Hanf: Ackergold und Umweltfreund

Erstellt am 8. August 2011 von Lupocattivo

Veröffentlicht von Maria Lourdes, verfasst von Lupo Cattivo im Dezember 2010

Ein (gekürzter) Artikel von Ines Jäger/Redaktion Michael Kent  /Quellen:   Sabine Hinz bzw.  Kent-Depesche

Ein Kapitel in der Depesche 24+25/ 2010 „Wer MACHT in Deutschland Politik?” beleuchtete die Frage, wie es kommen konnte, dass die vielleicht wertvollste Nutzpflanze der Welt heute in agrarwirtschaftlicher Hinsicht ein unbedeutendes Schattendasein führt, anstatt ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor in modernen Industrienationen zu sein.
Denn, so haben wir in jener Depesche erfahren, Nutzhanf könnte nicht nur die umweltschädigende Erdölproduktion ablösen – sowohl, was Kraftstoffgewinnung als auch Kunststofferzeugung anbelangt – sondern auch die Papierindustrie auf Holzbasis und die Textilerzeugung auf Baumwollbasis.

  • Das heißt: Kraftstoffe, Kunststoffe, Papier, Textilien und viele weitere Werk- und Verbundstoffe könnten aus Nutzhanf hergestellt werden – auf eine Weise, die nicht nur nicht umweltschädigend, nicht nur umweltneutral, sondern sogar umweltförderlich wäre.
    Henry Ford hatte 1942 gar ein Hanf-Auto patentieren lassen mit Hanfkarosserie und Hanfausstattung, das mit Hanfbenzin fuhr.
  • Was bremste den Siegeszug dieser Wunderpflanze?
  • Antwort: Die etablierten Interessen der Erdöl- (Rockefeller), der Chemie-, Kunststoff (DuPont) sowie der Zeitungs- und Papierindustrie (Hearst).

Das war vor 70 Jahren.
Seither hat sich viel ergeben.

Der Hanfanbau in Deutschland ist seitens der Behörden keinesfalls mehr so schikanös, wie er es einmal war und immer mehr nachhaltig, innovativ denkende Landwirte erkennen im Hanf eine Zukunftschance.
Deshalb wollen wir im Folgenden die Vorteile des Nutzhanfanbaus beleuchten, auf dass vertieftes Wissen zu verstärkter Nachfrage und somit zu besseren Bedingungen für Landwirte führe – was ein wirkungsvoller Weg sein sollte, um der Wunderpflanze zur verdienten Renaissance zu verhelfen.
Nutzhanf ist eine eigenständige Hanfsorte, die keinen Rauschwirkstoff (THC) enthält. Den Anbau oder Konsum von rauschauslösenden Substanzen lehnen wir ab. Selbst wenn Nutzhanf also kein THC enthält, so kann er doch berauschendeWirkung ausüben – durch die Aufzählung seiner zahllosen Vorzüge für den Menschen.
Und auch ohne THC hat Hanf immer noch ausreichend Abenteuer zu bieten, wie dieser Artikel zeigen wird, in dem er die enormen Vorteile der Nutzhanfpflanze in den Gebieten Landwirtschaft und Umweltschutz schildert.

