Halbzeit in der Julikrise

Wien plant den Militärschlag gegen Serbien - wie reagiert Europa?

Halbzeit in der Julikrise

Die erste Aufregung hat sich gelegt: Zwei Wochen nach den tödlichen Schüssen auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie ist es verhältnismäßig ruhig in den Hauptstädten der Großmächte. In diesen Tagen vor 100 Jahren gibt sich das politische Europa auffällig unaufällig: Man schickt hochrangige Militärs in den Urlaub, der Deutsche Kaiser hat seine alljährliche Nordlandreise angetreten und selbst die Zeitungen scheinen das Interesse am Attentat von Sarajewo und am österreichisch-serbischen Konflikt zu verlieren. Aber der Schein täuscht. In der Julikrise ist lediglich Halbzeit: Hinter verschlossenen Türen bereiten sich die Politiker auf den zweiten - und entscheidenden Teil - des diplomatischen Dramas vor, das in den Großen Krieg mündet. Gelegenheit für einen Blick voraus...

21. Juli: Frankreichs Präsident Raymond Poincaré ermutigt die Russen, hart zu bleiben 23. Juli: Österreichs Gesandter Wladimir von Giesl übergibt den Serben das Ultimatum 24. Juli: Russlands Außenminister Sergei Sasonow droht dem österreichischen Botschafter 25. Juli: Serbens Ministerpräsident Nikola Pasic antwortet ausweichend auf Österreichs Forderungen 27. Juli: Deutschlands Kanzler Bethmann Hollweg enthält dem Kaiser die serbische Antwortnote vor 29. Juli: Der russische Zar verhindert beinahe die Mobilmachung 28. Juli: Der deutsche Kaiser will den Krieg nicht mehr – wird aber ausgetrickst… 30. Juli: Österreichs Kaiser Franz Joseph I. befiehlt die Generalmobilmachung 31. Juli: Der englische Außenminister Sir Edward Grey versucht vergeblich zu vermitteln 1. August: Der deutsche Generalstabschef Helmuth von Moltke lässt aufmarschieren

Gut zwei Wochen liegen zwischen der österreichischen Entscheidung, den Serben unannehmbare Forderungen zu stellen, um einen Krieg zu provozieren, und der Übergabe des Ultimatums. In dieser Zeit glühen die Drähte und die Telegrafenämter kommen nicht zur Ruhe - man bereitet sich auf den Ernstfall vor. Obwohl überall strengste Geheimhaltung geübt wird, sickern die entscheidenden Informationen durch. In Belgrad, Sankt Petersburg und Paris ahnt man, was das ob seiner militärischen Stärke gefürchtete Deutschland vorhat. Deutschland? Es geht doch eigentlich um Österreich... Aber Österreich sieht man in Europa nur als Vollstreckungsghilfen für Berlins vermeintliche Kriegsziele. Dieses unzutreffende Vorurteil verschärft die Julikrise, was in den kommenden Kurzbiografien deutlich werden wird: Jedenfalls ermuntert Frankreichs Präsident Raymond Poincaré die Russen, im Konflikt mit den Mittelmächten hart zu bleiben (21. Juli). Zwei Tage später übergibt Österreichs Gesandter Wladimir von Giesl den Serben das Ultimatum. Am 24. Juli droht Russlands Außenminister Sergei Sasonow dem österreichischen Botschafter und bereitet eine heimliche Mobilmachung vor. Der 25. Juli bringt die unbefriedrigende Antwort auf das Ultimatum: Serbens Ministerpräsident Nikola Pasic antwortet ausweichend auf Österreichs Forderungen. Dann folgen tragische Tage: Der deutsche Kaiser Wilhelm II. würde den Krieg gerne abblasen, aber sein Kanzler Theobald von Bethmann Hollweg leitet die entsprechenden Nachrichten erst nach Wien weiter, als Kaiser Franz Joseph I. Serbien bereits den Krieg erklärt hat. Noch zweimal keimt Hoffnung auf, dass ein Waffengang verhindert werden kann: Der russische Zar Nikolaus II. wechselt nochmals versöhnliche Telegramme mit seinem Cousin, dem deutschen Kaiser und auch der englische Außenminister Edward Grey will nochmals vermitteln. Aber es ist zu spät: Die Militärs nehmen das Heft des Handelns in die Hand und lassen aufmarschieren - in Deutschland betreibt vor allem Generalstabschef Helmuth von Moltke die Generalmobilmachung. All diese Persönlichkeiten gibt's ab 21. Juli im zweiten Teil des Eulengezwitscher-Extras zur Julikrise vor 100 Jahren...

Übrigens: Der Grund, warum  ausgerechnet heute der Halbzeit-Blog kommt, ist ein fröhlicher: Heute gibt's das Eulengezwitscher-Extra zur Julikrise zum ersten Mal gedruckt - und zwar als Seite 3 in der Allgemeinen Zeitung Mainz...

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Eulengezwitscher-Extra zur Julikrise weiterzwitschern:

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