Hannover 96: von Pyros, Hasstransparenten und einem sich selbst überschätzenden Möchtegernstar!

Hannover 96: von Pyros, Hasstransparenten und einem sich selbst überschätzenden Möchtegernstar!

© Stefan Scherer

Fangen wir mit dem gestrigen Spiel an und schliessen wir an den „Wenn“-“Dann“-Satz von gestern (Klick) an: Wenn man gegen Kopenhagen und die Bayern Vollgas gibt, dann ist man im Pokal gegen Mainz eben nicht die bessere Mannschaft. Und so teile ich die Einschätzung von Mirko Slomka vollständig, denn Mainz war in allen Belangen überlegen.

Doch Trainer Slomka sagt damit eben nicht Alles: die hannoverschen Helden von Sonntag waren eben körperlich am Ende, da war „Flasche leer“: gefühlt haben die Roten nicht einen Zweikampf gewonnen, keinen Abpraller erwischt, bei keinem Spurt den Gegenspieler abgeschüttelt, keine ordentliche Flanke geschlagen – und bezeichnend war, dass von der ersten Minute an unser Torwart Ron-Robert Zieler den Ball lang abschlagen musste; eine Strategie, die gegen die hochgewachsenen Mainzer wenig Erfolg versprach, aber erkennbar der fehlenden Fitness seiner Mitspieler geschuldet war.

Und trotzdem, der Fussballgott in Form des äusserst schwachen Schiedsrichters legte den Roten ja noch in der 120. Minute (unberechtigt) den Ball auf den Elfmeterpunkt – da hätte Alles noch vermeintlich gut werden können, wenn dann jemand den Ball im Tor untergebracht hätte. Doch das Unheil war selbst von meinem Platz auf der gegenüberliegenden Seite des Stadions  in N17 (darauf komme ich noch zurück, versprochen!) gut zu erkennen: Didier Ya Konan schnappte sich den Ball und schoss einen Elfmeter, den man nur als unterirdisch bezeichnen kann und der folgerichtig gehalten wurde – na, sagen wir mal so, man konnte ja nun wirklich vom Mainzer Torwart nicht erwarten, dass er extra aus dem Weg geht, wenn er direkt angeschossen wird…

Unser „Dieter“: offensichtlich ist ihm die hervorragende letzte Saison zu Kopf gestiegen, und der nun verschossene Elfmeter ist eigentlich nur das Sahnehäubchen auf seinem derzeitigen Gehampel: Ya Konen kam erkennbar übergewichtig aus dem Sommerurlaub und landete völlig zu Recht auf der Bank. Seine bisherigen Auftritte waren bestenfalls uninspiriert, meistens aber geprägt von reiner Selbstdarstellung – da hat jemand wohl vergessen, dass seine guten Leistungen aus der Vergangenheit auch ein Ergebnis der mannschaftlichen Geschlossenheit und des „Team Spirits“ bei 96 waren.

Derzeit spielt Didier nur für sich selbst und nur für sich allein – selbstverliebt, sich selbst überschätzend und dabei äusserst glücklos – und so ist er ein trauriger Abklatsch des Ya Konen, den Hannover so liebt. Schade!

Aber nach der ersten Enttäuschung über die sicherlich abzuwendende Niederlage und das damit verbundene Ausscheiden aus dem DfB-Pokal kehrt bei vielen, mit denen ich heute gesprochen habe, eine norddeutsch-nüchterne Betrachtungsweise ein; und man ist sich eigentlich über ein Folgendes einig:

  • Hannover 96 muss eine hervorragende Entwicklung genommen haben, wenn die Mannschaft gegen Mainz trotz des komplett desolaten Zustandes 120 Minuten gegen halten kann und eigentlich nur durch die törichte Selbstgefälligkeit eines einzelnen Spielers verliert. Dies zeigt, dass sich das Team durchaus mit anderen Vereinen auf Augenhöhe befindet als Mainz 05.
  • Hannover 96 kann noch keine Dreifachbelastung, denn in allen Wettbewerben müssen die Spieler an ihre Leistungsgrenze gehen. Und da ist es sicherlich gut, wenn man nun „nur“ noch eine Doppelbelastung hat – die wird schon schwer genug in den nächsten Wochen, denn mit Mönchengladbach und Schalke warten dicke Brocken in der Bundesliga, und zwischendurch darf in Kopenhagen definitiv nicht verloren werden.