Seitdem es Geschichtsschreibung gibt, waren den Menschen die phänomenalen Nutzanwendungen des Hanfs bestens bekannt. In seiner ursprünglichen Heimat Zentralasien und China kann sein Gebrauch sogar bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgt werden. Hanf wird seit Jahrtausenden auch auf dem europäischen Kontinent angebaut. 1961 jedoch wurde Hanf – jeder Hanf – per Gesetz weltweit mit anderen Opiaten gleichgestellt.
In der Folge schrumpften die Anbauflächen zusehends, bis auf fast null, da strenge Auflagen, Kontrollen und behördliche Schikanen den Anbau für Landwirte unattraktiv machten.
Zur extremen, allgemeinen Negativpropaganda gesellte sich zudem die aufstrebende Konkurrenz durch Kunstfasern. In Westdeutschland beispielsweise war der Hanfanbau bereits in den 1950er Jahren wirtschaftlich bedeutungslos geworden. Im Jahr 1981 gab es im damaligen Westen Deutschlands nur noch einen einzigen Hanfbauern.
Und der musste sich dem neuen Bundesbetäubungsmittelgesetz (BtMG) beugen. Das trat am 1.1.1982 in Kraft und verbot den Hanfanbau – generell!
Anhand dieser Neufassung des BtMG wurde dem Hanfbauern vorgeworfen, dass er „Gelegenheit zum Genuss von Betäubungsmitteln“ gegeben hätte.
Der Mann musste vor Gericht, und das Ganze endete mit einem Vergleich. Ab da ruhte der Hanfanbau in Deutschland über 15 Jahre, bis er wieder – unter bestimmten Auflagen und Voraussetzungen – erlaubt wurde. Dass der Hanf sehr umweltfreundlich und vielfältig ist, dürfte einem Landwirt kaum ausreichen, um sich für den Anbau zu entscheiden. Hierfür müssen Fragen geklärt werden wie die Bodenansprüche des Hanfs, Pflegeaufwand, Ertragszahlen, Lagerung, Weiterverarbeitung oder Vermarktung. Umweltbewusste bzw. Bio-Bauern interessieren sich auch für ökologische Fragen, den Einsatz von Spritzmitteln sowie für Umweltvorteile bei der späteren Nutzung des Hanfs. Diese Thematik geht letztendlich uns alle an. Denn der Anbau der meisten Nutz- und Faserpflanzen schadet unserer Umwelt enorm (Bodenverdichtung durch schwere Landmaschinen, Schadstoffe durch Kunstdüngung und Spritzmittel, Auslaugen der Böden).

Auch die konventionelle Herstellung von Papier (Waldabholzung), Textilien (Baumwollmonokulturen) oder Kunststoffen (Umweltvergiftung) ist alles andere als umweltfreundlich. Und diese „Umwelt“ ist nicht „irgendwo” – wir sind mittendrin, werden davon beeinflusst, vielleicht sogar krank. Nun vermag Hanf alleine sicherlich nicht die Welt zu retten, doch die Pflanze stellt eine hervorragende, nutzbringende Alternative dar – für Landwirte, weiterverarbeitende Industrien und für uns als Konsumenten und Bewohner dieser Erde.
Eines steht nach gründlichen Recherchen und Gesprächen mit Praktikern fest: Der Hanf ist eine sehr pflegeleichte Pflanze. Er stellt insgesamt keine großen Ansprüche an den Boden und kann auf fast allen Böden angebaut werden – sogar im Moor gedeiht er vorzüglich. Doch Hanf ist nicht nur anspruchslos, er trägt sogar zurVerbesserung der Böden bei.

Bei Versuchen holte Hanf sogar Schwermetalle aus dem Boden und lagerte sie in seinen Blättern ab. Diese mussten danach auf Deponien gebracht werden, da sie hoch angereichert waren. Die Fasern dagegen blieben schwermetallfrei und konnten wie üblich verarbeitetet werden.
Doch Hanf beeinflusst die Bodenqualität auf weitere Art und Weise äußerst positiv. Denn eine wichtige Auswirkung hat der Hanf auch auf die Bodengare, also auf den Idealzustand fruchtbaren Ackerbodens. Ein „garer Boden” bedeutet, dass er krümelig, humös, gut durchlüftet, ausreichend feucht und leicht durchwurzelbar sowie belastbar und stabil ist. Wie bei einem gärenden Brotteig entstehen in einem garen Boden kleine und mittlere Hohlräume, die Mikroorganismen im Boden guten Lebensraum bieten. Diese Hohlräume werden Bodenporen genannt und dienen auch der Belüftung und Wasserspeicherung. Solcherart ausgestattete Böden saugen Niederschläge auf wie ein Schwamm und leiten überflüssige Feuchtigkeit ins Grundwasser ab.
Noch dazu ist diese Bodenstruktur wichtige Lebensgrundlage für ein arten- und mengenreiches Vorkommen von Bodenorganismen, wie nützlichen Bakterien, Würmern, Insekten und andere Klein- und Kleinstlebewesen. Sie sind nämlich auf eine gute Luftzu- und abfuhr angewiesen. Finden sie passende Lebensbedingungen, sorgen sie für eine ideale Beschaffenheit des Bodens und der unmittelbaren Umgebung.
Hanf ist hervorragend mit sich selbst verträglich. Das heißt, er könnte mehrmals hintereinander auf der selben Fläche angebaut werden. Lein (Flachs) und Baumwolle dagegen brauchen einen mehr oder weniger häufigen Stellenwechsel. Trotzdem ist es wenig sinnvoll, Hanf in Monokultur anzubauen.

