Es gibt Rezepte, die werden einem noch so oft auf den verschiedensten Kanälen angepriesen, sie lachen einen über alle Maße an, und trotzdem macht man sich nicht daran. So ging es mir eine ganze Weile mit halbgefrorenen Cashewtorten.
Erst nachdem ich eine Variante mit Walnuss-Dattelboden und Mandelmus probieren durfte – damals war ich Gast in der NDR-Sendung „Theresas Küche“ – war es um mich geschehen! Man muss diese Torten einfach probiert haben, um zu wissen, dass man sich DAS nicht länger entgehen lassen will!
In der Regel besteht der Tortenboden aus Datteln und Nüssen, die Füllung aus eingeweichten, pürierten Cashews, Vanille, Ahornsirup oder anderen gesünderen Süßmitteln und einer säuerlichen Kombination mit Zitrone oder Limette. Zudem kann Obstpüree in die Füllung gemischt werden, oder es kommt wie bei meiner Torte obenauf. Gebacken wird nichts, stattdessen kommt alles in den Tiefkühler. Das ist der praktische Teil, denn man kann sich die Arbeit auch gleich für zwei Torten machen und hat so immer etwas da, das man bei Gelegenheit hervorzaubern kann!
Leider fordert die Torte einen gewissen Aufwand, wenn das geeignete Equipment fehlt und man nur mit dem Pürierstab unterwegs ist. Am Tag vor Claires Geburtstag kam dann mein Food Processor* an und ich war restlos begeistert, welche Welten sich mit so einem hübschen Ding auftun! Die Torte hat an Claires Geburtstagstisch absolut gerockt und das, obwohl Gäste anwesend waren, für die gesunde Kuchen eher eine fremde Welt ist. Claires 10-jährige Cousine meinte zum Beispiel irritiert und begeistert: „Irgendetwas schmeckt hier anders. Aber es schmeckt so gut!“ Die Torte war ratze-putze weg, und das, obwohl sie so sättigt!
Als ich die Torte ein andermal für die Fotoproduktion eines Magazincovers herstellte, war meine Mutter anwesend und bat mich anschließend, ihren Freundinnen einige Stücke mitbringen zu dürfen: „Die hören von mir immer nur, was du alles machst, aber können sich geschmacklich darunter gar nichts vorstellen!“ Die nächste halbgefrorene Torte wünscht sich meine Mutter für ihren eigenen Tiefkühler. Und das von meiner Mutter, die sonst immer sagt, Kuchen soll bitte ungesund bleiben dürfen! Pah, ich habe sie schon so oft eines Besseren belehrt, ich liebe diese Momente!
Bis zu meiner Entdeckung roh-veganer Rezepte kannte ich Cashewnüsse gerade mal salzig oder zu Asiatischem. Weit gefehlt – sie werden wahnsinnig cremig und schlagen abgeschmeckt so mit links jede Joghurtcreme aus!
Der Nachteil von Cashews – und das ist der Grund, weshalb ich sie selten verwende, längere Zeit gar nicht und auf dem Blog bislang nicht mit einbezogen habe – ist ihr Ruf, oder eher der, der Produktion. Cashewnüsse entstammen der sogenannten „falschen Cashewfrucht“, die kürbisartiges, (man sagt) schmackhaftes Fruchtfleisch enthält. Die Früchte können zu Essig, Saft und Schnaps verarbeitet werden (Quelle Globales Lernen), das scheint aber nicht immer der Fall zu sein, obwohl sie zu genießen wären. Um an die Nuss zu gelangen, wird der Kern in vielen Produktionsstätten noch mit Hand geöffnet. Dabei entweichen giftige Gase, die den Arbeitern (meist Frauen) langfristig taube Hände und Arme verschaffen (würden). Damit das genau nicht passiert, werden sie vor dem Knacken im Ofen frittiert. Cashewkerne in Rohkostqualität machen daher keinen Sinn für mich, denn nur durch das Erhitzen des Kerns sollen die Gase neutralisiert werden. Vorteilhaft ist in diesem Fall, dass Cashewnüsse, wie wir sie im Handel erhalten, normalerweise ohnehin keine Rohkostqualität besitzen. Zudem gibt es an anderen Produktionsstätten Maschinen, die die Handarbeit übernehmen. Eine gewisse Restunsicherheit bleibt für mich aber als Verbraucher. Die nicht unberechtigten Unruhen um den Ruf der Produktion haben mich nicht unbeeindruckt gelassen.
Ich habe das Glück, dass dieser Blog inzwischen immer wieder auch von Menschen mitgelesen wird, die Marken vertreten oder entsprechende Kontakte haben. Ich möchte den Blog heute daher wirklich gerne nutzen, um ein Bewusstsein zu schaffen. Langfristig wünsche ich mir, dass Marken gezielt kennzeichnen, wenn sie einen fairen, verantwortungsbewussten Umgang mit Cashew-Arbeitern pflegen. Das ist wichtig!
Schwierig, jetzt habe ich einerseits Lust aufs Nachmachen und andererseits nur orangenes Licht, statt grünes gegeben. Kennt ihr die Problematik? Wie geht ihr damit um?
