Hallo vakantie!

Völlig in ihr Buch vertieft liegt eine Mutter am Strand in Callantsoog auf einem Luftsofa, das ihr Mann ihr mit frischer Meeresluft gefüllt hat, nachdem er fachmännisch einen Windschutz für die gesamte Familie mit einem kleinen Hammer in den Sand geschlagen hat. Der große Junge, etwa 13 Jahre alt, der soeben vom „Wellenhochsprung“ zurück gekommen war, spielt an dem dicken Zeh der Mutter rum. Währenddessen beschwert sich sein kleiner Bruder, etwa sechs Jahre alt, lauthals darüber, dass seine Eimer-Burgen nichts werden, weil der Sand einfach zu nass ist und im Eimer pappen bleibt. Seine Schwester, Alter schwer zu schätzen, da sie ihren Sonnenhut tief ins Gesicht gezogen hat, suhlt sich in ihrer miesen Stimmung, kein Aufmunterungs- und Motivationsversuch ihrer Geschwister gelingt. Neben der miesepetrigen Schwester, sitzt das vierte Kind im Bunde, die Mini-Drachen im Sitzen steigen lässt. Der Vater sitzt am Kopfende der Mutter, neben ihm der Familienhund, der das Treiben bewacht. 

Tiefenentspannt im Familientrubel

Ich kann meinen Blickt nicht abwenden – unserem Sohn geht es nicht anders – und schaue mir das Familienspektakel an. Gewissermaßen liegt die Mutter im Mittelpunkt. Um sie herum wuseln ihre Kinder und immer mal wieder mischt der Vater mit, um beim Sandburgen-Bauen oder beim Drachen-Steigen zu helfen. Die Mutter liest. Ganz egal, ob ihr Sohn sie an den Füßen kitzelt, seine nassen Haare über ihr ausschüttelt oder ihre Tochter mault. Sie scheint in einer anderen Welt zu sein, in der Welt ihres Buches, aber irgendwie trotzdem mitten drin im bunten Familientreiben. 

Familien urlauben anders

„Krass“, denke ich mir, „das könnte ich nicht, mich bei so viel Ablenkung komplett entspannen und auf mich besinnen.“ Muss man aber, wenn man als Eltern im Urlaub mal richtig runter kommen will. Denn wenn ich eines gelernt habe in unserem ersten richtigen Urlaub in Holland am Strand, dann ist es die Tatsache, dass Urlaub als Eltern verdammt anders ist. Einfach mal so entspannen, den Tag an sich vorbei ziehen lassen und stundenlang den Wellen beim Ausrollen zuschauen, das ist eine Utopie. Auch im Urlaub hat unser Tag spätestens um sieben Uhr begonnen, dann standen Sport, Spielen, Toben, Essen und Kinderwahnsinn auf dem Plan. So sehr unser Sohn den Urlaub genossen hat, so sehr hat er uns zeitweise an den Rande des Wahnsinns getrieben. Jeden Tag lernt er momentan neue Worte dazu, kommentiert fröhlich die Welt, aber mindestens genau so gerne erteilt er Befehle. „Auch“, „aus“, „weg“, „schneller“ und allen voran immer „mehr“. Wenn seine Kommandos nicht erfüllt werden, dann ist Holland sprichwörtlich in Not: Wut, Trotz und Geschrei vom Feinsten gab es bei uns jeden Urlaubstag. 

Aber diese Wutphasen kennen wir schon. Wir wären sehr naiv gewesen, hätten wir geglaubt, eine neue und unbekannte Umgebung würde unseren Sohn ruhiger werden lassen. Ganz im Gegenteil wussten wir schon vor dem Urlaubsantritt, dass unser Sohn sehr viele neue Eindrücke sammeln und Erfahrungen machen würde. Das sind Zeiten, in denen er sehr viel Nähe und Geborgenheit braucht. Sich sehr oft rückversichert und vor allem nachts nicht alleine sein möchte. Während er uns zu Hause aus seinem Zimmer schickt, wenn er schlafen möchte, so schliefen wir im Urlaub im Familienbett. Dabei nahm er mich ganz besonders in Anspruch. Denn Mama ist gerade wieder die absolute Nummer 1. 

