Darauf hat die Welt über sieben Jahre gewartet. Das großartige und grandiose Finale einer mitreißenden Geschichte. Millionen Kinder und Jugendliche haben ihn während seiner Abenteuer begleitet. Mit ihm gefiebert, gelacht und zu Letzt auch viel gelitten. Viele kennen das hochdramatische Ende der Geschichte bereits, weil sie die Buchvorlage gelesen haben. Für alle anderen gibt es jetzt endlich die Verfilmung des selbigen. Getreu dem Motto, die Torte müsse den Motor am Laufen halten, wird dieses Finale auch noch in zwei Teile verhackstückt. Worum geht’s überhaupt? Ach ja! „Harry Potter und die Heililgtümer des Todes“ Teil 1, oder auch in der flippigen Abkürzung „HP7“
Ohne, den Spoiler auszupacken, kann man eigentlich kaum was über den Inhalt des Filmes sagen, denn, wie ich das beim letzten Mal schon festgestellt habe, gibt es auch heute noch Menschen, die von Harry Potter vollkommen unberührt sind. Nach dem hochdramatischen Ende des vorigen Teils geht es düster weiter. Harry und seine Freunde leben verdeckt und sind mehr oder weniger ununterbrochen auf der Flucht vor den Totessern, jenen finsteren Gehilfen des Dunklen Lords Voldemort. Während Voldemort also das ganze Land nach seinem Erzfeind durchsucht, macht sich Harry weiter auf die Suche nach den verbliebenden Horkruxen, jenen Artefakten, in die Voldemort Teile seiner Seele gelegt hat. Wenn alle Horkruxe zerstört sind, kann auch Voldemort nicht mehr leben. Einfach wird das nicht, denn das Böse ist beinahe überall und man kann sich kaum noch bewegen, ohne entdeckt zu werden.
Für den letzten Teil hatte ich mir erhofft, dass es noch einmal so richtig kracht. Drama, Action, Awesome Soundtrack, Fantastic Images! Stattdessen lässt Regisseur David Yates nichts anbrennen. Zu groß ist der Druck, der durch die millionenschwere Buchvorlage und durch die Erwartungen von Millionen von Fans auf ihm lastet. „HP7“ fährt den gleichen Stil, wie die beiden Vorgänger. Dunkel, farblos, relativ hart und mit der unvermeidbaren Verfolgungsjagd – bei Dunkelheit – durch einen Wald im Youtube-Style. Auch, dass alles auf eine längere Laufzeit gezogen wurde, korrigiert den merkwürdigen Eindruck nicht, den man beim Schauen gewinnt. Klar ist es schön, dass sich der Film mehr Zeit nimmt, aber irgendwie packt er es komisch an. Es gibt Szenen, in denen Minuten lang gar nichts gesagt wird und dann gibt es Dialoge, die sich immer wiederholen. Es gibt viele nette Ideen, die ich durchaus auch zu würdigen weiß. Das ständige Wechseln von Orten und die ganze Flucht bringt viel Dynamik rein. Der Verzicht auf sämtliche Potter-Elemente, wie Qudditch, die Fahrt mit dem Hogwartsexpress und nicht zu Letzt der Unterricht, bringt Abwechslung und Spannung. Es gibt eine toll animierte Szene, in der ein altes Märchen erzählt wird. Das alles ist gut aber insgesamt ist der Film irgendwie kraftlos. Wie ich mich schon habe belehren lassen, kann man Harry Potter nicht nur von der rein filmischen Seite betrachten. Harry Potter bedeutet für viele sehr viel mehr, als bloß ein weiterer Fantasy-Film. Viele wissen alles über den jungen Zauberer und haben alle Bücher bis auf die letzte Seite gelesen. Ich habe das nicht getan und kann vielleicht nur bedingt nachvollziehen, was besonders die letzten drei Bücher vermitteln sollen. Aber wie viel ist denn ein Film wert, der nicht in der Lage ist, für sich alleine zu stehen, ohne nicht ständig die Fans als Schützenhilfe zu bekommen? Wie ergeht es Leuten, die ins Kino gehen, ohne vorher auch nur irgendwas von Harry Potter gehört zu haben? Die stehen ziemlich blöd da und fragen sich den ganzen Film über „Hä?“
Ich will nicht zu viel fetzen. Der vorletzte Harry Potter-Film ist vollkommen solide und entspricht dem Stil und der Machart der vorigen Teile. Fans werden es natürlich lieben, Filmgeeks werden sich über die ganzen Kleinigkeiten aufregen und alle anderen stehen mit leuchtenden Augen vor den Schaukästen und sagen sich: „Der nächste Teil wird richtig klasse!“
Harry Potter and the Deathly Hollows Part 1 (GB, 2010): R.: David Yates; D.: Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint, u.a.; M.: Alexandre Desplat; Offizielle Homepage