Hamster-Drama

Von Beautifulvenditti

Seien wir ehrlich: Goldhamster sind fies. Mit ihren Kulleraugen, den dicken Backen und den herzigen Pfötchen sehen sie aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Bereitwillig lassen sie sich von Kinderhand füttern, voller Zutrauen schmiegen sie sich schon nach wenigen Tagen an ihren kleinen Menschen. Doch dieses Getue ist nur Ablenkung, denn während das arme Kind allmählich sein Herz verliert, baut das Vieh klammheimlich an seinem Fluchtweg aus dem Käfig. 

Natürlich hat es sich schon längst herumgesprochen, dass den Tierchen nicht zu trauen ist und so fallen längst nicht mehr alle Kinder auf diese zuckersüsse Masche herein. Zwar rufen alle erst einmal „Jööööö, wie herzig!“, wenn sie in die kugelrunden Äugeln blicken, doch die meisten lassen sich schnell einmal davon überzeugen, dass die fiesen Nager nicht als Haustier taugen. Einige aber erliegen dem Charme trotzdem und bald einmal verfallen sie dem Glauben, ohne Hamster könnten sie nie wieder glücklich sein. Mit Bitten und Flehen liegen sie ihren Eltern in den Ohren, bis die sich endlich erweichen lassen. Der Hamster zieht ins Kinderzimmer ein und die Tragödie nimmt ihren Lauf…

Früher oder später nämlich wird das Kind schniefend und schluchzend im Wohnzimmer stehen und verkünden, der Hamster habe das Weite gesucht. Und weil es oft die Zartbesaiteten sind, die dem Charme der Nager erliegen, wird das Schniefen und Schluchzen tagelang kein Ende mehr nehmen.

Da hilft kein „Mach dir keine Sorgen, dein Hamster will sich bloss ein wenig vergnügen. Der kommt bestimmt wieder zurück“, denn dass das Tier ohne seinen kleinen Menschen glücklich sein kann, mag sich das Kind beim besten Willen nicht vorstellen. 

Auch die Versicherung „Wenn das Tierchen nicht wieder auftaucht, bekommst du ein neues“, bringt keinen Trost, denn die Vorstellung, das gebrochene Herz an einen anderen Hamster verschenken zu müssen, ist allzu schmerzhaft. 

Und wenn das Kind ein gewisses Alter erreicht hat, hilft es auch nichts mehr, klammheimlich eine Kopie des Urhamsters anzuschaffen und zu verkünden: „Sieh mal, Murmel ist zurück. Unglaublich, wie die abgenommen hat auf ihrem Streifzug durch die Wohnung!“ Auf sowas fällt auch der leichtgläubigste Elfjährige nicht mehr rein. 

Tja, wer so blöd ist, seinem Kind den Wunsch nach dem Hamster zu erfüllen, handelt sich damit eben nicht nur einen gelegentlich schmutzigen Käfig ein, sondern auch eine gehörige Portion kindlichen Herzschmerz.

Hamster-Drama