu sein, obgleich der ungebrochen starke Wunsch nach „The One and Only“ vorherrscht. Laut einer aktuellen Umfrage der Partnervermittlung eDarling.ch unter 762 Singles, glauben nur noch 18% an einen Partner fürs Leben.

Zugleich zeigen Studien des österreichischen Zukunftsforschers Prof. Reinhold Popp, dass das Lebenspartnermodell nach dem Prinzip „Bis dass der Tod euch scheidet“ sogenannten „Erlebnisgemeinschaften“ weichen wird. Warum eine Checkliste das A&O der Partnersuche der Zukunft ist und warum das Spannungsfeld zwischen Partnerschaft und Selbstverwirklichung zunehmen wird – die 10 wichtigsten Zukunftstrends zum Thema Partnerschaft wurden am heutigen Expertentalk der Veranstaltungsreihe „Let’s talk about…“ in Berlin diskutiert.

Das Lebenszeit-Budget des modernen Menschen ist so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Zivilisation. Mit der steigenden Lebenserwartung steigt zugleich auch die Zeit, die mit dem Partner und der Familie verbracht wird. Waren es früher überwiegend „Überlebensgemeinschaften“, die in erster Linie der Existenzsicherung dienten, wird die gemeinsame Zeit heute in Form von ungezwungeneren, den Ansprüchen an eine erfüllte Partnerschaft gerechten „Erlebnisgemeinschaften“ verbracht. „Die Versorgungsehe war gestern, heute geht es um eine freie, emanzipierte Form der Lebensgemeinschaft“, so der Zukunftsforscher Prof. Reinhold Popp. Neben dem Rückgang der Eheschliessungen zeichnet sich dieser Trend auch im Anstieg der Trennungsrate sowie im Anstieg der Anzahl an Partnerschaften, die ein Mensch im Laufe seines Lebens führt, ab. Diese These unterstreicht auch Dr. Wiebke Neberich, Diplompsychologin und wissenschaftliche Beraterin von eDarling: „Lebenslange Partnerschaften sind passé, die Zukunft gehört den Lebensabschnittspartnern“. Die aktuelle Umfrage unter deutschsprachigen Singles bestärkt diesen Trend: Zwar wünschen sich 77% der Befragten einen „Partner fürs Leben“, zugleich glauben aber nur 18% daran, tatsächlich einen solchen zu finden. Während junge Singles unter 35 noch eher am Lebenspartnermodell festhalten, sind es gerade die Frauen über 45, die sich nicht mehr ewig an einen Partner binden möchten.

Moderne Beziehungen im Spannungsfeld zwischen „ich“ und „wir“

Auch das Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis nach Partnerschaft und Selbstverwirklichung ist ein Trendthema in modernen Partnerschaften. Der Wunsch nach Unabhängigkeit innerhalb der Beziehung steigt. Dabei ist die grosse Herausforderung, das Verhältnis zwischen „ich“ und „wir“ so zu verhandeln, dass es den Wünschen beider Partner gerecht wird. Ein häufiger Lösungsansatz sind getrennte Wohnungen. Laut Umfrage spricht sich jeder zweite Single über 55 Jahre für eine Beziehung mit den jeweils eigenen vier Wänden aus. Neben dem Erhalt der Unabhängigkeit (58%) nennen die Befragten auch den Erhalt der Romantik (51%) innerhalb der Partnerschaft als Argument für getrennte Wohnungen. Laut dem Zukunftsforscher Prof. Popp sorgen die steigenden Ansprüche zukünftig auch für einen Anstieg an Paartherapien. „Da der Druck auf die Beziehung aufgrund der Komplexität der Ansprüche in einer Partnerschaft perspektivisch zunimmt, werden professionelle psychosoziale Unterstützungen wie Paartherapien und –beratungen boomen“, so Prof. Popp.

10 Zukunftstendenzen für Partnerschaften

  1. Partnerschaft vs. Selbstverwirklichung
    Das Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis nach einer stabilen Partnerschaft und der individuellen Selbstverwirklichung nimmt zu.
  2. Von der „Versorgungsehe“ zur „Erlebnisgemeinschaft
    Waren Partnerschaften früher überwiegend „Überlebensgemeinschaften“, in denen die gemeinsame Existenz gesichert werden musste, werden sich Beziehungen in Zukunft eher zu unabhängigeren „Erlebnisgemeinschaften“ entwickeln.
  3. Der Stellenwert der Beziehung inflationiert nicht
    Im Gegenteil! Die Beziehungsqualität gewinnt immer mehr an Bedeutung und ist heute schon wichtiger für den Fortbestand der Partnerschaft denn je.
  4. Vom Lebenspartner zum Lebensabschnittspartner
    Die partnerschaftlichen Lebensläufe ändern sich dahingehend, dass heute, anstatt der einen lebenslangen Ehe, mehrere ernsthafte, exklusive Partnerschaften nach einander geführt werden. Der Trend geht weiter in Richtung serielle Monogamie.
  5. „Scheiden tut (nicht mehr so oft) weh“
    Die Zahl der Verheirateten in der Bevölkerung wird zurückgehen und zugleich werden in Zukunft die Trennungsraten von Paaren steigen.
  6. Singlesein verliert sein normatives Alter
    So ist man heute zu mehreren Zeitpunkten und verschiedenen Alters immer mal wieder Single.
  7. Veränderungen gesellschaftlicher Rahmenbedingungen führen zu einer grösseren Unabhängigkeit der Partner
    Zusammen mit einer insgesamt längeren Lebenserwartung wird eine stärkere Diversifikation der Lebensstile begünstigt. Es entstehen längere Lebensphasen, in denen man seinen Lebensstil sehr frei nach den eigenen Bedürfnissen gestalten kann.
  8. Paartherapien werden boomen
    Aufgrund der steigenden Ansprüche und der zunehmenden Komplexität der Partnerschaften, werden zukünftig noch mehr Menschen professionelle psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen.
  9. eLove: Partnersuche im Netz steigt an
    Durch die Digitalisierung des Alltags und den Nachwuchs der Kohorten wird die Partnersuche im Internet nicht nur weiter ansteigen, sondern auch weniger tabuisiert und erfährt höhere gesellschaftliche Akzeptanz.
  10. Weiterentwicklung der „Partner-Checkliste“
    Die Ansprüche an den Partner steigen stetig an und die innere „Checkliste“ wird laufend erweitert. Bei der Partnersuche im Netz wird diese Checkliste bereits heute von den Matchmaking-Systemen übernommen, die sich ihrerseits in Zukunft stärker spezialisieren werden, um eine individuell optimierte Vorauswahl an Partnervorschlägen bieten zu können.

Hat die Liebe noch Zukunft

Mehr Infos unter: http://www.edarling.ch/ratgeber/beziehung/gemeinsam-unabhaengig


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