Solange er nur die Brockenhäuser durchstöberte, ging es ja noch. Klar, er schleppte immer mal wieder Dinge an, die nachher nur im Weg herumstanden, aber meist verwertet er die Sachen recht originell. Auch gegen seine monatlichen Besuche beim Restpostenverkauf hatte ich nichts einzuwenden, obschon er wohl der einzige Mann auf diesem Planeten ist, der seine Frau mit einem Jahresvorrat an Bio-Tampons zum sagenhaften Preis von zwei Franken beschenkt hat. Jetzt aber hat er Ricardo entdeckt.
Nun ja, er wusste natürlich schon längst, dass es dort ganz tolle Dinge zu kaufen gibt, aber bis vor Kurzem war ihm die Sache mit dem Passwort, der Online-Bezahlung undden Bewertungen schlicht zu kompliziert. Er hat’s nicht so mit dem Onlinehandel, “Meiner”. Dieses Feld hat er brav mir überlassen.
Vor einigen Tagen aber hat er entdeckt, dass es bei Ricardo coole Kleider für wenig Geld gibt. Und alte Möbel, die man ganz toll aufmöbeln könnte. Und Kinderfahrräder. Und ein grosses Xylophon. “Wolltest du nicht schon immer ein Xylophon haben? Sieh mal, das hier gibt’s für nur zwei Franken. Wie lautet nochmal das Passwort?”
Naiv, wie ich nun mal bin, nannte ich ihm das Passwort und nur drei Tage später bin ich stolze Besitzerin eines sehr grossen Xylophons und weiss beim besten Willen nicht, was ich damit anfangen soll. Okay, ich habe immer mal wieder gesagt, dass ich das Instrument gerne spielen würde, aber dieser Wunsch gehört in die Kategorie “Wir könnten noch mal für ein oder zwei Jahre mit Sack und Pack ins Ausland gehen.” oder “Die Villa dort würde mir auch noch gefallen. Wäre doch cool, wenn man daraus ein Generationenhaus mit vielen tollen Freizeitangeboten machen könnte.” oder “Warum Mieten wir uns keinen Schrebergarten? Wir könnten dann unser eigenes Gemüse ziehen, die tollsten Rezepte ausprobieren und einen Versandhandel eröffnen.” Alles ganz nette Ideen, aber nie und nimmer dafür gedacht, in die Realität umzusetzen. Dinge, die man einfach so dahinsagt, ohne auch nur einen Augenblick lang daran zu denken, das Gesagte auch in Tat umzusetzen.
Nun bin ich natürlich von Herzen dankbar, dass ich mit einem Mann verheiratet bin, der auch meine unsinnigen Wünsche ernst nimmt, aber ich denke, ich ändere dennoch mein Ricardo-Passwort. Sonst werde ich demnächst auch noch Besitzerin eines Gastro-Geschirrspülers, eines Papageis oder einer Strickmaschine. Wenn es um solche Dinge geht, bin ich für eine ganz strenge Rollenteilung: Er ist für das Einkaufen von Ramsch zuständig, ich für die Fehlkäufe.