Festivals
Samstagnacht schloss die Ottakringer Arena in Wiesen zum zweiten Mal ihre Türen unter dem Banner des Harvest of Art Festivals und hinterließ zufriedene Gesichter, bei Publikum, Künstlern und eigentlich allen, die gemeinsam einen gelungenen und rundum zufriedenstellenden Festivaltag erleben durften, doch first things first…
Irgendwo zwischen gefühlten 30 Grad, keiner Spur von den befürchteten Schauern und leckerem Bumbum Eis hatten die Österreicher Giantree das Vergnügen das Festival für die 6000 erwarteten Besucher zu eröffnen, was ihnen auch auf nette Weise gelang. Vielleicht nur nett, denn auch von Seiten des Publikums her war es doch noch sehr früh und man wollte ja nicht die ganze Begeisterung aus dem Sack lassen. So machte man es sich erstmals auf dem Hügel gemütlich und genoss den schönen Samstag Nachmittag. Sein Österreich-Debüt gab im Anschluss der junge Amerikaner Trevor Powers aka Youth Lagoon, welcher mit seinen träumerischen Popklängen die sehr entspannte Atmosphäre bestens einzufangen wusste. Auf den Zug des easy-afternoon sprangen auch The Eclectic Monikers auf und präsentierten sich angenehm, zurückhaltend sympathisch und poppig eingehend, ohne allzu fordernd zu wirken.
Mit dem Fortschreiten des Nachmittags und Anstieg des Alkoholpegels kam auch immer mehr Leben ins inzwischen gefüllte Festivalgelände, gerade recht um Get Well Soon zu bestaunen, für Sänger und Mastermind Konstantin Gropper, war die nachmittägliche Sommer-Atmosphäre zwar etwas zu wenig verzweifelt spannungsgeladen doch “wo Licht ist gibt es auch Schatten”, den er gekonnt gespendet hat. Spätestens bei Get Well Soon entpuppte sich die hervorragende Akustik des Geländes, und egal ob man noch gemütlich hinten saß oder schon den Begeisterungsschwärmen in die ersten Ränge gefolgt war, der Klang war hervorragend, die Stimmung mitreißend, das Ambiente omnipräsent. Die Dämmerung wurde von Kate Nash (hier geht es zur Kritik) und ihren all-girls Rockerinnen begleitet, die trotz allem Riotgirl-Gehabe doch irgendwo unglaubwürdig wirkte und sich schlussendlich auf allseits bekannte Catchy Tunes wie Foundations verließ.
Bloc Party, die ihren Headliner Status den Arctic Monkeys überlassen mussten, konnten erstmals auf Lichtelemente zurückgreifen und lieferten eine rundum solide Show, welche etwas an Extravaganz vermissen ließ. In Summe wirkten die Briten etwas lustlos und waren mehr Warm-up für ihre wesentlich motivierteren Landesgenossen.
Die Monkeys haben “amtlich voll abrasiert” (wie es aus den Reihen vor mir hieß) und machten klar, wie ihrer Meinung nach zukünftiger Rock’n’Roll auszusehen hat. Allen voran Alex Turner, nach dem Stylewandel mit Elvis Locke und nuscheligem amerikanischem Akzent zwischen einem Haufen “fockings“. Rapensau-Allüren, soweit das Auge reicht, aber gerechtfertigt, da die Show auch wenig missen ließ. Die Affen bedienten sich ihres gesamten Repertoires an Stücken, wovon nach wie vor die Alten (Mardy Bum oder I Bet That You Look Good On The Dance Floor) das Publikum zur Ekstase brachten. Von zurückhaltender Indie-Manier war nichts mehr zu spüren, aber wenn die präsentierte Form die Arctic Monkeys der Zukunft sein werden ein zu verkraftender Verlust.
Über den Autor
Stefan Schallert Aufgabenbereich selbst definiert als: Ikonoklasmus. Findet “This method acting, well i’ll call that living” (Conor Oberst) bedenklich modern.