Kiel: Heute einen umfangreichen Artikel zum Thema „Gute Gegend, schlechte Gegend “ von Julius Heinrichs in den Kieler Nachrichten .gelesen. Es ging nicht um Stadtteile in Kiel oder Hamburg, sondern um Halle -Neustadt. Oberhauptleiter war damals (1966) Heiner Hinrichs, ein „jung in jeder Geste“ Mensch. Erklärtes Ziel: Wohnraum schaffen. „Als Hauptaufgabe der Organe des Stadtparlaments wird darin die „Schaffung“ von Voraussetzungen zur Gewährleistungen optimaler Bedingungen für die Reproduktion der menschlichen Arbeitskraft“ bezeichnet“.
Weiter: stellen wir fest, daß diese Stadt ihren Bürgern gute Wohn und Lebensbedingungen zugleich Voraussetzung dafür sind, daß die Bürger von Halle-Neustadt in Leuna, Buna oder wo auch immer sie arbeiten mögen, ausgezeichnete Arbeit leisten können.
Man überlegte, ob Schrebergärten und Kioske im Kommunismus überhaupt noch gebraucht würden, entschied sich dann aber doch eine Stadt für heute und nicht für morgen zu bauen. Es wurde darüber gestritten, ob die Nummerierung der Häuser nicht eine Art Bronx erschaffen würde. Die Idee der Straßennamen setze sich erst nach der Wende durch.
Da allerdings sollte es zu spät sein und die in den sechzigern erbaute Stadt wurde dem Verfall überlassen. Wer konnte ging weg. Eine Stadt fiel aus allen Zahlen. Der Kiosk am Treff und der Südpark,auch zu sozialistischen Zeiten schon schwierige Gebiete, sind heute soziale Brennpunkte.
Im Artikel geht es um Nachbarschaftseffekte und darum wie Städtebauweisen den Menschen beeinflussen. Es ist aber nicht allein eine Frage der Plattenbauten, sonder eine Frage der Durchmischung, das ist meiner Meinung nach das was prägt.
Ich habe als Kind, gern im Block 444/4 gewohnt. Es war grün, Bronzeskulpturen auf denen man herumklettern konnte, Parks Spielplätze später Jugendclubs.
Es war mir Heimat, auf eine ganz andere Weise als das kleine Dorf in Mecklenburg in dem wir immer die Ferien verbrachten.
Halle-Neustadt vom Vorzeigeprojekt zur Bronx?
Zahlen zum Vergleich:
„Rund 70 000 Menschen werden 1973 in Halle-Neustadt wohnen, etwa 40 00 davon werden berufstätig sein,….Das Bildungsniveau dieser Bürger unserer Stadt ist heute bereits hoch.“ (1966)
Facharbeiter 35 Prozent
Fachschulabsolventen 17 Prozent
Hochschulabsolventen 18 Prozent
Arbeitslosenquote lag vermutlich bei 0
2018 : 4500 Einwohner
unter 30: 27,3 Prozent
über 65: 28, 4 Prozent
Ausländeranteil: 15 Prozent
Arbeitslosenquote 14 Prozent
Zitate aus „Städte machen Leute“ Streifzüge durch eine neue Stadt
1969 Mitteldeutscher Verlag Halle
Autoren: Werner bräunig
Peter Gosse
Gerald Große
Jan Koplowitz
Sigrid Schmidt
Hans Jürgen Steinmann