Zu seinem 65. Geburtstag veröffentlicht Hans Theessink das Nachfolgealbum zu dem international gefeierten Duo-Album „Delta Time“ mit Terry Evans. Vorwiegend allein hat er auf "Wishing Well" eigene Songs, Neuinterpretationen von Bluesklassikern und seine Lieblingslieder von Musikern zwischen Bob Dylan und Brownie McGhee eingespielt.
Das ist ein Album die ganz stillen Momente: fast bis zum Stillstand abgebremst singt Hans Theessink mit seinem warmen Bariton Lieder wie den „Wayfaring Stranger“ oder eigene Stücke wie den in Südindien entstandenen Titelsong: Leicht, fast zärtlich die Gitarren, behutsam der Gesang - nur selten bewegt sich das Tempo etwas schneller, etwa in „Take Your Picture“, wo sich der Musiker noch immer nicht sicher ist, ob der Song nun von ihm stammt, oder - weil er einfach so uralt und bekannt klingt - ihm aus dem Radio oder von sonstwo zugeflogen ist. Hier wird das Fingerpicking munterer, doch die Stimmung der äußersten Entspannung weicht auch dann noch nicht.
Man kann über „Wishing Well“ wirklich geteilter Meinung sein. Für manche Hörer kann die völlig zurückgenommene Art des Muszierens die Grenze zur Langeweile überschreiten. Andere werden sich an dem fein ausziselierten und niemals aufdringlichen akustischen Arrangements erfreuen. Wenn man das Album irgendwie kategorisieren will, sollte man es vielleicht als Meditation über Musik betrachten. Hier ist nicht der gequälte Bluesman zu hören oder der zornige Folkbarde - sondern ein distanzierter Beobachter der Welt und seiner selbst. Musik und Texte erscheinen eher wie ein beiläufiger, melancholischer oder abgeklärter Kommentar als ein betroffener Aufschrei. Ist das noch Blues? Für manche sicherlich nicht. Es ist aber auf jeden Fall eine in sich absolut stimmige Scheibe akustischer Musik zwischen Country, Blues und Folk. Für mich ist sie ein wenig zu relaxt, um mich vollkommen zu begeistern.