Mama ist die Beste

Ich war also absolute Bezugsperson, das war schon ziemlich anstrengend. Denn auch wenn der Vater mich beim Tragen, Kuscheln uns Spielen ablösen wollte, so erntete er häufig absoluten Widerstand. Manchmal mussten oder wollten wir diesen Widerstand in Kauf nehmen, denn es muss einfach manchmal möglich sein, dass Papa die Schuhe anzieht, dass Papa das Essen zubereitet oder dass Papa mit einem spielt, wenn Mama mal kurz um die Ecke verschwindet. Unser Sohn schrie und der Vater war wütend. Wütend darüber, dass er mir nicht mehr helfen konnte, aber vor allem traurig, dass sein Sohn ihn so sehr ablehnte. Wir wissen, dass es nur eine Phase ist. Aber trotzdem sind diese Gefühle da. 

Der ganz normale (Groß-)Familienwahnsinn

„Wie ist das bloß mit vier Kindern? Was ist,wenn alle Kinder gerade unbedingt Mama oder Papa brauchen? Wie kommt man in einer Großfamilie überhaupt zur Ruhe?“ Das waren meine Gedanken als ich die sechsköpfige Familie plus Hund am Strand beobachtete. Dabei sollte ich es eigentlich ziemlich genau wissen. Schließlich bin ich die Zweitgeborene von vier Kindern, plus Hund und Pferde. Ruhig war es bei uns sicherlich nie. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mich unentspannt gefühlt hätte. Es war normal in so einem Trubel zu leben, auch im Urlaub. Es war schön, immer jemanden um sich zu haben. Ich war es so gewohnt. So sehr, dass ich, als ich mit 19 Jahren auszog, um zu studieren, unbedingt in eine WG ziehen wollte. Erst mit Mitte Zwanzig sehnte ich mich nach meinen eigenen vier Wänden. Und die verließ ich nach rund sechs Monaten, um mit meinem jetzigen Mann zusammenzuziehen. 

Ich habe meine Eltern oft schon gefragt, wie sie das Leben mit vier Kindern bewältigt haben. Wie sie eingekauft haben, wie wir Zug gefahren sind, wie sie all unseren Wünschen und Bedürfnissen gerecht werden konnten. „Da wächst man rein“, meint meine Mutter dann immer. Die Kinder kommen ja nacheinander und so wie sich das Leben mit einem Kind komplett verändere, so ändere es sich mit jedem weiteren Kind, das dazu kommt. Und dann werden die Kinder ja auch älter, können und wollen mithelfen, die Bedürfnisse und Wünsche verlagern sich. Dennoch ist mir an diesem Strandtag bewusst geworden, dass eine Großfamilie ein ganz schön großes Projekt ist. Ein wunderschönes, wuseliges, das mich immer wieder zum Staunen gebracht hat.

Familienurlaub am Strand

Das ist nur eine unserer Urlaubsanekdoten. Eine Anekdote eines Urlaubs, der dank unseres Autos zeitweise auf der Kippe stand, den wir aber zum Glück noch antreten konnten. Wir haben die Tage in Nord-Holland in vollsten Zügen genossen. Wir hatten die beste Unterkunft – danke Jarno, dass du uns dein Haus überlassen hast, wir haben uns wirklich pudelwohl gefühlt – die man sich denken kann. Wir wohnten in Schagen, einem schnuckeligen Ort, etwa zehn Autominuten von Callantsoog, einem traumhaft schönen Strandort, entfernt. Jeden Morgen sind wir eine Runde durch die Landschaft gelaufen, wobei unser Sohn Kühe, Enten, Pferde und Bagger bestaunte. Jeden Tag haben wir einen Stadtbummel unternommen. Und jeden Nachmittag haben wir am Strand im Sand gebuddelt, sind über Wellen gehüpft, haben Muscheln gesammelt, Füße im Sand vergraben oder einfach nur Großfamilien und andere Strandbesucher beobachtet. 


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