Elke Heidenreich
*15. Februar 1943 in Korbach als Elke Helene Rieger
„Freunde sollte der Mensch schon haben, sonst wird es wirklich kalt in der Welt. Ohne die wirklich gute, enge Herzensfreundin, die alles versteht, über Jahre alles mitkriegt, alles erzählt und tröstet und getröstet wird, ohne diese Freundin ist das Leben trübe.“- Elke Heidenreich
"Lesen!": Ein Wort reicht, um die Mission von Elke Heidenreich zu beschreiben. Fünfeinhalb Jahre führte sie durch die gleichnamige ZDF-Literatursendung. Mit Nachdruck, aber immer auf Augenhöhe mit ihren Zuschauern, vermittelte sie ihre Liebe zu Büchern. 2008 wurde "Lesen!" eingestellt. Als Literaturvermittlerin, Moderatorin, Autorin und Herausgeberin war Heidenreich seitdem weiter äußerst umtriebig. Am (heutigen) Freitag feiert sie ihren 70. Geburtstag.
Dabei sah sich Heidenreich selbst nie als klassische Literaturkritikerin, sondern eher als begeisterte Leserin, die ihren eigenen Geschmack zum Maßstab für ihre Empfehlungen machte. "Wir brauchen eine spannende Literatursendung, aber ohne dieses Nickelbrillen-Getue", sagte sie einmal. Zwischen Hochkultur und Trivialliteratur wollte sie ihre Nische finden. Die Werke sollten lesbar, aber nicht niveaulos sein.
Als Kind hat sich Heidenreich nach eigenen Angaben geradezu von Büchern ernährt. Das Lesen und Schreiben wurde dann auch ihr Beruf: Nach einem sprachwissenschaftlichen Studium machte sich die in Essen aufgewachsene Autorin seit 1971 mit Drehbüchern zu Serien wie "Tour de Ruhr" und "Kein schöner Land" einen Namen. 1981 sorgte ihr Auftritt in Alfred Bioleks Talkshow "Kölner Treff" für Furore. Kritiker attestierten ihr ein flinkes, kesses Mundwerk und eine natürliche Art.
Zu diesem Zeitpunkt war die Wahl-Kölnerin dank der Metzgergattin Else Stratmann aus Wanne-Eickel bereits überregional bekannt: Über 4.500 Mal schrieb sich Heidenreich die satirischen Kurzhörspiele über die patente Ruhrpottlerin auf den Leib. Als Else Stratmann im Juli 1987 nach über elf Jahren verstummte, war die Enttäuschung der Fans groß.
Heidenreich suchte sich neue Herausforderungen. Sie provozierte mit dem Anti-Atombunker-Stück "Unternehmen Arche Noah" und wandte sich wieder ihrem alten Steckenpferd, der Talkshow, zu. Bereits von 1984 bis 1987 hatte sie beim "Sender Freies Berlin" die Talkshow "Leute" präsentiert. 1990 stieg sie in die ZDF-Talkrunde "Live" ein.
Auch als Kolumnistin der Frauenzeitschrift "Brigitte" und immer mehr als Buchautorin blieb Elke Heidenreich in der Öffentlichkeit präsent. 1992 erschien ihr Erzählband "Kolonien der Liebe" (1992), mit der Katzengeschichte "Nero Corleone" (1995) gelang ihr ein Bestseller. Im Herbst 2002 sprach Elke Heidenreich in der Sendung "Boulevard Bio" offen über ihre Krebserkrankung. "Jede vierte Frau hat Krebs. Was soll ich ein Geschiss draus machen?", sagte sie später der "Welt am Sonntag".
2003 startete Heidenreich schließlich die Literatursendung "Lesen!" im ZDF, die zu einem großen Erfolg wurde. Sie stellte auf sehr persönliche Weise Neuerscheinungen vor und plauderte mit prominenten Gästen über ihre Lieblingsbücher. Nach einem Streit mit dem Sender wurde "Lesen!" im Oktober 2008 eingestellt. Heidenreich führte die Sendung noch eine Weile im Internet weiter. Zudem brachte sie die "Edition Elke Heidenreich" heraus, in der Bücher über Musik und Musiker erschienen. Zuvor hatte sie bereits selbst Opernlibretti verfasst.
