Hansa Rostock: Der Nachwuchs muss es richten

Von Justmv

Nach dem Rausch folgte der Kater. Mit zuweilen begeisterndem Fußball war Hansa Rostock vor einem Jahr in die Zweite Liga aufgestiegen, doch nur zwölf Monate später geht es für die Mecklenburger wieder zurück in die Drittklassigkeit. Das Bundesliga-Unterhaus war für den Traditionsclub eine Nummer zu groß. Einher mit der sportlichen Misere geht die wirtschaftliche Lage: Hansa musste um seine Existenz bangen, erst ein Hilfspaket der Stadt Rostock verhinderte die Insolvenz, viele weitere Maßnahmen müssen folgen, um den Verein dauerhaft von den hohen Schulden zu befreien.

Saisonverlauf

Die Saison begann mit einer ernüchternden Heimniederlage gegen den SC Paderborn. Es folgten vier Remis. Doch was zunächst relativ stabil aussah, entpuppte sich bald als Negativserie. Erst am elften Spieltag gelang mit dem 2:0 gegen 1860 München der erste Saisonsieg – es blieb der einzige der gesamten Hinrunde. Sieg Nummer zwei folgte erst am 21. Spieltag, aber auch dem 4:2 gegen den MSV Duisburg folgten sechs sieglose Partien. Hoffnung keimte auf, als Hansa nacheinander bei 1860 München, gegen Fortuna Düsseldorf und bei Energie Cottbus gewann. Doch mit der desaströsen 0:5-Heimpleite gegen den Mitkonkurrenten FSV Frankfurt war die Saison gelaufen. Das spektakuläre 4:5 bei Union Berlin besiegelte den Abstieg, mit dem 2:2 gegen Zweitligameister Greuther Fürth lieferte man den Fans wenigstens einen versöhnlichen Saisonabschluss.

Trainer und Umfeld

Nach der schwachen Hinrunde mit nur elf Punkten waren die Tage von Aufstiegstrainer Peter Vollmann gezählt. Wolfgang Wolf sollte das Ruder auf der Hansa-Kogge herumreißen, doch seine Maßnahmen verpufften am Ende wirkungslos. Wolf setzte auf den Nachwuchs – was ein Grund für seine Vertragsverlängerung bei Hansa gewesen sein dürfte. Mit dem 54-Jährigen soll der Umbruch und zugleich der sofortige Wiederaufstieg gelingen. Die Rückendeckung des Managers Stefan Beinlich (“Wir sind von seiner Arbeit überzeugt”) hat er. Die der Fans ohnehin: Mit vielen Unterstützer-Aktionen bewiesen die Anhänger eindrucksvoll, dass sie auch in schlechten Zeiten für positive Schlagzeilen sorgen können. Wolf: “Ich bin stolz, was das Umfeld und die Fans hier in den letzten Tagen auf die Beine gestellt haben.”

Club schlitterte an der Insolvenz vorbei

Den Club drücken Schulden von rund 8,5 Millionen Euro, die Liquidität wurde lediglich durch Kredite aufrechterhalten. Zur Sanierung muss wahrscheinlich das Stadion verkauft werden, ein entscheidender Schritt für die wirtschaftliche Zukunft des Vereins ist zudem ein Hilfspaket der Stadt, dem der Finanzausschuss am Mittwochabend zustimmte. Ohne Finanzspritzen und Schuldenerlass wären an der Ostsee die Lichter ausgegangen.

Neuverpflichtungen

Die Verpflichtung von “Tor-Phantom” Marek Mintal sorgte für Aufsehen bei Hansa Rostock, doch der Slowake erfüllte die hohen Erwartungen nicht. Lediglich sechs Treffer in 24 Einsätzen erzielte der 34-Jährige. Auch der Tscheche Pavel Kostal, der die Abwehr stabilisieren sollte, war nicht die erhoffte Verstärkung. Verletzungsbedingt kam der 31-Jährige nur auf zehn Saisonpartien. Dominic Peitz und Timo Perthel spielten eine unauffällige Saison. Stürmer Tino Semmer traf zwar sogleich im ersten Saisonspiel, die folgende Torflaute beendete der 26-Jährige allerdings erst am 33. Spieltag. Zwei Tore in 22 Spielen sind eine dürftige Bilanz. Im Winter stießen Marek Janecka und Freddy Borg zu den Hansestädtern. Der Slowake entpuppte sich defensiv als guter Griff, der Schwede verzückte die Fans zumindest in seinen ersten Einsätzen. Positiv hervorzuheben sind die Nachwuchskräfte des Clubs: Tom Weilandt spielte eine starke Debütsaison, in Edisson Jordanov hat Hansa ein Juwel in den eigenen Reihen.

Fazit und Ausblick

Die Vereinsführung bleibt dem Club trotz des Abstiegs erhalten, der Trainer auch. Nach Hansa-Angaben haben Torhüter Johannes Brinkies, die Verteidiger Matthias Holst und Stephan Gusche, die Mittelfeldspieler Edisson Jordanov, Michael Blum, Kevin Pannewitz und Tom Weilandt sowie Stürmer Lukas Albrecht auch für die Dritte Liga geltende Verträge. Mit den übrigen Akteuren des Kaders wird verhandelt. Wolf wird weiter auf junge hungrige Spieler aus der Region setzen, zumal der Spieler-Etat kleiner wird. “Wir haben viele junge talentierte Spieler, die auch in diesem Jahr viel gelernt haben. Wir brauchen natürlich aber auch den einen oder anderen gestandenen Spieler, der die anderen führen kann”, gab Manager Beinlich einen ersten Einblick in die Planung. Bleibt das Gros der Mannschaft zusammen, ist ein direkter Wiederaufstieg auch angesichts der knappen finanziellen Mittel schwer, aber nicht unrealistisch.

Quelle: NDR.de

Trainer Wolfgang Wolf (l.) tröstet seine Spieler nach dem 4:5 bei Union Berlin - der Abstieg war besiegelt. Foto: Fishing4