22. Oktober 2013 | Verfasst von Michael
Inhalt:
Hannah Arendt (Barbara Sukowa) ist Professorin an der Universität in New York. Im Rahmen des Eichmann-Prozesses bewirbt sie sich bei der Zeitung “The New Yorker”. Sie erhält auf Grund ihrer Reputation, sie ist anerkannte Philosophin und Schriftstellerin, den Job und nimmt somit am Eichmann-Prozess teil. Sie will anhand des Prozesses den Charakter des Nazis Eichmann verstehen. Sie protokolliert das komplette Verfahren, woraus ein mehrteiliges Werk „Eichmann in Jerusalem – Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ entsteht, dass weltweit für Furore sorgt und gleichzeitig ihr berühmtestes Werk sein wird. Darin sieht Arendt in Eichmann nicht das große Monster, für das ihn die Menschen halten, sondern einen Täter, der auf Befehle hin gehandelt hat. Nach Bekanntwerden dieser Sichtweise lösen sich nicht nur Freunde von ihr, sondern sie bekommt auch im Alltag reichlich Gegenwind zu spüren…
Fazit:
Schon verrückt, was es für Menschen gibt. Menschen, vor denen man einfach Respekt haben muss. Hannah Arendt gehört seit diesem Film für mich sicher zu einem dieser Menschen. Wenn ich daran denke, gegen welchen Widerstand sie sich selbst treu und vor allem stark geblieben ist, kann ich nur anerkennend zu ihr aufschauen. Auch dass sie ihre Gedanken trotz Warnungen, Beleidigungen und Bedrohungen weiter verbreitet hat ist einfach nur großartig.
Das alles trägt aber nur bedingt etwas zur Wertung des Films bei. Klar, die Geschichte ist berührend und faszinierend zugleich, aber das auch so auf die Leinwand zu bringen ist schon großartig. Besonders Barbara Sukowa prägt den Film. In der Hauptrolle geht sie vollkommen auf und nimmt auch die negativen Seiten der Rolle auf sich. Wenn ich bedenke, dass ich gefühlt in jeder Szene eine Zigarette rauchen müsste, wird mir wirklich schlecht. Sie hingegen sieht in jeder Szene aus, als würden ihr die Zigaretten gut tun und sie erst der wirklichen Hannah Arendt näher bringt.
Trotzdem ist der Film nicht überragend, weil er aus meiner Sicht manchmal zu zäh ist, ja sich einfach ein wenig zieht. Ich habe hin und wieder auf die Uhr geschaut, vor allem zu Beginn des Films. Bis die Geschichte nämlich ins Rollen kommt, dauert es ca. 45 Minuten, wenn man es positiv formulieren will. Nichtsdestotrotz ist Hannah Arendt – Ihr Denken veränderte die Welt eine der besseren Biografien, die ich bis dato gesehen habe, aber wesentlich schwächer als zum Beispiel der oscarprämierte Film Lincoln mit Daniel Day-Lewis. Dennoch lohnt es sich, den Film mal anzuschauen, auch wenn man noch nichts von Hannah Arendt als Persönlichkeit gehört hat. Auf Biografie-Verfilmungen sollte man dabei aber schon ein wenig stehen.