kleiner ausflug in die politik, aus gegebenem anlass. ich oute mich – als kein fan der schwarz-gelben regierung. ob das derzeit ein alleinstellungsmerkmal ist, wage ich jedoch zu bezweifeln… anyway: hier kommt das warum:
anlass zu einer kleinen hartz-4-recherche hat mir jens flosdorff gegeben. das ist der sprecher von ursula von der leyen, unserer ministerin für arbeit und soziales. in den letzten tagen ist bereits viel diskutiert worden über die rechtmäßigkeit und angemessenheit der erhöhung der hartz 4 bezüge um satte 5 euro. angeblich sei die mehrheit der deutschen generell gegen eine erhöhung, opposition und gewerkschaften bezeichnen die erhöhung als almosen.
schon bald waberte das gerücht durch’s internet, man hätte sich schlicht verrechnet im ministerium, was frau von der leyen erwartungsgemäß abstritt und die stringenz der berechnungsgrundlage lobte. um genau diese aussage zu revidieren, wurde jetzt ihr sprecher flosdorff vorgeschickt: „bei der übertragung von werten aus einer excel-tabelle in ein word-dokument [habe es] einen zahlendreher“ gegeben, zitiert ihn der spiegel.
das dilettantische vorgehen unserer internetausdruckenden copy-and-pastenden politiker und deren unfähigkeit, zwei office-dateien zu synchronisieren soll jedoch jetzt nicht das thema sein. der aufwand würde sich vermutlich kaum lohnen – warum etwas schreiben, was sowieso schon jeder weiß?! stattdessen habe ich mir die zusammensetzung der 364 hartz-4-euros mal etwas genauer angesehen, wie sie beispielsweise der mdr veröffentlicht hat.
als student interessierten mich natürlich in erster linie die ausgaben für bildung, die einem hartz-4-empfänger monatlich zugestanden werden – und genau hier liegt der hund begraben: klickstu
1,39 EUR sind es. in worten: eineuroneununddreißig. das entspricht ungefähr einem drittel einer ausgabe vom spiegel. damit kann sich ein hartz-4-empfänger beispielsweise alle drei monate einen spiegel kaufen, um seine allgemeinbildung zu verbessern und über aktuelle geschehnisse informiert zu sein. das ist jede 12. ausgabe. die anderen 11 sind leider nicht drin.
noch dramatischer sieht es bei kindern aus. zur erinnerung: das sind die kleinen menschen, denen allgemeinhin attestiert wird, sie seinen unsere zukunft, unser größter wert und jeder bildungs-euro eine investition in zukünftigen wohlstand. ihnen stehen monatliche beträge von 1,16 EUR zu – im besten fall. für die altersklasse 15-18 jahre sind es 0,29 EUR. am rande bemerkt: das ist äußerst konsequent von unserer arbeitsministerin: teenager interessieren sich in dem alter ja sowieso nicht für bildung, sondern ausschließlich für drogen und konsolenspiele.
auch wenn man natürlich argumentieren kann, der betrag für nachrichtenübermittlung von 31,96 EUR schließe mit dem internet ein weitgehend kostenloses informationsmedium ein: die blöße, einen betrag von 29 cent als angemessene monatliche bildungsausgaben für einen teenager anzugeben, muss man sich erst einmal geben wollen. in einem wohlfahrtsstaat wie deutschland wird arbeitslosen der zugang zur (selbstinitiierten) bildung versperrt – und damit die schlüsselqualifikation für einen schnellen (wieder-)einstieg in den beruf. wo milliarden in zwangsverordnete und mit fragwürdiger sinnhaftigkeit gesegnete fortbildungsmaßnahmen der arbeitsagenturen gepumpt werden, gesteht man einem erwachsenen 1,39 EUR im monat zu, die er selbstbestimmt für seine bildung einsetzen kann.
das muss ein eingebauter selbstschutz-mechanismus von zensursula sein, sonst würden die hartzis das viele geld bestimmt nur wieder versaufen…