Also, Mund abputzen, Kräfte tanken und es unter Umständen sogar als Vorteil sehen, das Sergio „Hollywood“ Pinto und Steve „USA“ Cherundolo am Samstag gesperrt sind – gehörten sie doch gestern in einem insgesamt äusserst desolaten Team zu den schwächsten…

Aber kommen wir jetzt zu den anderen bedauernswerten Umständen im Rahmen des Bayern-Spiels und auch des gestrigen Matchs – und damit zwangsläufig zum Thema Pyrotechnik im Stadion.

Ich persönlich finde sie äusserst überflüssig: so benutzten gegen Kopenhagen viele Fans im Oberrang der hannoverschen Fankurve (also im noch anzusprechenden Block N16) weisse Blitzlichter, die einen viel schöneren Effekt gaben als die stinkenden, rauchenden Pyros im Unterrang oder im Fanblock der Dänen.

Aber selbst dann, wenn man sie schön findet, diese roten Stinkfackeln, führt dies nun einmal nicht daran vorbei, dass die Dinger verboten sind! Und wenn man das ändern will, dann darf man sie nicht ins Stadion schmuggeln und illegal abbrennen, sondern dann muss man mit den Verantwortlichen reden, diesen ein schlüssiges Konzept zum gefahrlosen Abbrennen der Pyros vorlegen und Überzeugungsarbeit leisten. So ist das nun mal!

Die Realität war zB. im Heimspiel gegen Kopenhagen eine andere: Pyrotechnik wurde gezündet und brannte minutenlang. Ich konnte dies von der Westtribüne ausgesprochen gut beobachten – und ich konnte auch sehen, dass sowohl die Ordner als auch die Polizei diejenigen, die die Pyros hielten, minutenlang im Blick hatten. Natürlich waren diese teilweise vermummt, aber trotzdem mehr als gut erkennbar – und das rechtswidrige Abbrennen der Pyrotechnik wurde ja nicht nur von mir auf „Film“ gebannt.

Ich stelle mir nun die verzweifelte Frage, warum solche Personen, die sich erkennbar und beweisbar rechtswidrig verhalten, nicht einfach in der Pause des Spiels oder danach dingfest gemacht werden. Dies ist ein Geheimnis, welches die Verantwortlichen insbesondere bei der Polizei aufklären sollten.

Offenbar ist es aber zu einer solchen Feststellung der „Übeltäter“ nicht gekommen, nicht anders ist wohl zu erklären, dass man vor dem Spiel gegen Bayern unbedingt „Kante“ zeigen wollte – und sich dabei in N16 vogelwild aufführte. Wer das hannoversche Stadion und die Verhältnisse kennt, der weiss, dass N16 eine halbe Stunde vor einem Spiel (und besonders vor einem gegen München) randvoll ist. Zu diesem Zeitpunkt ist es schlicht Blödsinn, dort, mitten im Fanblock, Razzien auf Pyrotechnik durchführen zu wollen. Trotzdem musste es der Ordnungsdienst unbedingt probieren- wie gesagt, eine vogelwilde Aktion, die natürlich grandios scheiterte.

Und anstatt danach die Stimmung nicht noch weiter aufzuheizen, jagte man dann offensichtlich völlig überforderte Bereitschaftspolizei in den Block, die nach den in allen Zeitungen veröffentlichten Bilder weitgehend wahllos auf die dortigen Fans einprügelte und sie mit Pfefferspray besprühte. Ergebnis dieser nicht anders als bescheuert zu bezeichnenden Aktion: mindestens 36 verletzte Fans und die „freudige“ Erwartung von weiteren Eskalationen während der nächsten Heimspiele.

Dabei wäre es auch hier relativ einfach gewesen: die Nordkurve ist nun wirklich der am besten überwachte Bereich im Stadion, sowohl vom Spielfeldrand als auch vom den Unterrang vom Oberrang trennenden breiten Gang besteht beste Sicht auf die Kurve – wären dort gegen München erneut Pyros abgebrannt worden, hätte man die „Übeltäter“ unproblematisch identifizieren und in der immer relativ ruhigen pause oder nach dem Spiel dingfest machen können.

