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Ja, ich weiss, platter geht es nicht mehr, immer dieser Lederhosenvergleich, wenn die Bayern besiegt werden.
Aber dieses Mal ist doch was Wahres dran, denn ich kann nicht empfinden, dass Bayern München beim Sieg der einzig wahren Roten am Samstag an sich selbst gescheitert sind: sie waren nicht ausser Form, sondern Hannover 96 war schlicht und ergreifend die bessere Mannschaft mit der grösseren Einheit, der besseren körperlichen Fitness, dem besseren taktischen Konzept – oder, um es mal mit einem Ausdruck zu umschreiben, den die Herrschaften aus dem Süden ja sonst gerne bemühen: Bayern ist derzeit nicht auf Augenhöhe.
Es gibt einige Mannschaften in der Bundesliga, die ein sehr modernes Spielsystem bevorzugen: Dortmund, Mainz, Hannover zB.: die Mannschaften sind jung und körperlich topfit, sie spielen ein hervorragendes Abwehrsystem und sie machen Ballbesitz nicht – wie die Bayern – zum Selbstzweck; die Teams sind wahnsinnig effektiv und schalten blitzschnell von Abwehr auf Angriff um: man behauptet, Hannover 96 trainiere den Abschluss eines Angriffs nach Ballbesitz innerhalb von 10 (!) Sekunden…
Die Bayern hingegen setzen auf Stars und deren individuelle Klasse – nur stehen sie auf verlorenem Posten, wenn diese Stars diese individuelle Klasse einmal nicht bringen können – und sie sind nun einmal nicht eines der spanischen Spitzenteams, die auch mit einer unterdurchschnittlichen Abwehr „galaktisch“ spielen und siegen können.
Für Hannover 96 heisst es jetzt: zurück auf den Erdboden, denn natürlich bleibt ein Sieg gegen München immer noch ein Saisonhighlight, und dies besonders dann, wenn es einmal kein glücklicher, sondern ein hochverdienter Sieg war – einer, von dem selbst van Gaal sagte, er hätte auch höher ausfallen können.
Schon am Freitag wartet eine echte Bewährungsprobe, denn der 1. FC Köln wird es den Roten Riesen nicht so einfach machen – die unterschätzen 96 nicht, und sie bringen eine Menge Tugenden mit, die uns derzeit vielleicht gefährlicher werden können als diejenigen der Bayern: Einsatz, Leidenschaft, Wille zum Erfolg.
Aber nun sollte man natürlich auch nicht gleich schwarz malen: Köln muss gewinnen, und damit befindet sich 96 mal wieder in der praktischen Situation, das Spiel nicht machen zu müssen und auf die Ballverluste im Mittelfeld warten zu können, die schon einigen Mannschaften gegen Hannover die Punkte gekostet haben: von dort ist es ja oft nur 10 Sekunden bis zu dem Augenblick, an dem der ball im Netz liegt. Und den Sturm der Kölner kann man sicherlich als durchaus schwächer als denjenigen der Bayern einschätzen (auch wenn er natürlich hochkarätig besetzt ist…), sodass uns vor den Geissböcken nicht bange sein muss – bereiten wir ihnen am Freitag einen nachträglichen Aschermittwoch.
Kleine Notiz am Rande: S. Huszti scheint auf der Liste der Roten für die nächste Saison zu stehen – von mir aus, gerne: das ist ein Spieler, den ich gerne wieder in Hannover sehen würde. Aber jetzt heisst es erst einmal:
Auf Ihr Roten, Kämpfen und Siegen!