Das "Weihnachtsoratorium" von Johann Sebastian Bach erklingt in dieser Jahreszeit allerorten - auch in Hannover an verschiedenen Stellen und in ganz unterschiedlicher Besetzung und Darbietung.
Die Herrenhäuser Kirche ist bekannt für ihre ungewöhnlichen Konzerte unter der Leitung von Martin Ehlbeck*. Oft sind es szenische Aufführungen; auch das Weihnachtsoratorium wurde schon einmal szenisch aufgeführt. Diesmal nicht, am 13. und 14. Dezember 2014 wird es eine konzertante Aufführung in der traditionellen Form sein.
Dennoch sind auch diese Aufführungen ungewöhnlich: Das Werk wird in der originalen sechsteiligen (dezent gekürzten) Opernfassung erklingen. Neben den bekannten Protagonisten wie Engel, Maria und Joseph, Hirten und Weisen wird auch Herodes mit Gesang in Erscheinung treten.
Hörbar wird, dass Herodes als "Prototyp des allgegenwärtigen Bösen" den zweiten Teil, also die letzten drei Kantaten dominiert (so beschreibt es Christoph G. Amrhein in einem Ankündigungstext). Was in dem üblichen Konzertbetrieb untergeht: Bachs Werk ist keinesfalls ein reines Lob-Preis-Werk. Durch die finstere Ebene des machtgierigen Königs verdeutlicht Bach, dass die "Geburt" des mit "Jauchzen und Frohlocken" begrüßten Heilsgeschehens auf Messers Schneide stand.
"So erwartet den Hörer in der Herrenhäuser Kirche im Dezember nicht nur himmlischer Musikgenuss sondern, wie Bach es - als fünfter Evangelist - intendierte, ein oratorisches Gesamterlebnis, das mit seiner verinnerlichten Dramatik Herz, Gemüt und Verstand zu bewegen vermag."
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*Über eine andere Aufführung in der Herrenhäuser Kirche - Brahms' "Deutsches Requiem" - hatte ich in diesem Kulturblog berichtet. Seinerzeit war ich sehr beeindruckt - ich möchte deshalb sehr empfehlen, diese Aufführung zu besuchen.