362 Kilometer Küstenlinie an Adria und Ionischem Meer, historische Orte en masse (derzeit drei UNESCO-Welterbestätten und vier Nominierte!) und eine Vielzahl von Hotels, die den Vergleich mit westeuropäischem Standard nicht mehr scheuen müssen.
Skutari-See und die Stadt Shkodra (obere Fotos) erwarten den von Montenegro kommenden Reisenden mit unberührter Natur und einem wiederauferstanden historischen Zentrum.
Anreise: Wir waren seit 2005 immer mit dem Campingbus in Albanien und sind via Montenegro, Griechenland oder Mazedonien ein- und ausgereist. Die Ausreise erfolgte zudem einmal in Richtung Kosovo. Von Italien (Bari, Brindisi, Triest, Ancona) kann man mit der Fähre u. a. nach Igoumenitsa (Griechenland) oder ins albanische Durrës und Vlora fahren. Kosten: Um 500 Euro für zwei Personen samt Wohnmobil (bis 7 m Länge) - Preise schwanken je nach Saison und Fährgesellschaft sehr stark!
Direkte Flugverbindungen zwischen Albanien und Deutschland existieren meines Wissens nicht! Umsteigeverbindungen bieten beispielsweise Allitalia (von Düsseldorf via Rom und Mailand nach Tirana - z. B. im April: Hin- und Rückflug für 227 Euro). Von München fliegt Adria Airways via Ljubljana in die albanische Hauptstadt. Von Hamburg fliegt Austrian Airlines über Wien nach Tirana. Mit Pegasus Air kann man z. B. von Frankfurt a. M. über Istanbul nach Albanien fliegen. Mietwagen sind vergleichsweise günstig am Flughafen Tirana zu haben. Kleinwagen gibt es selbst in der Ferienzeit ab ca. 140 Euro pro Woche - inklusive Vollkasko und Diebstahlschutz mit SB.
Essen & trinken: Die albanische Küche kann ganz sicher nicht mit der Italiens oder Frankreichs konkurrieren, aber man wird mit gutem Gewissen satt. Speis & Trank allein sind kein Grund, nach Albanien zu reisen! Mediterrane Einflüsse sind ebenso wenig zu leugnen wie orientalische. Die Küche variiert regional - mitunter von Dorf zu Dorf - ganz erheblich. Von einer albanischen Küche zu sprechen, wäre also Unfug. Eine große Rolle spielt Gemüse - von Aubergine über Tomate, Paprika, Gurke bis hin zu Kohl und Spinat. Brot, Reis, Kartoffeln und Bohnen sind Zutaten vieler Gerichte.
Rind, Lamm, Ziege, Kalb und Geflügel sind fast allerorten anzutreffen. Schwein ist eher selten.
An der Küste und am Ohrid-See kann Fisch (vor allem gegrillt) eine wahre Delikatesse sein. Wer nach Pogradec kommt, sollte unbedingt einmal Koran essen. Nein, nicht das dicke Buch, sondern eine gegrillte Ohridforelle. Das rosafarbene Fleisch ist äußerst schmackhaft!
Auch von Bedeutung sind Milchprodukte wie Joghurt. Süßspeisen strotzen fast immer vor Zucker - Jahrhunderte osmanischer Herrschaft haben Spuren hinterlassen. Käse und Olivenöl sind fast überall anzutreffen; ebenso wie typische Gewürze: Basilikum, Oregano, Paprika, Minze. Auch Zwiebeln und Knoblauch stehen hoch im Kurs.
Im Zweifel würde ich stets zu Gegrilltem raten. Hauptmahlzeit der meisten Albaner ist übrigens eher das Mittag- denn das Abendessen.
Typische Getränke sind Kaffee und Tee (Çaj mali), aber auch Bier und Raki (hochprozentiger Traubenbrand, der aus manch hauseigener Destille schon mal 70 Vol. % erreichen kann!). Der albanische Wein kann (!) recht gut sein, wenn man den richtigen wählt.
Inklusive der Getränke wird man zu zweit im Lokal auf dem Lande problemlos für 2.500 albanische Lek (ein Euro = 137 Lek) gut satt - die albanische Währung ist nicht frei konvertierbar. Je internationaler - umso teurer. Die Regel 1 : 1 im Verhältnis Euro zu Bier passt meistens. Sicherheit: Allgemeine Kriminalität ist vorhanden, die Korruption dürfte allerdings das größere Problem sein (doch davon werden Reisende nur selten berührt). Echt bedrohlich ist hingegen nicht selten der Straßenzustand, vor allem abseits großer Ortschaften. Auch notwendige Reparaturen nach Unfall oder Panne stellen mitunter ein Problem dar. Fahrer in Autos deutscher oder italienischer Marken dürften dabei die geringsten Probleme haben. Nachts können schon auch mal unbeleuchtete Fahrzeuge unterwegs sein - Autos ebenso wie Pferdegespanne.