Freund aller Nutzpflanzen Feind aller Unkräuter

Sein Vorteil ist nämlich, dass er sich mit so gut wie allen anderen Nutzpflanzen verträgt. Deswegen – und wegen seiner hervorragenden Vorarbeit auf den Ackerböden – ist er sehr gut für die sog.  Fruchtfolge geeignet. Darunter versteht man, dass auf einem Feld unterschiedliche Pflanzen in einer bestimmten Reihenfolge entweder innerhalb einer Vegetationsperiode oder mehrerer Jahre in Folge angebaut werden.
In italienischen Hanfanbaugebieten beispielsweise galt die Regel, dass Weizen – nach Hanf gesät – 10 bis 20 Prozent höhere Ernten abgibt.

Der Anbau in Fruchtfolge wirkt sich positiv auf die Bodenqualität aus, da ein Wechsel zwischen Pflanzen erfolgen kann, die unterschiedliche Arten und Mengen an Nährstoffen benötigen.
So wird eine Auszehrung des Bodens vermieden. Auch der Befall mit Unkräutern, Schädlingen und Pflanzenkrankheiten wird durch den Wechsel sowie wegen der dadurch unterschiedlichen Methoden und Zeitpunkte der Bodenbearbeitung vermindert.

Wo Hanf angebaut wird, wächst sowieso praktisch kein Unkraut.

Das erspart nicht nur jede Menge Arbeit, sondern auch die Verwendung von Unkrautvernichtungsmitteln.
Wächst also Hanf vor einer anderen Pflanze auf dem Feld, kann die nächste Saat praktisch ohne aufwändige Vorarbeit erfolgen.

Wie macht er das nur, der Hanf, dass Unkräuter seine Nähe meiden?
Eigentlich ganz einfach: Zum einen wächst er gerade zu Beginn seiner Wachstumsphase sehr schnell und ist nach kurzer Zeit in der Lage, den Boden zu beschatten. Die geschlossene Blätterdecke lässt wenig Sonne durch – und „unerwünschte Beikräuter“ brauchen schließlich Licht zum Wachsen. Außerdem besitzt Hanf eine hohe Konkurrenzkraft. Das heißt, er ist stärker als viele andere Pflanzen und kann sich im Wuchswettbewerb sehr gut durchsetzen.

