Leidet jeder an der Handysucht, der ständig nach seinem Handy sucht? Spaß beiseite: Wer kennt nicht den Anblick von in sich gekehrten Menschen, deren Aufmerksamkeit einzig und allein ihrem Handy gilt. So wird das gemeinsame Warten an Bushaltestellen, in Wartezimmern oder auf Schulhöfen zum Nebeneinander, bei dem jeder in seiner virtuellen Welt vereinsamt. Wie sozial sind also Smartphones und soziale Medien wirklich?
Handy-Nutzung der Jugendlichen
Gerade Jugendliche finden den wiederholten Blick auf ihr Smartphone für das Natürlichste der Welt. Doch die Handy-Nutzung nimmt nun doch Größen an, die selbst Jugendliche überfordern. Nach der “JIM”-Studie (Jugend, Information, Multimedia), in der 1.200 Jugendliche von zwölf- bis 19-Jährigen befragt wurden, geben an, dass sie zu viel Zeit mit ihrem Smartphone verbringen.
Aber auch Erwachsene sind längst der “Kommunikations- und Informationssucht” verfallen. In Großbritannien spricht man sogar schon von einer “Nomophobie”, die sich von “no mobile phone” ableitet und die Angst beschreibt, ohne Mobiltelefon zu sein. Nach einer Umfrage der britischen Post ist jeder zehnte Brite unruhig, wenn das Handy auch nur ausgeschaltet ist.
Die Angst, etwas zu verpassen
Warum setzt man sich also dieser ständigen Informationsflut und dem “Handy-Terror” eigentlich aus? Ganz einfach: Man hat Angst, etwas zu verpassen. Diese Angst entspringe einem Ur-Bedürfnis des Menschen nach sozialer Zugehörigkeit, so erklärt eine Kölner Medien-Psychologin. Wenn man nicht auf Facebook, Whatsapp u. Co. angemeldet ist, bekommt man halt nichts mehr mit. Das Schlimme ist, es gibt quasi keine Alternative, denn im realen Leben auf Schulhöfen und Unternehmenskantinen wird schon lange nicht mehr alles kommuniziert.
Handysucht und unsere Gesellschaft
Die Handysucht geht meist mit Vereinsamung und Vernachlässigung von Familie und Beruf einher. Das soziale Miteinander wird oberflächlicher und soziale Interaktionen werden regelmäßig durch das Medium Smartphone gestört. Von vielen Menschen wird die Handy-Nutzung bei Geschäftsessen oder im direkten Gespräch als unhöflich empfunden. Was wäre, wenn alle Anwesenden zur gleichen Zeit ihr Smartphone zücken würden? Gäbe es dann überhaupt noch ein Motiv, physisch nebeneinander zu sitzen und sich im wirklichen Leben (In Real Life) zu treffen?
Therapiemaßnahmen
Ärzte raten dazu, die Handysucht ernst zu nehmen und seine eigenen Handy-Nutzung und den Umgang mit den sozialen Medien bewusst zu machen. Hat man das geschafft, muss man lernen mit selbst definierten Beschränkungen und Limits zu arbeiten. Beispielsweise kann man sich selbst Handy-Pausen verpassen und das Handy von “unnützen” Apps befreien.
Das Smartphone und die damit verbundene Nutzung der sozialen Medien deswegen an sich zu verdammen wäre deswegen zu voreilig, denn die digitale Vernetzung hat für viele gesellschaftliche Bereiche auch seine Vorteile. Die bewusste und gemäßigte Nutzung des Handys, in der die digitale Kommunikation auch Gespräche im wahren Leben ermöglicht, ist eine gute Basis für eine moderne Gesellschaft.