Auch durch Ausflüge ins Schauspielfach machte Heidenreich von sich reden. 2012 hatte sie einen Gastauftritt in ihrer Lieblingsserie "Verbotene Liebe". Voraussichtlich am 18. März wird sie wieder als Privatdetektivin Felizitas Haverdorn im Einsatz sein.
Frage: Haben Sie eine ganz spezielle Erinnerung aus der Anfangsphase Ihrer Freundschaft? Senta Berger: Elke und ich haben uns in den frühen 70ern in Baden Baden kennengelernt. Sie hatte das Drehbuch zu einem Film meines Mannes Michael Verhoeven geschrieben: „Der Rest des Lebens“. Elke lebte mit dem Autor Bernd Schroeder zusammen, und wir vier verstanden uns sofort. Das heißt, wir haben viel zusammen gelacht und viel zusammen gestritten und immer wieder zusammen gearbeitet.
Was ist für Sie das Unverwechselbare an Elke Heidenreich? Berger: Ihre Begeisterungsfähigkeit. Ihr Gerechtigkeitssinn. Ihr Humor. Ihr Mitgefühl. Ihr Mut. Ihr Zorn, der sie auch ungerecht werden lassen kann. Ihre Bereitschaft, ohne Umstände Fehler einzugestehen.
Elke Heidenreich hat geschrieben, Sie seien mit 70 „an der Schwelle zum Alter“ bei sich selbst angekommen. Haben Sie diesen Eindruck auch bei ihr? Berger: Ich weiß nicht genau, was Elke damit gemeint hat. Dass ich als Schauspielerin „angekommen“ bin? Dass ich mir meiner schauspielerischen Mittel sicher bin? Dass ich über meine Schwächen und Stärken Bescheid weiß und danach handle? Ich glaube, ich werde nie ankommen, wenn man darunter Gelassenheit versteht, gar Weisheit, Abgeklärtheit. Und Elke, der unruhige Geist! Elke, die nie aufgibt, die Resignation für eine Niederlage hält! Ankommen – das ist ein schönes Wort, das klingt so gut, aber ich weiß nicht genau, was Elke gemeint hat. Ich muss sie fragen: Ankommen – wo?
„Freunde sollte der Mensch schon haben, sonst wird es wirklich kalt in der Welt. Ohne die wirklich gute, enge Herzensfreundin, die alles versteht, über Jahre alles mitkriegt, alles erzählt und tröstet und getröstet wird, ohne diese Freundin ist das Leben trübe.“- Elke Heidenreich
"Lesen!": Ein Wort reicht, um die Mission von Elke Heidenreich zu beschreiben. Fünfeinhalb Jahre führte sie durch die gleichnamige ZDF-Literatursendung. Mit Nachdruck, aber immer auf Augenhöhe mit ihren Zuschauern, vermittelte sie ihre Liebe zu Büchern. 2008 wurde "Lesen!" eingestellt. Als Literaturvermittlerin, Moderatorin, Autorin und Herausgeberin war Heidenreich seitdem weiter äußerst umtriebig. Am (heutigen) Freitag feiert sie ihren 70. Geburtstag.
Dabei sah sich Heidenreich selbst nie als klassische Literaturkritikerin, sondern eher als begeisterte Leserin, die ihren eigenen Geschmack zum Maßstab für ihre Empfehlungen machte. "Wir brauchen eine spannende Literatursendung, aber ohne dieses Nickelbrillen-Getue", sagte sie einmal. Zwischen Hochkultur und Trivialliteratur wollte sie ihre Nische finden. Die Werke sollten lesbar, aber nicht niveaulos sein.
Als Kind hat sich Heidenreich nach eigenen Angaben geradezu von Büchern ernährt. Das Lesen und Schreiben wurde dann auch ihr Beruf: Nach einem sprachwissenschaftlichen Studium machte sich die in Essen aufgewachsene Autorin seit 1971 mit Drehbüchern zu Serien wie "Tour de Ruhr" und "Kein schöner Land" einen Namen. 1981 sorgte ihr Auftritt in Alfred Bioleks Talkshow "Kölner Treff" für Furore. Kritiker attestierten ihr ein flinkes, kesses Mundwerk und eine natürliche Art.