Fallen die Hanfblätter dann herunter, mulchen sie damit den Boden. Auch dies sorgt für die Unterdrückung des Unkrauts. Außerdem kann damit die Feuchtigkeit nicht so leicht entweichen, es entsteht ein feuchtes Klima, das sich – wie weiter oben beschrieben – stimulierend auf die Bodenflora- und -fauna auswirkt. Die Auflockerung durch die tiefen Wurzeln tut ein Übriges für die Verbesserung der Bodenqualität. Das in Mitteleuropa herrschende Klima mag der Hanf sehr gerne, schließlich hat er sich über Jahrtausende daran gewöhnt bzw. angepasst. Am liebsten sind ihm Temperaturen zwischen 13° und 22° Celsius, er verträgt aber auch höhere oder niedrigere, sogar leichten Nachtfrost bis -5° C. Außerdem mag er es, wenn’s relativ oft regnet. Gibt es mal trockenere Perioden, hat er ja zum Glück seine Mulchdecke aus Hanfblättern, die die Feuchtigkeit gut festhält. Alles in allem ideale Voraussetzungen für mitteleuropäischenAnbau.
Hanf ist zudem eine sehr robuste und widerstandsfähige Pflanze. Sie wird kaum einmal von Krankheiten befallen. Tierische „Schädlinge“ beispielsweise treten nur höchst selten auf und sind leicht in den Griff zu bekommen. Gegenüber Pilzkrankheiten oder Parasiten zeigt Hanf nur geringe Anfälligkeit. Das wurde sogar vom Bundeslandwirtschaftsministerium bestätigt:

  • Im Großen und Ganzen ist der Hanf eine Pflanze, die wenig von Krankheiten und Schädlingen heimgesucht wird.“ Im Vergleich zu den anderen hierzulande angebauten, nachwachsenden Rohstoffen wie Raps, Mais oder Zuckerrüben, kostet der Hanfanbau nur einen Bruchteil.

Alle Kosten werden minimiert: für Arbeitsaufwand, Pflege, Schädlingsbekämpfung oder Auszehrung der Böden.
Auch die Verlustgefahr beim Hanfanbau durch Witterung, Krankheiten oder Schädlinge ist wesentlich geringer.

  • Junge Maispflanzen beispielsweise können im Wachstum zurückbleiben, wenn die Temperaturen zu niedrig sind. Schon bei unter 10° C ist die Konkurrenzkraft der an dieses Klima besser angepassten Unkräuter meistens größer. Probleme bei der Unkrautregulierung, gerade im ökologischen Anbau, sowie ungenügende Ernteerträge und Qualitäten können die Folge sein – dadurch können hohe Verluste entstehen.
  • Vom Hanf hingegen wissen wir inzwischen, dass er Temperaturen sogar unter 0° C verträgt und sich gegenüber sog. „Unkräutern” hervorragend durchsetzen kann.
  • Bei Mais bilden sich die Wurzeln in der Jugendphase nur in Oberflächennähe aus. Dadurch erreichen die Pflanzen nur schwer ihre Nährstoffe. Mais stellt deshalb oft hohe Anforderungen an die künstliche Nährstoffzufuhr, insbesondere mit Stickstoff und Phosphor, was mengenmäßig im ökologischen Landbau sicherlich zu Recht einer Begrenzung unterliegt. Trotzdem kostet das Ganze natürlich Zeit und Geld.
  • Im Vergleich dazu hat Hanf nach bereits einem Monat 25 bis 30 cm lange Wurzeln, die viel leichter an die notwendigen Nährstoffe herankommen.
  • Auch beim Raps spielt das Unkrautproblem eine große Rolle. Mechanische Unkrautbeseitigung oder Einsatz von Untersaaten ist hier die Frage – beim Hanf stellt sie sich gar nicht erst. Besonders anfällig ist der Raps gegen Schädlinge, wie zum Beispiel Schnecken, die zu Totalausfällen der gesamten Ernte führen können. Als Gegenmittel wird vorgeschlagen, den Boden nach der Saat platt zu walzen, damit die schleimigen Tierchen keine Hohlräume als Rückzugsort vorfinden – ein Mehraufwand von Maschinen, Arbeitszeit und -kräften, den sich der Hanfbauer sparen kann.
    Im Raps-Bioanbau dürfen bestimmte Mittel gegen Schnecken eingesetzt werden – allerdings ist das wiederum mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Von Natur aus „bio”