Wer in die Berge eintauchen möchte, dem seien albanische Begleiter dringend angeraten! Einen große Bogen sollte jeder Ausländer um die Bergregion im Norden des Landes machen. Das Gesetz der Blutrache - begründet im Kanun - schien unter Enver Hoxha ausgerottet, lebte aber nach 1990 wieder auf. Die UNO schätzt, dass seit 1990 rund 10.000 Menschen der Blutrache zum Opfer fielen. Ein schlechtes Pflaster für Reisende.
Wohlmeinender Hinweis besonders für alle, die bereits von Wehwechen geplagt sind bzw. mit solchen rechnen: Auch wenn es Albaner nicht gern lesen werden, so ist doch die ärztliche Versorgung nur katastrophal zu nennen (von sehr wenigen Ausnahmen in Tirana oder Durrës abgesehen). Von westeuropäischem Standard mehrere Lichtjahre entfernt. Einer Operation oder einem Krankenhausaufenthalt sollte man sich nur dann unterziehen, wenn Lebensgefahr besteht. Eine Auslandskrankenversicherung mit Rücktransport im Krankheitsfall ist unverzichtbar! Wer auf die ständige Einnahme von Medikamente angewiesen ist, sollte diese bei einer Reise in ausreichender Menge bei sich haben. Sehenswertes: Von Tirana aus gibt es zwei Möglichkeiten: Via Elbasan zum Ohridsee (Pogradec) zu reisen oder gen Süden der Küste zu folgen.
Wer mit dem Auto oder Wohnmobil reist, verpasst etwas, wenn die Strecke durchs Gebirge zwischen Vlora und Saranda außen vor gelassen wird (die Straße ist vergleichsweise gut zu nennen). Das Ceraunische Gebirge (albanisch Mali i Kanalit) überwindet man über den 1.027 m hoch gelegenen Llogara-Pass. Traumhafte Aussichten sind bei schönem Wetter garantiert! Die Pinienwälder stehen als Nationalpark unter Naturschutz. Wenn entlang des Wegs Honig angeboten wird: Kaufen! Sein Geschmack ist legendär!
Wenn man auf Meereshöhe den Küstenort Vlora passiert hat (wirklich viel zu sehen gibt es dort nicht), gelangt man als nächstes gen Saranda (quillt ebenfalls nicht vor sehenswerter Historie über). In der Vorsaison gut erträglich, in der Ferienzeit nur ein billiger Abklatsch von Benidorm und anderen Bettenburgen am Meer. Eine gute Autostunde von Saranda entfernt im Landesinneren liegt eine weitere historische Perle: Gjirokastra:
Bevor man nun (wenn man den Rückweg scheut) Albanien in Richtung Griechenland verlässt, ist es Zeit für einen letzten historischen Schatz im äußersten Süden des Landes, 20 km von Saranda entfernt: Butrint.
Zurück in die Hauptstadt: Via Elbasan mit seinen vielen Dreckschleudern gelangt man in ca. drei bequemen Autostunden nach Pogradec. Wenn links oder rechts des Wegs ein Grill raucht - anhalten, schmecken lassen!
Pogradec (20.000 Einwohner) liegt direkt am Ohridsee, den sich Albanien und Mazedonien teilen. Die Stadt hat entlang des Ufers ein Flair, das man mit Fug und Recht mediterran nennen darf. In der kalten Jahreszeit ist in Pogradec sprichwörtlich der Hund begraben - im Hochsommer ist richtig viel los (ohne Ballermann-Feeling). Der Grenzübergang Qafë Thana nach Mazedonien ist nur vier Kilometer entfernt, zur Ausreise in Richtung Griechenland muss man ein Stück weiter fahren: Bis zur Grenze Kapshtica - Krystallopigi sind sind es ca. anderthalb Autostunden.
PS: Albaner sagen nicht "Auf Wiedersehen". Diesem Abschiedgruß am nächsten kommt: "Mirupafshim."
Und das heißt wörtlich: Gut, dass wir und getroffen haben. Genauso haben wir es seit 2005 stets empfunden, wenn wir wieder von dannen fuhren.
Schreibender vielreisender Backpacker und Reisemobilist