Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2

Erstellt am 22. Juli 2011 von Jan
Es ist vorbei. Zehn Jahre Kampf zwischen Gut und Böse gipfelten kürzlich mal wieder in einer epischen und fulminanten Filmschlacht, bei der kein Auge trocken blieb. Kaum zu glauben, dass es wirklich schon zehn Jahre sind. Erst gestern, so scheint es, stieg der kleine Harry das erste Mal in den Hogwartsexpress. Wie faszinierend damals noch alles war. Das hinüber schreiten zum Gleis 9 ¾ war mindestens ein ebenso großes Abenteuer, wie das Große Festmahl, ganz zu schweigen vom Auffinden des Steins der Weisen und die erste Konfrontation mit dem dunklen Lord Voldemort. Am 14. Juli nahm nun eines der ambitioniertesten Filmprojekte und erfolgreichsten Filmserien aller Zeiten ihr Ende.
Erinnern wir uns kurz. Harry Potter hat sich die Aufgabe gestellt, die sieben Horkruxe zu finden und zu zerstören. Hierbei handelt es sich um magische Gegenstände, in denen Voldemort Teile seiner Seele versteckt hat. Wenn man diese Gegenstände zerstört, kann man den finsteren Lord selbst besiegen. Die Suche nach den Horkruxen ist nicht besonders einfach, denn überall lauern Todesser und das ganze Land ist unter Kontrolle der dunklen Hexer. Harry, Ron und Hermine sind auf der Flucht und haben nun erfahren, dass Voldemort auch noch die Heiligtümer des Todes haben will, um unbesiegbar zu werden. Im aller letzten Teil nun versammeln sich alle in Hogwarts. Hier hat inzwischen Severus Snape das Kommando übernommen und führt ein strenges und hartes Regime. Harry hat mittlerweile die meisten Horkruxe zerstört und muss sich nun mit seinen Freunden auf die entscheidende Schlacht vorbereiten. Gleichzeitig wird er aber immer wieder mit seiner Rolle als Auserwählter und mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Außerdem besteht eine unheimliche Verbindung zwischen ihm und Voldemort, so dass nie sicher ist, ob Harry nicht selbst auch zum dunklen Lord werden könnte.
Hach! Auch wenn ich irgendwann das Interesse an den Büchern verloren habe, und die Filme meiner Meinung nach immer mehr abflachten, kann ich mir ein gewisses wehmütiges Gefühl nicht verkneifen. Es ist wirklich vorbei! Die Geschichte ist fertig erzählt und sie wird nicht weiter gehen. Zumindest, wenn man Joanne K. Rowling glauben darf. Im letzten Film wird erwartungsgemäß das bewährte Konzept der letzten Jahre weiter verfolgt. Alles ist sehr düster, deprimierend, mit rasanten Actionszenen und kleinen, auflockernden Witzchen versetzt und alles läuft in galoppierendem Tempo einem epischen Finale entgegen, dass im Vergleich mit dem ersten Potter-Film dann doch ein bisschen den Rahmen sprengt. Erinnert ihr euch? Die kleinen niedlichen Kinder, die zum großen Finale im „Stein der Weisen“ ein nervenaufreibendes Schachspiel absolvieren mussten? Schach wird zur Massenschalcht ala Herr-der-Ringe, bei der die Beteiligten fallen, wie die Fliegen. Nicht nur Harry Potter ist erwachsen geworden, auch die Ganze Machart des Films richtet sich eindeutig an erwachsenere Zuschauer. Die zum Teil schockierenden Gewaltszenen rütteln einen immer wieder wach und man muss sich daran erinnern, dass man „Harry Potter“ guckt und nicht irgendeinen Mittelalterfilm mit martialischer Schlachtenplatte. Okay! Ganz so schlimm ist natürlich nicht, aber auch hier kommt wieder die Frage der Verhältnismäßigkeit, die erstaunlicher weise dazu führt, dass man sich häufiger an den Erstling von 2001 erinnert, als bei den anderen Filmen. Wie schon beim ersten Teil des Finales merkt man auch hier wieder, dass dieses Doppelfeature ein Geschenk an die Fans ist. Menschen, die noch nie etwas von Harry Potter gehört haben, stehen durchweg im Regen und ihnen wird auch nicht erklärt, was Sache ist. Wer HP7.1 nicht gesehen hat, braucht sich gar nicht in den Kinosaal zu wagen, denn der Storyanteil des Buches wurde im ersten Teil größtenteils absolviert. Die Frage des Vorgängers bleibt bestehen: Wie viel kann ein Film wert sein, der nicht in der Lage ist, für sich allein zu stehen, ohne nicht ständig die Schützenhilfe der Fangemeinschaft im Rücken zu haben? Harry Potter ist ein Phänomen der modernen Kultur. Eine mittellose Schriftstellerin erfindet die berühmteste Romanfigur der letzten 10 Jahre, verkauft diese Idee an die richtigen Leute, die es tatsächlich schaffen, eine gut geölte Geldmaschine daraus zu machen. Und diese Maschine soll jetzt einfach still stehen? Mir fällt es sehr schwer, das zu glauben und ich bin sehr gespannt, was in den nächsten Jahren noch aus dem Potter-Universum auf uns zu kommt.
„Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2“ ist trotzdem ein mehr als würdiger Abschluss der Saga. Sämtliche Defizite an Epicness und spektakulären Szenen, die es in den Vorgängerfilmen gegeben haben mag, werden nachgeholt und das Auge wird von Anfang an mit tollen Bildern verwöhnt.
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Ein wenig befremdlich wirkt die letzte Szene, in der man Harry und seine Freunde als erwachsene Menschen sieht, die ihre eigenen Kinder zum Bahnhof bringen. So bekommt das ganze ein wagnerartiges Zyklusfeeling, dass noch mehr den Verdacht nährt, dass nach HP7.2 noch lange nicht Schluss ist.
Harry Potter and the Deathly Hallows Part 2 (GB, 2011): R.: David Yates; D.: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, u.a.; M.: Alexandre Desplat; Offizielle Homepage

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Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.