Hamed Abdel-Samad
In einem InterviewAbdel-Samad auf die Frage, was er denn gesagt hätte, dass den Scheich Abdel-Maged dermaßen erregt hätte:
Ich habe einen Vergleich gezogen zwischen den faschistischen Bewegungen in Europa und der Vereinigung der Muslimbruderschaft. Alle sind zur gleichen Zeit entstanden, in Italien, Deutschland und Ägypten, alle sind Ergebnis von Demütigungen. In Italien und Deutschland spielte der Erste Weltkrieg die entscheidende Rolle, in Ägypten war es die britische Besatzung. Ich habe dann gesagt, dass typische Elemente faschistischen Denkens – Einheit des Volkes, vermeintliche Überlegenheit einer Rasse oder religiösen Gruppe, Weltherrschaft als Ziel, Vernichtung der Vielfalt – auch in der Urgeschichte des Islams zu finden sind. Wenn man Begriffe aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts auf die Gründungsjahre des Islam überträgt, kann man dem Islam religiösen Faschismus vorwerfen.
Im Verlauf des Interviews differenziert der Autor seine Gedanken und erklärt die Hintergründe seiner Islamkritik.
Er weist darauf hin, dass er aufgrund des Mordaufrufes aus Sicherheitsgründen gezwungen ist, seinen Aufenthaltsort zu wechseln und Interviews nur per Telefon gibt. Deshalb ist es nicht nur für den SPIEGEL-Online-Kolumnisten Georg Diez eine Schande, dass sich deutsche Schriftsteller nicht öffentlich für ihren Kollegen einsetzen.
Erinnert sich noch jemand an Salman Rushdie? Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Rushdie und Abdel-Samad? Hat Rushdie den Rummel und die Unterstützung nur bekommen, weil er Erster war? Weil er in England war? Weil so eine Fatwa damals neu und sexy war…
Auch Jennifer Nathalie Pyka fragte schon vor einigen Wochen im European, weshalb sich die deutsche Politik so bedeckt hält:
Wer allerdings dieser Tage noch mal ganz genau wissen will, was Kaltschnäuzigkeit und politische Heuchelei bedeuten, der muss nicht im Duden oder im Geschichtsbuch nachschlagen. Es genügt schon, den Klängen des dröhnenden Schweigens zu lauschen. Dass diejenigen, die stets zuverlässig nach Menschenrechten rufen, nun nicht in der Stimmung sind, deren Bedeutung zu erwähnen oder diese gar gegenüber der ägyptischen Regierung einzufordern, ist zwar generell nicht überraschend, bleibt aber dennoch mindestens ein politisches Armutszeugnis.