Harter Tobak - Samsas Traum "Poesie: Friedrichs Geschichte"

Kurze Vorinformation aus der Geschichte:
Kennt ihr Hadamar?
Zwischen 1941 und 1945 gab es dort eine Tötungsanstalt. (Netter Begriff, oder?) Hier wurden Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen aus Heilanstalten "zusammengetragen" und durch diverse Methoden getötet. Wer dazu mehr lesen möchte, dem empfehle ich das gute, alte Wikipedia. Jedenfalls wurden hier über 14.000 Menschen getötet, einfach, weil sie anders waren.
Samsas Traum "Poesie: Friedrichs Geschichte"
"Was hat Hadamar mit diesem Eintrag zu tun? Und was hat es bitte schön mit Musik zu tun?", werden sich ein paar von euch bestimmt fragen. "Wieso sollte man ein Album über die Nazi-Zeit machen?"
Tja, wer die Musikgruppe Samsas Traum oder allgemein Alexander Kaschte kennt, weiß, dass der gute Herr bei seiner Musik kein Blatt vor dem Mund nimmt. Er spricht die Themen direkt an und probiert sich aus. Bei dem aktuellen Album neigt er eher zu ersterem.
In "Poesie: Friedrichs Geschichte" geht es um Friedrich. Er ist ein Junge, der es liebt, Gedichte zu schreiben. Von seiner Umwelt und seiner Familie wird er als verhaltsgestört angesehen und wird letzten Endes nach Hadamar gebracht, um zu sterben. Oder besser ausgedrückt: um getötet zu werden.
Es wird allerdings nicht nur das Schicksal von Friedrich erzählt. Auch über Tatsachen und Geschehnisse wird berichtet. Wie bspw. die Feier zum 1.000. Toten, bei der jeder Mitarbeiter eine Falsche Bier bekam.
Was soll man dazu sagen?
Außerdem wird von einem Vergasungsarzt berichtet. Eigentlich sollte ihm, genau wie viele andere, das Todesurteil zugesprochen werden. Aber, weil das deutsche Grundgesetz eingeführt wurde, kam er lediglich mit einer Haftstrafe davon, die nach 15 Jahren beendet wurde.
Was soll man dazu nur sagen?
Harter Tobak Samsas Traum
Mein Eindruck von dem Album
Das Thema hört sich hart an. Ist es auch. Vor dem Album habe ich nichts von Hadamar und dem, was dort passiert ist, gewusst. Tja, jetzt bin ich schlauer und noch mehr geschockt darüber, was damals alles passiert ist.
Wer aber denkt, dass dieses Album eine Art Parole der Nazis ist, täuscht sich. Wer in den Liedern eine Parole der Nazis denkt, der hat selbst schon ein Problem und dem ist auch einfach nicht zu helfen.
Nein. Hier wird zwar auf direkte Art und Weise von den Ereignissen berichtet. Aber Spaß kommt beim Hören nicht wirklich auf. Als ich das Album das erste Mal gehört habe, habe ich den Mund nicht mehr zubekommen. Ich war geschockt, aber gleichzeitig auch fasziniert von der Musik und den Texten. Denn es ist keine fröhliche Musik - das wäre auch bisschen makaber, oder? - die Melodien sind direkt und schlicht und düster. Genauso wie der Gesang.
Emotionen sind hier ein sehr interessantes Thema. An den falschen Stellen könnte dies nur zu Missverständnissen führen. Aber Kaschte setzt seine Stimme wie kein anderer sehr gut in Szene. Angst, Verzweiflung, Ungeduld, Hohn, Trauer ... je nach Perspektive sind diese Gefühle erkennbar, nicht übertrieben, aber dennoch spürbar.
Was mich an dem Album überrascht hat, ist der Ohrwurmfaktor, der in einigen Liedern steckt. Naja, wer denkt bei "Backe, backe Kuchen" nicht an das Kinderlied? Schon allein das hat das Zeug zu einem Ohrwurm. Was man aus einem Kinderlied jedoch machen kann, ist schon etwas ... bizarr.
Backe, backe Kuchen, der Hitler wird dich suchen,
Wer will gute Asche machen, der muss haben sieben Sachen,
Feuer und Gas, Spritzen und Hass, Urnen und Stempel,
Busse sammeln alle ein - schieb in den Ofen rein!
Aber vielleicht ist gerade dieser Ohrwurmfaktor bei diesem Album so wichtig. Immerhin bleibt so mit der Text und auch das, was damals passiert ist, in den Köpfen der Menschen. Und die Vergangenheit wird nicht vergessen.
Überrascht hat mich auch das letzte Lied auf dem Album "Was weißt du schon mir? (Mein Name ist Friedrich)". Es drückt wunderbar aus, wie anonym die Opfer von damals heute doch sind. Namen gibt es wenige. Meist wissen nur die Angehörigen selbst, was mit ihren Lieben passiert ist. Im Zweifel werden sie es aber auch selbst nie erfahren.
"Poesie: Friedrichs Geschichte" ist ein Album, dass man sich anfangs nicht ohne Bauchschmerzen anhören kann. Die Texte sind direkt, echt und voller Wahrheiten. Kaschte hat zwar seine eigene Art und Weise, seine Meinung und Ansichten unter die Leute zu bringen, aber, wie sang er mal:
"Weil es für jemanden, der Extreme liebt, keine leichten Wege gibt."

Eure Christin

wallpaper-1019588
Yuri!!! on Ice: Ice Adolescence – Produktion des Films abgebrochen
wallpaper-1019588
5 Dinge, die du als Trailrunning-Anfänger wissen solltest
wallpaper-1019588
Kalorienarme Lebensmittel: Top-Auswahl für Ihre Diät
wallpaper-1019588
Kalorienarme Lebensmittel: Top-Auswahl für Ihre Diät