"Halloween H20" / "Halloween H20: Twenty Years Later" [USA 1998]


Der Ansatz war sicherlich das richtige Manöver, der bislang inkohärentesten Genrereihe neues, unverbrauchtes Leben nach fünf mehr oder weniger unbeholfenen Fortsetzungen einzuhauchen, wodurch sich Slasher-Spezialist Steve Miner dazu entschied, sich im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Boden bequem zu machen, ergo: Bodenständigkeit gegen Grusel-Karikatur einzutauschen. Er opferte zwar Dr. Sam Loomis, Michaels Kinderpsychater (Donald Pleasence), konnte allerdings mit Jamie Lee Curtis, der tapferen Scream Queen, die in ihrer ersten Szene in "Halloween H20" ihrem Beinamen alle Ehre macht, jenes Aushängeschild gewinnen, das durch John Carpenters Suspense-Subjektivismus schlagartig berühmt (und berüchtigt) wurde. Nach 20 Jahren Trauma ist das Trauma für sie immer noch nicht verarbeitet, Miner lenkt den Film in genau diese zwischenmenschliche Gasse, um sie als Projektionsfläche dessen begreifbar zu artikulieren, alle vermeintlichen Vorahnungen und paranoiden Ängste der Laurie Strode (Curtis) jäh unterstreichen zu müssen, sobald der erneute Überlebenskampf gegen ihren Bruder mit der Maske und dem Messer beginnt. Miner adaptiert bestürzenderweise alles, was an den Klassiker von 1978 erinnern könnte, und das ist sein grundlegendes Problem. Obgleich sich der Regisseur vermutlich das Ziel gesetzt hat, keinen Aufguss, sondern ein ernstzunehmendes Sequel in die Wege zu leiten, wirkt "Halloween H20" nichtsdestotrotz wie ein Aufguss, ein undichter Miner-Aufguss des dichten Carpenter-Originals. Nicht nur, dass Miner den gleichen voyeuristischen Scheineinlagen infolge gleich gebliebener Szenarien folgt (Schule – Myers wird durchs Fenster erblickt), oder dass er dem Final Girl (also Laurie), wie bei Carpenter, das letzte Aufbäumen gegen einen grobschlächtigen Wahnsinnigen zugesteht, nachdem sie unschuldige Kinder, ihre Freunde in gewisser Hinsicht, der Sicherheit wegen wegschickt. Er kopiert obendrein den verstörenden Filmanfang im Myers-Haus, wenn auch anderweitig im Tenor, so doch frappierend passgenau (nebenbei beginnt die Kamera verdächtig einzuschwenken, als ob sie blitzartig mit der Plansequenz aus dem ersten Teil loslegen würde), und zeigt unter anderem fallendes Herbstlaub (dito), bevor dann irgendwann Myers gegen diejenigen schlitzen darf, die sich von der Zivilisation abgeschottet zu haben scheinen (touché). Hommage hin oder her, das pingelige Nachstellen konterkariert in erster Linie frische Ideen des breitgefächerten Variationsspielraums eines Killers und seiner zu ermordenden Schwester sowie einen Kübel unvorhergesehene Bedrohlichkeit eklatant. Miner ist sich zudem offenkundig nicht bewusst, dass seine plattesten Erschreckmomente – Laurie sieht in bekannten Personen stets Myers in Halluzinationen –, nett umschrieben, Buh-Momente aus dem Discounter sind. Erst in der gefühlsmäßigen Schlussszene wird sich Miners der schicksalsschweren Spannweite einer solchen Konstellation wenige Frames bewusst, davor verschwendet das Drehbuch unnötige Zeit damit, sich selbstreflexiv-hipp der 90er anzuschmiegen, um auf der Straße des Williamson-Teenie-Slashers mitzufahren. Belege? In einer Szene wird "Scream 2" geschaut, in einer anderen wird das "Psycho"-Auto gezündet, allein, einen Mehrwert verbucht es nicht, ganz im Gegenteil: das "Meta" hinter der "Ebene" verschwindet so schnell, wie es hervor krauchen will, es bleibt ein Gimmick des Gimmicks willen. Ausschließlich LL Cool J als angehender Schmuddelautor und der Ottman-Score streuen ein Quäntchen Ironie in dieses ohnehin ironiefreie Treiben aus wichtigtuerischem Metaverschnitt und ödem Plagiat. Buh? Buh!
3,5/10

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