Mehrere Tatsachen machen Hanf quasi automatisch biotauglich:
In Versuchen wurde herausgefunden, dass der Hanfertrag zwar mit Düngung steigt, dies aber häufig auf Kosten der Faserqualität. Das macht einen geringen bzw. gar keinen Einsatz von Düngemitteln sinnvoll – gut für den Hanfbauern, schlecht für die Düngemittelindustrie. Außerdem kann man mit Züchtungen bessere Erträge sowie einen höheren Faseranteil in der Pflanze erreichen. Warum also mit Düngen alles wieder verschlechtern? Dadurch, dass der Hanf das Unkraut unterdrückt und kaum krankheitsanfällig ist, erfordert sein Anbau keine Chemie. Andere Faserpflanzen wie der Flachs haben keine hohe Ernteausfälle durch Pilzbefall, obwohl sie chemisch „geschützt“ wurden.
Noch extremer ist es bei der Baumwolle:  Trotz hohen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gehen weltweit etwa 50 Prozent der Ernte durch Schädlinge verloren.
Ist der Anbau erfolgt und der Hanf wie erwartet gut gewachsen, kommt der Zeitpunkt der Ernte. Bereits 100 Tage nach der Saat ist es soweit. Bereitete das Ernten anfangs den Hanfbauern einiges Kopfzerbrechen, gibt es mittlerweile dafür unterschiedliche Möglichkeiten – entweder mit Spezialmaschinen oder mit Standardgeräten, die für die speziellen Anforderungen des Hanfes umgerüstet wurden.

Grundsätzlich werden zwei verschiedene Ernte-Technologien unterschieden:

  • die alleinige Ernte des Hanfstrohs zur Fasergewinnung oder
  • die gekoppelte Nutzung von Korn und Stroh.

Je nachdem wird eine entsprechende Erntetechnik eingesetzt. Wächst der Hanf nicht zu hoch und werden nur die Samen der Pflanze genutzt, kann sogar mit einem normalen Mähdrescher geerntet werden. Das Hanfstroh muss trocken und sauber eingelagert werden und benötigt eine ausreichende Luftzirkulation. Da die Strohballen relativ viel Lagerraum beanspruchen, sollte der Landwirt die Hanfanbaufläche vorab anhand seiner Lagermöglichkeiten genau berechnen. Der Transport ist ebenfalls ein Knackpunkt. Am sinnvollsten ist es, wenn keine weiten Transportwege des Hanfstrohs nötig werden, sich also die Aufbereitungsanlagen in der Nähe des Anbau- bzw. Lagerortes befinden. Entscheidend für die Transportkosten ist es, wie viele Ballen pro Fahrt transportiert werden können.

Das Aufschließen

Um an den wichtigen Bestandteil der Hanfpflanze, nämlich seine Fasern, zu gelangen, ist ein Vorgang notwendig, der „Aufschluss“ genannt wird. Der Stängel der Pflanze besteht u.a. aus einem Holzkern, umden herum die Fasern als kompaktes Bündel platziert sind. Die Fasern bilden nur einen schmalen Streifen gleich unterhalb der Rinde. Insgesamt hat der Hanf einen Faseranteil von  28 bis 35 Prozent. Je nach Ergebnis des Faseraufschlusses schwankt die Faserausbeute zwischen 18 und 25 Prozent. Um an die Fasern heranzukommen, müssen sie vom inneren Holzkern getrennt und dann möglichst zu einzelnen Fasern oder zumindest kleineren Bündeln aufgelöst werden. Dafür gibt es unterschiedliche Verfahren (z.B. chemisch, mit Enzymen, physikalisch, mit Dampf, Ultraschall, mechanisch u.a.),
Der Faseraufschluss ist ein Schlüsselfaktor bei der Hanfproduktion. Es muss eine möglichst gute Qualität erreicht werden, darf aber auch nicht zu viel kosten und sollte im Bioanbau umweltfreundlich sein. Welches Verfahren angewandt wird, hängt auch von der späteren Verwendung der Faser ab.
In Westeuropa wird fast ausschließlich die Kuppelnutzung des Hanfes praktiziert, das heißt, dass Samen Stroh zur Weiterverarbeitung gewonnen werden. Einer der größten Hanfunternehmer befindet sich in Frankreich. Die Genossenschaft vertritt die Auffassung, dass Hanfanbau dauerhaft nur gewinnbringend gestaltet werden kann, wenn eine vollständige Verwertung aller Pflanzenteile erfolgt. Dass es auch anders geht, zeigen kleinere Biobetriebe.