Wer Cashews lieber austauschen möchte, hat drei Möglichkeiten: Erstens geschälte Hanfsamen. Sie werden ähnlich cremig wenn püriert, schmecken ebenfalls relativ neutral, sind zudem ein Produkt aus hiesigen Gebieten und übertreffen den Nährwertgehalt von Cashews nochmal um ein Vielfaches. Sie gehören zu den Superfoods. Nachteil: In der hier angegebenen Menge sind sie teuer und geschmacklich in dieser Torte nicht ganz so ideal. Zweitens kann auf eine andere Nuss ausgewichen werden, die nicht zu intensiv schmeckt, wie auf Macadamia. Und letztlich kann jeder, der tierische Produkte zu sich nimmt, in diesem Rezept griechisches Joghurt (ich bevorzuge deshalb Schaf) statt der eingeweichten Cashews verwenden. Natürlich ist das Rezept somit nicht mehr vegan und schmeckt auch anders, aber auch hervorragend!
Und auch für Nussallergiker habe ich mich an eine Variante gemacht: Statt der Mandeln im Tortenboden können Getreideflocken wie aus Dinkel oder Hafer verwendet werden. Sie sollten nur möglichst fein sein, dann klappt das prima. Muss hier noch irgendjemand überzeugt werden?! Ehrlich – die Torte ist so lecker!
Halbgefrorene, Torte mit Beerenguss (optional vegan und nussfrei)
Wird natives Kokosöl verwendet, ist es hilfreich, alle Produkte auf Zimmertemperatur zu halten, damit das Öl während der Verarbeitung nicht stockt.
Statt Cashews können Macadamianüsse oder griechisches (Schafs-) Joghurt verwendet werden, anstatt Mandeln jede andere Nuss.
Für Nussallergiker: Der Tortenboden gelingt statt mit Mandeln auch mit Getreideflocken (Dinkel, Hafer, Buchweizen etc.).
Die Torte umfasst eine Springform von 20cm Durchmesser. Wer eine „normal“ große Springform verwendet, sollte mindestens die Zutaten für den Boden verdoppeln.
Für den Boden:
75g Mandeln (oder Getreideflocken, möglichst feinblättrig)
2 EL (20g) Sonnenblumenkerne
1 EL (10g) Hanfsamen%20gesch%C3%A4ltHanfsamen%20gesch%C3%A4ltHanfsamen%20gesch%C3%A4ltHanfsamen%20gesch%C3%A4ltHanfsamen%20gesch%C3%A4ltgeschälte Hanfsamen oder mehr Mandeln
50g frische, entsteinte Datteln, weiche Datteln oder getrocknete Datteln, vorab klein gehackt
1 gestrichenen EL (5g) natives Kokosöl, flüssig gemacht
1 Prise Salz
Für die Füllung:
170g Cashewkerne, für mindestens 2 Stunden eingeweicht (oder eingeweichte Macadamia bzw. 250g griechisches Schafsjoghurt)
Saft aus 1 ½ Limetten
Mark einer Vanille
50g natives Kokosöl, flüssig gemacht
40g Ahornsirup (oder flüssiger Honig/Reissirup)
Für das Topping:
80g Himbeeren, frisch oder tiefgekühlt und angetaut
Zur Dekoration:
Essbare Blüten, frische Beeren oder Geburtstagskerzen
Und so wird’s gemacht:
Die Zutaten für den Boden in den Food Processor oder eine Küchenmaschine mit ähnlicher Funktion geben und etwa 3 Minuten auf feinster Stufe zerkleinern. Den Tortenboden mit Brot- oder Backpapier auslegen und in die Springform klemmen. Die Masse darauf verteilen und mit den Händen eindrücken. Während die Füllung hergestellt wird, den Tortenboden in den Tiefkühler stellen.
Für die Füllung die eingeweichten Cashewkerne waschen und abtropfen lassen. Mit Limettensaft, Vanille, Kokosöl und Ahornsirup in den Food Pocessor geben. Für einige Minuten auf feinster Stufe pürieren, zwischendurch kontrollieren, ob der Vorgang gleichmäßig geschieht.
Den Tortenboden aus dem Tiefkühler nehmen und das Nussmus gleichmäßig darauf verteilen. Die Torte wieder in den Tiefkühler stellen.
Für das Topping die Himbeeren fein pürieren und auf die Füllung streichen, sobald sie oben fest geworden ist.
Die Torte vor dem Verzehr für weitere 30 Minuten in den Tiefkühler geben oder gut abgedeckt im Tiefkühler verwahren, bis sie hervorgezaubert werden darf. Dann mindestens 30 Minuten vor dem Verzehr antauen lassen. Mit essbaren Blüten, frischen Beeren oder Geburtstagskerzen dekorieren.
*Ich bedanke mich bei KitchenAid für das gesponserte Produkt!
**Vielen Dank auch an die Fotografin Irene Neumann, die mir das Bild von mir zur Verfügung gestellt hat.