Ödipus auf der Couch beim Psychoanalytiker – das ist vielleicht keine besonders originelle Idee, aber durchaus eine nette, finde ich. Was dabei in „Ödipus Klage“ dabei heraus kommt ist weniger nett. Da wird wild rumreflektiert und durch die Gegend assoziiert. Ödipus ist ein betrunkener Jammerlappen und taumelt um die Therapiecouch, kotzt und flucht: „Alkohol ist meine Lösung!“, prahlt er. Sein Psychanalytiker trägt Knickerbocker und pinke Kniestrümpfe. Das sorgt zwar für Lacher, macht aber trotzdem keinen Sinn. In Traumsequenzen wird dann Iokaste gevögelt und der Vater umgebracht. Dann taucht auch noch eine berlinernde Antigone auf und beschwert sich über die vorherrschende Langeweile. Man möchte ihr rechtgeben.
Leider bringen die Schauspieler ihre Figuren mit gnadenlosem Overacting um jede Tiefe und sind teilweise hart an der Peinlichkeitsgrenze. Das ist schade, insbesondere da die Schauspieler technisch sauber arbeiten und mit großer Präsens überzeugen. Leider glaubt man ihnen trotzdem kaum einen Satz. Die Begrüßung von Ödipus und Antigone war dennoch schön: „Ich bin Antigone. Ich kämpfe“ „Hallo, ich bin Ödipus. Ich klage“. Und dann ist es plötzlich nach einer knappen Stunde vorbei und versöhnlich bemerke ich, dass die Schauspieler es doch geschafft haben, mich zu fesseln. Unschlüssig gehe ich Richtung Kreuzberg. Ich mache es wie Ödipus und löse das Problem mit Alkohol.