Die European Industrial Hemp Association (EIHA, Europäischer Industrie-Hanf-Verband) berichtet, dass Hanf als wichtiger Rohstoff weltweit wiederentdeckt wird und sich einer wachsenden Nachfrage erfreut. Ein wichtiger Teilbereich der Anwendung sind Naturfaserverbundwerkstoffe (Verbindungen aus Naturfasern und Kunstfasern). Diese werden verstärkt in der Automobilindustrie genutzt und kommen beispielsweise als Türinnenverkleidung, Dachhimmel, Armaturenbretter oder Hutablagen zum Einsatz. Auch als Bau- und Dämmstoff ist der Hanf gefragt. In der EU werden jährlich etwa 3.000 bis 4.000 Tonnen Hanfdämmstoffe produziert. Der aus Pflanzenfasern hergestellte Zellstoff wird zum Großteil für Spezialpapiere verwendet (u.a. Zigarettenpapier und Geldscheine).

Nutzungsmöglichkeiten des Hanfes im Überblick:

  • Aus den Fasern,
    • Kleidung
    • Naturfaserverbundwerkstoffe
    • Bau- und Dämmaterial,
    • technische Textilen (Seile, Teppiche)
    • Papier, Zellulose
  • aus „Schäben“
    • Tierstreu
    • Bau und Dämmaterial
    • Papier
  • aus Samen
    • Speiseöl, Nahrungsmittel,
    • Farben,
    • Reinigungsmittel,
    • Arzneimittel,
    • Kosmetika,
    • Vogelfutter
  • Aus Pressrückständen:
    • hochwertiges Futtermittel.
  • Hanfblätter
    • Einstreu in Viehställen,
    • ätherisches Öl (Nahrungsmittel, Kosmetik),
    • Pilzkompost.
  • Planzenreste
    • Biomasse zur Energiegewinnung,
    • Briketts.

Vorteile des Hanfanbaus für den Landwirt:

  • Hohe Erträge als Faser- und Ölpflanze bei vergleichsweise geringerAnbaufläche.
  • Robust und widerstandsfähig.
  • Gut an unser Klima angepasst.
  • Geeignet für Fruchtfolgen.
  • Verbessert die Bodenstruktur.
  • Geringer Arbeitsaufwand.
  • Kein Einsatz von Spritzmitteln, Chemie und künstlichen Düngemitteln nötig.
  • Spart Zeit und Kosten.
  • Gut für die Gesundheit.
  • Ernteaufwand normal.

Die Nachteile beim Hanfanbau gegenüber anderen Nutzpflanzen
liegen in den Lager- und Transportkosten, im Bedarf einer Weiterverarbeitungsanlage in örtlicher Nähe sowie in der Abhängigkeit von der Qualität des Aufschlussverfahrens.

Was springt nun finanziell für den Bauern heraus?

pro Hektar? – Mit Nutzhanf ca. 6000 Euro!

Beim Recherchieren der Anwendungsmöglichkeiten des Nutzhanfs wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, dieser Pflanze eine Lobby zu verschaffen bzw. sie von ihrem „Kiffer-Image” zu befreien. Zig Produkte, die den Planeten zerstören, haben ihre eigene Lobby – Erdöl, Pharma, Kunststoff, Papier, Baumwolle – nur der Nutzhanf, der die Umwelt schützt und verbessert, hat kaum eine.

Verfasst von lupo cattivo im Dezember 2010