Foto: Claire Laude
Erich Hamann eröffnete seinen ersten Laden mit kleiner Werkstatt 1912 in der Kurfürstenstraße in Schöneberg. 1928 siedelte das Geschäft nach Wilmersdorf in das jetzige Stammhaus über. Sowohl der Laden als auch die Werkstatt wurden von dem Bauhaus-Architekten Johannes Itten entworfen, sie blieben bis heute unverändert. Die Schokoladenfabrik Erich Hamann ist spezialisiert auf bittere Schokoladen, handgefertigte Pralinen und Borkenschokolade, als deren Erfinder Erich Hamann gilt. Bei Hamann werden noch alte Herstellungsprozesse kultiviert, und auch sonst ist man hier sehr traditonsbewusst. Zweimal pro Woche steht Gerhard Hamann, der Seniorchef und Konfektmachermeister, an der 100 Jahre alten Walzenmaschine und stellt die Borkenschokolade persönlich her. Feine Schokoladenplatten werden dabei zu den typischen Borkenstücken hauchfein aufgeriffelt. Seit einigen Jahren leitet sein Sohn Andreas Hamann das Unternehmen. Mit ihm sind neue Geschmacksvarianten ins Sortiment eingezogen. So kann man jetzt unter anderem Schokolade mit Grünem Tee oder Lemongrassgeschmack erhalten.
Foto: Claire Laude
Die seit den zwanziger Jahren verwendete weiß-blau gemusterte Verpackung mit der blauen Schleife, von Großmutter Elvira Hamann selbst entworfen, hat sich zum Markenzeichen entwickelt. Sie hilft bei der Wiedererkennung der Produkte, denn bis heute wird aus Überzeugung kein Marketing betrieben. Die edlen Schokoladen und Pralinen kann man nur im ausgewählten Fachhandel erhalten. Eine einzige Ausnahme macht die Firma Hamann. Sie verschickt ihre legendären Produkte an ihre in aller Welt lebende Stammkundschaft, von New York bis Israel.
„Als mein Großvater sein erstes Geschäft eröffnete, befanden sich in der näheren Umgebung mehrere Mädchenpensionate. Da bittere Schokoladen durch ihren hohen Kakao- und geringen Milchanteil nicht als Dickmacher gelten, wurde unser Produkt bei den jungen, figurbewußten Damen von damals schnell zum Renner.“ (Andreas Hamann)
Bittere Schokoladen Erich Hamann, Brandenburgische Straße 17, Berlin-Wilmersdorf
Dieser Beitrag entstammt dem Buch „Berliner Jahrhundertläden“ von Sabine Zimmer (Text) und Claire Laude (Fotos), erschienen im Lehmstedt Verlag.
ISBN 978-3-937146-97-3, 19,90 Euro.