Mir schwante so einiges, als ich mich jetzt mit Frau und Kind zum Pokalspiel aufmachte: hatten wir doch Karten in Reihe 2 des Bereichs N17 – also genau neben den Plätzen in N16, an denen es am Sonntag den „Putz“ gegeben hatte. Warum dort, und dann noch mit Frau und Kind, mag man fragen? Nun, zum einen bin ich selbst Mitglied der Organisation „Rote Kurve“, zum anderen ist dies bisher für einen Sechsjährigen immer einer der spannendsten und ungefährlichsten Plätze im Stadion gewesen, da er dort in seinem roten Trikot, mit seiner Fahne, der roten Kappe und seinem Schal („Danke, Papa, dass ich kein Braunschweiger geworden bin“) sofort als Maskottchen von allen Umstehenden adoptiert wird.

Auch gestern war es Gott sei Dank ähnlich, erneute hirnverbrannte Aktionen hüben wie drüben blieben aus, die Stimmung war prächtig (und sehr laut) und meinem Sohn ging es prächtig: die vor uns sitzenden Schüler entschuldigten sich sogar bei ihm, wenn sie aufsprangen, die Mädchen und Damen ringsum (es waren nicht wenige!) fanden ihn süss, und Max hatte trotz der Niederlage Spass wie Bolle.

Eigentlich also Alles unproblematisch, wenn nicht ein paar Chaoten dann noch für schlechte Presse gesorgt hätten: warum mussten diese Dumpfbacken unbedingt ein riesiges Transparent vor der Nordkurve ausbreiten, mit dem sie die Polizei anpöbelten? So ein Unsinn, und nicht nur, weil es nach Chemie gestunken hat wie nach einer mittleren Giftgasexplosion. Was glauben diese Typen eigentlich, was sie mit einem solchen Sch.. erreichen? Ganz bestimmt nicht, dass sich Verein und Polizei demnächst anders  - und vor allem rücksichtsvoller – verhalten.

Typisch die Reaktion eines vor mir stehenden stiernackig Kurzgeschorenen, der wohl zu den Initiatoren dieses Schwachsinns gehörte: auf meine freundliche Ansprache, ob das der richtige Weg sei, kam eine für seine Geisteshaltung typische Reaktion: “ Halt die Fr…., Du Wi…er!“ Jau, das sind genau die Typen, die die Fangemeinde nach vorne bringen. Das einzig positive an diesem Transparent der geistigen Tiefflieger ist, dass sie wenigstens keinen Schreibfehler begangen haben…

Klar, es muss etwas geschehen in deutschen Stadien, was die Pyrotechnik  betrifft, denn es gibt deutlich brisantere Themen, wie die Ausschreitungen in Dortmund zeigen. Aber eine Lösung gelingt nur, wenn auf beiden Seiten endlich die Scharfmacher an die Kette gelegt werden und man für beide Seiten akzeptable Wege findet, wie man diesem Phänomen beikommt. Gegenseitige Beschimpfungen oder sogar körperliche Attacken werden das Problem ganz bestimmt nicht lösen – zumal kein Ordnungsdienst das Einschmuggeln der Pyrotechnik verhindern kann. Und mit einem solchen albernen Plakat wird man kaum erreichen, dass man bei der Polizei den Einsatz vom Sonntag hinreichend kritisch würdigt, eventuelle Verantwortliche zur Rechenschaft zieht und solche Übergriffe künftig verhindert.

Das lächerliche Transparent eines kleinen Teils der Fanszene vom gestrigen Abend allerdings, dass nun mal wider die öffentliche Meinung über die Fans und die Ultras in Hannover prägt, war jedenfalls ein Bärendienst an der bunten und oft äusserst einfallsreichen Fanszene. Sie war offensichtlich das Produkt der Dümmsten, die sich Fans nennen. Aber denen sollte man nun wirklich nicht die Meinungshoheit überlassen!

Zitiere ich zum Schluss mal einen Beitrag aus dem „Fanmagazin„, und zwar eines mir lange dort bekannten Users:

„Es ist eine Frechheit zu signalisieren, dass Tausende glauben, dass eine ganze Fankurve glaubt, dass Polizisten Schw….e sind und dass sie sich fi…n sollen!“

Recht hat er, der „Stammspieler“ alias „96Sachse“!


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