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Immer wieder lese ich in Zeitschriften Dinge wie “Ehe ist out”, “Beziehungen über einen langen Zeitraum sind unsinnig”, “Die Ehe ist tot!” etc. und jedes Mal frage ich mich wieder wieso das so sein sollte.
Ich habe noch nie die Illusion gehabt, dass Beziehung und Ehe einfach ist und mal so eben nebenbei laufen kann, denn das ist nicht der Fall. Beziehung und Ehe ist harte Arbeit und es gibt Wochen, Monate…sogar Jahre in denen es nicht rund läuft, denn schliesslich handelt es sich um zwei ganz individuelle Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansichten.
Angesichts einer sinkenden Rate der Eheschliessungen und steigenden Scheidungsrate stellt sich doch ganz klar die Frage “Wieso ist das so?”
2010 haben laut des Statistischen Bundesamts 382047 Eheschliessungen stattgefunden – im Vergleich dazu waren es 1990 noch 516388) und steigender Scheidungsrate (2010 wurden laut des Statistischen Bundesamts 187027 Ehen geschieden – im Vergleich dazu wurden 1990 “nur” 154786 Ehen geschieden.
Vor einigen Jahren hat Gabriele Pauli (damals Politikerin der CSU) vorgeschlagen, dass Ehen nur noch auf Zeit geschlossen werden sollten…man heiratet für 7 Jahre, danach wird die Ehe ungültig und man kann entweder erneut heiraten oder getrennte Wege einschlagen. Hier ein Artikel zum Thema.
Aber wieso heiraten denn immer weniger Menschen? Ist eine Beziehung “unverbindlicher” nur weil man nicht verheiratet ist? Kann man leichter “Aus, vorbei und Tschüss!” sagen? Muss man weniger an einer Beziehung arbeiten, weil man ja vor dem Gesetz keine Verpflichtung eingegangen ist? Wird das Beenden einer Beziehung mit gemeinsamen Kindern leichter und ist weniger schmerzhaft für Eltern & Kinder wenn man unverheiratet ist? Ist es einfacher die in einer Beziehung erworbenen Güter zu trennen wenn man nicht verheiratet ist? Hält man sich so ein Hintertürchen offen und kann schneller sein Herz an jemand anderen verschenken?
Und wieso lassen sich so viel mehr Menschen scheiden? Ist die Beziehung zu viel Arbeit geworden? Hat man das Gefühl sich nicht selbst verwirklichen zu können? Sind andere Dinge wichtiger geworden als die Beziehung? Ist die Liebe nicht mehr so stark wie am Anfang? Fühlt man sich eingeengt?
Beantworten kann ich es nicht denn ich habe keinen blassen Schimmer.
In einer Beziehung oder Ehe ist es doch so: man muss ständig an ihr arbeiten. Selbst wenn man einmal wieder alles in die Gänge gekriegt hat, alles wieder gut läuft, ist die Rückfallquote in alte Gewohnheiten & Verhaltensmuster enorm hoch…und zwar deshalb, weil wir uns gern auf unseren Lorbeeren ausruhen und denken, dass wir es ja jetzt ”geschafft haben”. Aber das geht in einer Beziehung / Ehe eben nicht.
Die Ehe ist nicht out. Ganz im Gegenteil. Die Ehe ist etwas wunderbares! Doch unsere Gesellschaft wird mit Reizen überflutet, mit Dingen wie “Monogamie gibt es nicht.”, “Frauen sind viel zu wertvoll um Ehefrau und Mutter zu sein!”, “Wer will sich schon ein Leben lang an einen Partner binden.”, “Nimm Dir was Du willst, wann Du willst und sei dabei immer auf Deinen Vorteil bedacht, lass Dich an nichts fesseln, sonst kannst Du Dich nicht weiterentwickeln.”.
Nennt mich altmodisch, aber das sehe ich ganz anders. Ich finde, es ist etwas ganz wertvolles Ehefrau und Mutter sein zu können, mit einem Partner der mich ganz genau kennt, der noch mit 85 Jahren auf einer Parkbank meine Hand hält und meine Sätze beenden kann und obendrein noch Karriere machen zu können mit dem Rückhalt eines Menschen den ich unglaublich doll liebe und der mir den Raum gibt mich weiterzuentwickeln und zu entfalten.
Sicherlich ist jede Ehe individuell und jeder muss für sich entscheiden ob er heiraten möchte und ich verurteile keinen für seine Entscheidung. Jeder muss über sein Leben selber bestimmen und mit seinen Entscheidungen glücklich sein.
Meine Eltern sind seid fast 41 Jahren verheiratet…als Kind lernt man ja bekanntlich “am Modell” und vielleicht hat das meine Weltanschauung geprägt, vielleicht habe ich deswegen als Ziel mit meinem Mann noch viele, viele Jahre verheiratet zu sein.
Es gibt nicht viele Lebensweisheiten die ich mir aus meiner Teenagerzeit gemerkt habe, zumindest nicht wenn’s um meine Eltern geht (Pubertät und so ), aber eine Sache, die meine Mutter mir mit auf den Weg gegeben hat, hat sich in mein Gedächtnis und tief in mein Herz gebrannt:
“Es gibt Zeiten in jeder Ehe in denen die Liebe füreinander nicht so groß ist, in der man für einander mehr Freundschaft empfindet als alles andere. Aber gerade dann muss man zueinander stehen, die Ehe nicht aufgeben, und einfach aufs Neue entdecken warum man sich ineinander verliebt hat und was man an dem anderen eigentlich liebt und dann überwindet man auch diese Phasen.”
Das ist meiner Meinung nach die wertvollste und beste Weisheit die mir jemals jemand zum Thema Beziehung / Ehe mit auf den Weg gegeben hat. Und ich bin mir sicher, dass sie absolut wahr ist…