Hallgrimur Helgason – Zehn Tipps, das Morden zu beenden…

Hallgrimur Helgason – Zehn Tipps, das Morden zu beenden…

Tomislav Boksic, genannt Toxic steckt in der Klemme. Der kroatische Auftragskiller muss vor dem FBI flüchten und sitzt schließlich auf einer Toilette am Flughafen JFK fest. Wie das Schicksal es aber so will ist die Kabine nebenan besetzt und Toxic schickt den Nachbarn kurzerhand auf einen “verfrühten Abflug”. Dummerweise stellt es sich heraus, dass sein unglückliches Opfer wohl gute Connections nach ganz oben hat, Toxic hat “Father Friendly”, einen amerikanischen Fernsehprediger auf Durchreise nach Island erwischt. Aus Mangel an geeigneten Alternativen kommt Toxic wenig später in Reykjavic an und muss seine isländischen Gastgeber davon überzeugen, dass er in “heiliger Mission” unterwegs ist. Eine ganz schöne Herausforderung für einen Berufskiller, dem nichts anderes übrig bleibt, als die gute MWA-Taktik (möglichst wenig Aufmerksamkeit…) anzuwenden und sich bedeckt zu halten. Gar nicht so einfach, wenn man beim isländischen Bibelsender der Gastgeber auftreten soll…

Ehrlich gesagt macht mich “Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen” fast sprachlos. Der Roman ist so absurd und abgedreht wie der ungewöhnliche Titel es schon erahnen lässt. “Zehn Tipps…” ist eine Mischung aus Thriller und Komödie, und das in hoher Dosis. Helgason hat nicht nur beim Schreiben Vollgas gegeben, der gesamte Roman strotzt nur so vor absurd komischen Situationen und alleine die angewandte Ironie und der triefende Sarkasmus würde für mehrere Bücher reichen. Aber, und das ist das wirklich bewundernswerte daran: es fehlt der Geschichte trotz allen Witz nicht an Tiefe. Der Leser lernt den holprigen Lebensweg von Tomislav Boksic kennen und so ganz nebenbei erfahren wir auch noch etwas über Island.

Meine Angewohnheit, besonders gelungene Stellen mit einen Eselsohr am unteren Seitenrand zu markieren bringt mich bei den “Zehn Tipps” etwas in die Bredouille. Eigentlich müsste mein Exemplar jetzt aussehen wie ein explodierter Origami-Fächer, aber irgendwann musste ich leider mit den Eselsohren aufhören. Die “Zehn Tipps” sind einfach so vollgepackt mit genialen Wortwitz und charmanten neuen Bildern dass ich im Grunde genommen das ganze Buch markieren müsste. Helgasons Stil erinnert mich an Christopher Moore oder auch Matt Ruff, gepaart mit einer Thriller-Handlung. Zu zimperlich sollte man allerdings nicht sein, Helgason lässt schon die eine oder andere Breitseite los und nimmt gerade auch die Religion ziemlich auf die Schippe. Für Freunde des tiefschwarzen Humors sind die “Zehn Tipps” aber ein absolutes Muss!

P.S: Mein Abwasch hat sich leider immer noch nicht von selbst erledigt…



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