Zu diesem Zeitpunkt war die Wahl-Kölnerin dank der Metzgergattin Else Stratmann aus Wanne-Eickel bereits überregional bekannt: Über 4.500 Mal schrieb sich Heidenreich die satirischen Kurzhörspiele über die patente Ruhrpottlerin auf den Leib. Als Else Stratmann im Juli 1987 nach über elf Jahren verstummte, war die Enttäuschung der Fans groß.
Heidenreich suchte sich neue Herausforderungen. Sie provozierte mit dem Anti-Atombunker-Stück "Unternehmen Arche Noah" und wandte sich wieder ihrem alten Steckenpferd, der Talkshow, zu. Bereits von 1984 bis 1987 hatte sie beim "Sender Freies Berlin" die Talkshow "Leute" präsentiert. 1990 stieg sie in die ZDF-Talkrunde "Live" ein.
Auch als Kolumnistin der Frauenzeitschrift "Brigitte" und immer mehr als Buchautorin blieb Elke Heidenreich in der Öffentlichkeit präsent. 1992 erschien ihr Erzählband "Kolonien der Liebe" (1992), mit der Katzengeschichte "Nero Corleone" (1995) gelang ihr ein Bestseller. Im Herbst 2002 sprach Elke Heidenreich in der Sendung "Boulevard Bio" offen über ihre Krebserkrankung. "Jede vierte Frau hat Krebs. Was soll ich ein Geschiss draus machen?", sagte sie später der "Welt am Sonntag".
2003 startete Heidenreich schließlich die Literatursendung "Lesen!" im ZDF, die zu einem großen Erfolg wurde. Sie stellte auf sehr persönliche Weise Neuerscheinungen vor und plauderte mit prominenten Gästen über ihre Lieblingsbücher. Nach einem Streit mit dem Sender wurde "Lesen!" im Oktober 2008 eingestellt. Heidenreich führte die Sendung noch eine Weile im Internet weiter. Zudem brachte sie die "Edition Elke Heidenreich" heraus, in der Bücher über Musik und Musiker erschienen. Zuvor hatte sie bereits selbst Opernlibretti verfasst.
Auch durch Ausflüge ins Schauspielfach machte Heidenreich von sich reden. 2012 hatte sie einen Gastauftritt in ihrer Lieblingsserie "Verbotene Liebe". Voraussichtlich am 18. März wird sie wieder als Privatdetektivin Felizitas Haverdorn im Einsatz sein.
Senta Berger über Elke Heidenreich
Zwei Freundinnen. Elke Heidenreich mag anlässlich ihres 70. Geburtstages kein Interview geben – ihre Freundin Senta Berger (71) schon.Frage: Haben Sie eine ganz spezielle Erinnerung aus der Anfangsphase Ihrer Freundschaft? Senta Berger: Elke und ich haben uns in den frühen 70ern in Baden Baden kennengelernt. Sie hatte das Drehbuch zu einem Film meines Mannes Michael Verhoeven geschrieben: „Der Rest des Lebens“. Elke lebte mit dem Autor Bernd Schroeder zusammen, und wir vier verstanden uns sofort. Das heißt, wir haben viel zusammen gelacht und viel zusammen gestritten und immer wieder zusammen gearbeitet.
Was ist für Sie das Unverwechselbare an Elke Heidenreich? Berger: Ihre Begeisterungsfähigkeit. Ihr Gerechtigkeitssinn. Ihr Humor. Ihr Mitgefühl. Ihr Mut. Ihr Zorn, der sie auch ungerecht werden lassen kann. Ihre Bereitschaft, ohne Umstände Fehler einzugestehen.
Elke Heidenreich hat geschrieben, Sie seien mit 70 „an der Schwelle zum Alter“ bei sich selbst angekommen. Haben Sie diesen Eindruck auch bei ihr? Berger: Ich weiß nicht genau, was Elke damit gemeint hat. Dass ich als Schauspielerin „angekommen“ bin? Dass ich mir meiner schauspielerischen Mittel sicher bin? Dass ich über meine Schwächen und Stärken Bescheid weiß und danach handle? Ich glaube, ich werde nie ankommen, wenn man darunter Gelassenheit versteht, gar Weisheit, Abgeklärtheit. Und Elke, der unruhige Geist! Elke, die nie aufgibt, die Resignation für eine Niederlage hält! Ankommen – das ist ein schönes Wort, das klingt so gut, aber ich weiß nicht genau, was Elke gemeint hat. Ich muss sie fragen: Ankommen – wo?