Hanna über... Mode

Hanna über... Mode
Bis ich etwa zehn Jahre alt war, habe ich es gehasst, shoppen zu gehen. Damals nannte man das natürlich noch nicht „Shoppen“, sondern ganz klassisch „Einkaufen“. Doch Einkaufen machte mir nur, wenn es um eines ging Spaß: Spielzeug. Man mag es kaum glauben, aber als Kind war ich sehr groß für mein Alter und spindeldürr. Was mir von der Länge her gepasst hat, war mit Sicherheit zu weit. Einkaufsbummel konnten sich so schon mal stundenlang hinziehen und das ständige Anprobieren war für mich als Kind eine Tortur.
Man kann also keinesfalls sagen, dass mir die Begeisterung für Mode in die Wiege gelegt wurde. Auch wenn ich meine Puppen schon immer gerne neu eingekleidet habe – denen war die Kleidung ja schließlich auf den Leib geschneidert. Erst mit der Pubertät ist dann auch die Leidenschaft für meinen eigenen Kleiderschrank in mir erwacht und seitdem habe ich eine zunehmende Begeisterung für Mode entwickelt.
Ich liebe es, mich durch Mode auszudrücken. Ich liebe die Schönheit von Stoffen, Schnitten, Farben und Mustern. Die vielen Kombinationsmöglichkeiten, die es einem erlauben etwas Neues zu erschaffen und ein Outfit zu einem kleinen Kunstwerk zu machen. Genau das ist es, was Mode für mich ausmacht. Sie ist eine Art Kunst zum Anfassen, nicht nur zum Ansehen.
Mode ist für mich wie eine Art Tagebuch. Jedes Kleidungsstück trägt ein wenig Geschichte in sich. Mit vielen davon verbinde ich besondere Ereignisse. Das Shirt, das ich beim ersten Date mit meinem Freund getragen habe. Die Schuhe, die ich an einem besonders warmen Sommertag zusammen mit meiner Mutter gekauft habe. All diese Erinnerungen hängen in meinem Kleiderschrank.
Umso trauriger finde ich es daher, wie oft eine Begeisterung für Mode belächelt oder schlecht gemacht wird. Sogenannte „Modepüppchen“ sind dumm, oberflächlich und arrogant. Wer sich für Mode interessiert, der möchte damit nur anderen imponieren und hat im Kopf so wenig drauf, dass er mit Äußerlichkeiten punkten muss. Solche Vorurteile begegnen einem leider viel zu häufig.
Dabei kleide ich mich – und ich glaube ich spreche da für die meisten Modeliebhaber – nicht für andere, sondern für mich selbst. Klar, fragt man sich ab und an, wie ein Outfit wohl auf andere wirkt. Ist der Rock zu kurz für die Arbeit? Bin ich auf der Geburtstagsparty in dem Kleid overdressed? Aber solche Fragen sind doch ganz normal und haben nichts mit Arroganz oder Eitelkeit zutun. Letztendlich zählt für mich bei der Kleiderwahl nämlich vor allem eins: Dass ich mich wohl darin fühle.
Für mich ist Mode ein Hobby wie für andere Fußball oder Computerspiele. Ich habe daneben noch viele andere Interessen. Warum wird man durch dieses eine Hobby also gleich in eine Schublade gesteckt? Ich mag es, andere modebegeisterte Menschen zu treffen. Eben, weil wir etwas gemeinsam haben. Aber das heißt doch nicht, dass ich Leute, die weniger Wert auf ihre Kleidung legen dafür verurteile, dass sie nicht „gut genug gekleidet“ sind. Ganz im Gegenteil. Was andere tragen ist mir ziemlich egal. Natürlich freue ich mich, wenn ich ein schönes Kleid oder ein schönes Schmuckstück an jemandem sehe. Aber ich freue mich auch, wenn ich eine schöne Blume oder ein schönes Gemälde sehe. Wo ist da der Unterschied?
Ich finde es außerdem faszinierend, wie sehr Kleidung einen Menschen verändern kann. Und damit meine ich nicht nur rein äußerlich. Oftmals bekommen wir durch andere Kleidung eine ganz andere Ausstrahlung und Haltung, was sich dann unterbewusst auch in unserer Einstellung und unserem Verhalten wiederspiegelt. Kleidung hat die Macht uns Selbstvertrauen zu schenken und das ist wie ich finde etwas wofür man sie einfach lieben muss. 

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