Kaum zu glauben, aber es gab mal eine Zeit, in der Sony bei vielen als Underdog im Games Business galt. Die Platzhirsche hießen Nintendo und Sega. Konkurrenten, die mit neuen 32Bit Konsolen auf den Markt drängten, gab es gleich mehrere und Sony schien nur eines von mehreren Unternehmen zu sein, die, zumindest in den anderen Fällen, mit eher wenig Erfolg versuchten, sich ein Stück vom Konsolenkuchen zu ergattern. Die Herausforderer setzten fast alle auf CD-ROM's und nahezu durch die Bank auf 32Bit Technik. Und verglichen mit Firmen wie der 3DO Company, Commodore oder Atari schien Sony tatsächlich spät dran zu sein. Stattdessen kann man heute wohl sagen, die Japaner machten nicht nur alles richtig, sondern legten direkt noch den Grundstein für die erfolgreichste Konsolenfamilie überhaupt.
GamingNerd History
Ein ganz wichtiger Punkt dabei war der Fokus auf 3D Grafiken. Das sollte sogar Schockwellen durch Segas Entwicklungsabteilung jagen, angeblich strickten die ihren Saturn noch mal auf den letzten Drücker zur vollwertigen 3D Maschine um, denn anfangs setzte Sega den Schwerpunkt wohl eher auf 2D Grafiken und FMV-Videos. Erste Screenshots zu Grafikdemos und Spielen im ganz frühen Entwicklungsstand wirkten so detailliert, dass selbst PC-Highlights wie Doom plötzlich nicht mehr so großartig aussahen, die Konsolenkonkurrenz von Atari, 3DO und Co. plötzlich sowieso schon antiquiert wirkte und Arcade Games wie Ridge Racer, die abertausende Euro teure Spezialhardware verwendeten, plötzlich ohne Abstriche möglich schienen. Damit nicht genug, die PlayStation sollte auch noch günstiger werden als 3DO und Co. Zugegeben, mit Preisen von anfangs 999,-DM konnten sich die meisten von uns den Interactive Multiplayer ohnehin erstmal nicht leisten, die Modulkonsole Jaguar wirkte wiederum schon von der Spieleauswahl so gar nicht überzeugend und dank Commodore-Insolvenz war das Amiga CD32 ohnehin ganz schnell kein Thema mehr.
Nun mussten wir Europäer fast zehn Monate warten. Erst am 29. September 1995 sollte die PlayStation bei uns erschienen. Für stolze 599,-DM, was zwar nicht gerade wenig war, aber deutlich günstiger als Segas Saturn und mit besserer Grafik als jeder High End PC damals vorzeigen konnte. Klar musste ich die Wunderkiste im Releasezeitraum haben, wofür dummerweise mein Super Nintendo dran glauben musste und verkauft wurde. Aber dank WipEout, Tekken, dem für damalige Verhältnisse mit extrem realistischer Crash Physik überzeugenden Destruction Derby, Krazy Ivan und so einigen anderen Titeln, natürlich auch Ridge Racer, war der Haben-Will Faktor einfach zu groß. Dazu kam noch offensives Marketing samt abgedrehter Fernsehwerbung, die sich Sega oder Nintendo wohl nicht in dem Maß getraut hätten. Die PlayStation war anders, erwachsener als die 'Kinderkonsolen' und deutlich potenter als der 486DX50, natürlich von Highscreen, an dem ich eh schon deutlich mehr Zeit verbrachte als mein Vater. Gut, der hätte auch nie Doom gespielt.
Entwicklerfreundlichkeit, Ergonomie und clevere Deals
Genauso wichtig war zugängliche Hardware. Die PlayStation hatte zwar ein paar quasi schon eingebaute Grafikfehler, davon ab machte sie es Entwicklern aber in fast allen Punkten extrem viel einfacher, als beispielsweise Segas Saturn. Dazu kam noch, dass Sony vieles, wie Grafikbibliotheken, zur Verfügung stellte, was Spieleentwicklern das Leben einfacher machte. Genauso wichtig waren die richtigen Studio Zukäufe. So erwarb man mit Psygnosis eines der bekanntesten, britischen Studios, arbeitete eng mit amerikanischen Studios wie SingleTrac (u.a. Twisted Metal) zusammen und konnte gleichzeitig bei den großen, japanischen Publishern punkten, was in den Folgejahren sicher besonders wichtig werden würde. Dazu kamen noch andere smarte Deals. So sicherte sich Sony kurz nach Release des ersten Teils die exklusiven Konsolenrechte für die Tomb Raider Reihe auf Jahre hinaus. Der gute Draht zu den japanischen Publishern brachte letztlich so wichtige Rollenspielreihen wie Final Fantasy, Breath of Fire und schließlich Dragon Quest auf Sonys Konsole. Und gleichzeitig war Sony bereit, sehr viel Geld in Projekte wie Gran Turismo zu stecken. Hunderte lizensierte Autos und bekannte Musik in einem vergleichsweise simulationslastigen Rennspiel, wo andere Titel Fantasiewagen oder bestenfalls eine Handvoll Autos auf die Piste brachten, das war schon eine Ansage.
