Hamburg ist seit jeher vom Elbufer geprägt. Jenseits der touristisch angeeigneten Abschnitte hat sich Hans Meyer-Veden auf Spurensuche begeben und unentdeckte Orte ausfindig gemacht, an denen er Wasser, Staßenzüge, Gartenwinkel, verlorene Gegenstände und Vegetation – auch jenseits des Schönen und Bekannten – dokumentieren konnte. Ausgestellt sind seine Arbeiten noch bis zum 2. März im Jenisch-Haus.
Ausstellungsbeschreibung
Hans Meyer-Veden ist Photograph seiner Heimat Hamburg. Ein Wohnungswechsel gibt Anlass, sich mit Hamburg, Altona, den Elbvororten und natürlich der Elbe und dem Elbeufer auseinanderzusetzen und mit Hilfe eines optischen Instrumentariums dem inneren Blick auf die Dinge nachzuspüren. Photographisch festgehalten hat er damit die Wandelbarkeit des Flusses und die Vielseitigkeit der Uferzone.
Die Faszination für die Elbe hat Tradition. So wurde der Ausblick auf diesen Strom bereits 1798 von Emilie von Berlepsch beschrieben als „einzig in seiner Art“. Die Weite, der Ausblick und der Hauch von Fernweh – kaum ein Mensch, den die Ausstrahlung dieser Atmosphäre nicht faszinieren würde. Um die eigene Faszination für das Dreieck aus Land, Wasser und Ufer festzuhalten, greift Meyer-Veden zur Kamera.
Anhand von Photographien sollen neue Eindrücke für ihn selbst und für andere Betrachter authentischer nachzuvollziehen sein. Allerdings – so sein Votum: „Realität niemals so einfach nehmen, wie sie uns in unserer Gewöhnung erscheint und Photographie trotz aller Zeitgeist-Verwerfungen nicht einsetzen zur Herstellung schöner Bilder, sondern als genaue Beschreibung der Realität, als Definition oder vielleicht sogar als Aneignung, als Prozeß also von Sehen, Erkennen, Verarbeiten und Aufzeichnen in dem hinter objektivierenden Bildern auch die Subjektivität des Photographen sichtbar wird.“
Es zieht Meyer-Veden also nicht zu den touristischen Vistapoints, vielmehr an unentdeckte Orte an der Elbe, wo er Wasser, Staßenzüge, Gartenwinkel, verlorene Gegenstände jeglicher Art und Vegetation dokumentieren kann. Dennoch ist es keine rein sachliche Auseinandersetzung mit dem Fluss und seinem Ufer.
In seiner Spurensuche umgeht Meyer-Veden die repräsentativen und die gemeinhin als ästhetisch empfundenen Ausschnitte der Elbe, um sich dem Kern in seiner eigenen Wahrheit zu nähern: Die Ausschnitte, die der Photograph fixiert, sollen die Erwartungsmuster auf das Schöne und Bekannte durcheinanderbringen. Teilweise vermag der Betrachter den Ort nicht wiederzuerkennen, der sich ihm auf dem Photo präsentiert. Die Elbe wirkt wie ein stiller See, die Wasseroberfläche wie der Faltenwurf eines Seidenlakens, der Tampen im Uferschlick ist ein Vexierbild, das Gartentor könnte auch in Italien aufgenommen worden sein. Steht so ein Baum am Elbrand?
Das Reale abzubilden, es im Sinne eines sensiblen, intellektuellen, meisterhaft geschulten Handwerkers zu dokumentieren, bezeichnet Meyer-Veden dabei selbst als „altmodischen Eigensinn“: Aber seine Photographie ist nicht altmodisch, sie ist zeitlos.
Quelle: Jenisch-Haus Hamburg
Wann und wo
Jenisch Haus
Museum für Kunst und Kultur an der Elbe
Baron-Voght-Straße 50
22609 Hamburg
17. November 2013 bis 2. März 2014