Die Menschen werden so alt wie nie, der Wohlstand in der westlichen Welt ist breiter verteilt denn je und wir haben enorm viel Freizeit. Trotzdem fühlen sich viele gehetzt, verunsichert und ausgebrannt. Sie haben Zukunftsängste und psychischen Erkrankungen nehmen rasant zu.
Was ist der Auslöser? Daran kann ja nicht allein das Internet und das hohe Tempo, das es uns vorgibt, schuld sein.
Nein, das hat andere Gründe. Je reicher eine Gesellschaft geworden ist, desto mehr wollen Menschen erwerben oder tun und erleben. Seit dem 18. Jahrhundert ist die Moderne systematisch auf Steigerung angelegt, von Wohlstand, von Gütern.
Ein durchschnittlicher europäischer Haushalt hatte um 1900 etwa 400 Gegenstände. Heute dagegen sind es in etwa 10.000. Was ebenso exorbitant gestiegen ist sind die Handlungsmöglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, sowie unsere Kontakte. Und das Ganze passiert auch noch unter sehr hohem Wettbewerbsdruck. Die Gesellschaft verteilt ihre Ressourcen, also Güter, Produktionsmittel, aber auch Privilegien, Lebenschancen, Anerkennung und Positionen. Und da greift natürlich das Leistungsmantra: „Die Konkurrenz schläft nie!“