Schwarzbrennereien und der Kopfstand
Leider zeigte sich bei den ersten Baureihen nach einiger Zeit auch, dass die Hardware manche Macken haben konnte. Die ersten Baureihen konnten unter Umständen im Sommer zu warm werden, was dann zu Problemen und zum Absturz führen konnte. Auch das Laufwerk litt unter der Wärme, die übrigens vom Netzteil und nicht von den Prozessoren verursacht wurde. Spätere Baureihen verstärkten deswegen die Abschirmung und setzten das Laufwerk auf die rechte Seite um.
Wer so eine ältere PlayStation besaß, der war nach einiger Zeit oft gezwungen, die Konsolen hochkant zu stellen oder auf den Kopf zu drehen, damit sie die Spiele noch richtig lesen konnte. Als Early Adopter hatte ich natürlich genau so ein Gerät. Irgendwie lief die dank diverser Maßnahmen wie zusätzlichen Luftlöchern im Bereich des Netzteils am Ende aber trotzdem zehn Jahre lang.
Meilensteine und Klassiker
Zum Großteil lag das natürlich an den Spielen. Neben Arcade Ports wie Ridge Racer konnte bereits zum Europa Release WipEout überzeugen. Der zweite Teil war ein Jahr später sogar noch mal deutlich besser. Das lag neben der guten Musikauswahl und dem damals herausragenden Design auch am erstklassigen Fahrgefühl, dem Streckendesign und der Tatsache, dass die F-Zero meets Mario Kart Mischung einfach erstklassig funktionierte. Ebenfalls 1996 erschien Resident Evil. Eigentlich kannten manche von uns das Spielprinzip schon von Alone in the Dark, so wirklich neu war Resi also nicht. Dafür machte es nahezu alles deutlich besser, ob Präsentation, Spieldesign oder Grafik. Auch wenn die Panzersteuerung mittlerweile ein Graus ist und die B-Movie Dialoge oft unfreiwillig komisch wirken, damals war das ein echter Meilenstein. Mit Tomb Raider erschien auch ein vollwertiges 3D Action Adventure, ein Konzept, das vorher einfach nie wirklich gut funktioniert hatte, jetzt aber voll aufging und mit seinem weiblichen Indiana Jones Verschnitt popkulturell auch noch extrem erfolgreich werden sollte.
Final Fantasy VII war natürlich ein weiterer Meilenstein auf der PlayStation und nebenbei ein harter Schlag für Nintendo. Mit Exklusivtiteln wie Metal Gear Solid konnte Sonys Konsole tatsächlich bis zum Generationswechsel immer wieder punkten. Obendrein bekam man oft Ports von PC-Spielen. Doom, Descent und sogar Star Wars: Dark Forces fanden ihren Weg ebenso auf die Konsole wie Warcraft 2, Command & Conquer oder Diablo. Und natürlich Wing Commander 3 und 4. Oder Star Wars:Rebel Assault 2. Auch wenn die Zeit der FMV Schießbuden ziemlich schnell wieder vorbei war.
Leider sind viele 3D Titel extrem schlecht gealtert, oft natürlich wegen der Grafik, aber genauso oft wegen der Steuerung. Neben ein paar Vs. Fightern wie Soul Blade sind es vor allem arcadige Rennspiele, die sich immer noch ordentlich spielen, natürlich gerade auch Ridge Racer und WipeEout 2097. Viel interessanter sind heutzutage aber 2D Titel. Viele gute Shoot em Ups wie Raiden Project oder Raystorm lassen sich für die PlayStation finden. Run & Gun Titel wie Rapid Reload, zum Release von den meisten ignoriert, oder auch 2D Action Adventures wie die beiden Oddworld Titel oder Alundra. Natürlich machen auch viele Rollenspiele bis heute eine gute Figur, nicht zuletzt Final Fantasy IX. Aber sogar bei klassischen Point & Click Adventures findet man einige, etwa die Discworld Trilogie oder Baphomets Fluch. Einige Titel, etwa das gute, aber bockschwere Hearts of Darkness, bekommt man bis heute selbst in gutem Zustand für nen Appel und ein Ei. Andere, wie Rapid Reload, sind mittlerweile vergleichsweise teuer. Viele dieser Spiele sind aber heute immer noch einen Blick wert, auch wenn sie nie so sehr im Fokus der Aufmerksamkeit standen.
Ein Meilenstein für sich war übrigens die beiliegende Demo CD, ich weiß nicht, wie viele Stunden ich alleine mit der T-Rex Grafikdemo verbracht habe und wenn man dem Internet glauben darf, dann war ich damit nicht der einzige. Also dann, Happy Birthday, PlayStation!