Jahrelang habe ich drei weiße Flecken auf der europäischen Landkarte vor mir hergeschoben: Zypern, Island und Malta. Malta (nicht mal eine halbe Million Einwohner - und somit kleinster Staat der Europäischen Union!) habe ich zuletzt den "Garaus" machen können. Eine Woche strahlend blauer Himmel bei mehr als frühlingshaften Temperaturen im Winter - da vergisst man leicht, welch Geschichts-Eldorado dieser kleine Staat im Mittelmeer ist. Sieben Tage sind für Malta und Gozo durchaus ausreichend, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu besuchen - und für Ruhe und Bewegung noch angemessen Zeit zu finden. Außer im Hochsommer bietet Malta angenehme Temperaturen - und ebensolche Preise. Eines ist die Insel allerdings aus unserer Sicht zu keiner Jahreszeit - ein Eldorado für Strand-Urlauber. Die Küste ist sehr schön, aber zum Baden eher ungeeignet (mal abgesehen von einigen wenigen Sandstränden wie Golden Bay). Taucher kommen da schon eher - auch ganzjährig - auf ihre Kosten. Bestens eignet sich Malta als Kulisse für all die, die sich einen Englisch-Kurs auf die to-do-Liste geschrieben haben.
Air Malta brachte uns in gut zwei Stunden in sonnige Gefilde. Einen Mietwagen (Peugeot 107) hatten wir bereits online daheim gebucht (Special rate für eine Woche: 82 Euro). Der Benzinpreis war sehr wohltuend. Der Linksverkehr und die ungewohnte Schaltung des Wägelchens machten keine Probleme - wohl aber sieben Tage lang die sich oft in einem erbärmlichen Zustand befindlichen Straßen! Hinzu kam, dass die Malteser lausige Autofahrer waren (Vorfahrt ist anscheinend ein Fremdwort, nachts fuhren viele ohne Licht bzw. mit Standlicht etc.).
Das wahrhaft Positive für Mietwagen-Muffel: Die Entfernungen auf der Insel sind gering, das Linienbusnetz ist gut ausgebaut, die Fahrpreise moderat. Die längstmögliche Busfahrt dauert nur 45 Minuten - die Sehenswürdigkeiten liegen nah beieinander.Die Hauptstadt Valletta findet sich seit einigen Jahren auf der Welterbeliste der UNESCO. Sehr gefallen hat uns die Parkanlage Upper Barrakka Gardens. Der Park wurde bereits 1775 eröffnet und ermöglicht einen wunderschönen Panoramablick über den Hafen und auf das Fort St. Angelo. Auch die kleineren Lower Barrakka Gardens, der sich weiter östlich zur Hafenausfahrt hin befinden, sind sehenswert.Es wäre Frevel, in Valletta einen Bogen um den Grand Master Palace zu machen. Es ist der größte Profanbau der Stadt. Der Palast ist seit Jahrhunderten Amtssitz diverser Machthaber - heute wird das Gebäude (nur teilweise zu besichtigen - 10 Euro Eintritt) vom Staatspräsidenten Maltas genutzt. Nicht minder beeindruckend ist St. John's Co-Cathedral (Foto). Das prunkvolle Innenleben ist eine Augenweide (6 Euro kostet der Besuch). An vier Tagen pro Woche (Mo, Mi, Fr, Sa) kann man kostenlos die Rotunda von Mosta besichtigen.
To do: Die blaue Grotte, eine Höhle, die an der südwestlichen Küste Maltas liegt. Die Grotte ist nur vom Meer mit dem Boot zu erreichen. Marsaxlokk hatte ich bereits erwähnt, ebenso besuchenswert ist Mdina und das Fort St. Angelo in Vittoriosa.
Es ist mehr als lohnenswert, einen Tag für die Nachbarinsel Gozo einzuplanen. Es gibt Fährverbindungen sowohl von Sa Masion als auch von Cirkewwa (halbstündige Überfahrt) nach Mgarr ( Preise). Gozo ist ein Ort der Ruhe: Barocke Kirchen und alte Bauernhöfe aus Stein prägen das Landschaftsbild. Übernachtung: Wir hatten das "Bayview Hotel" in Sliema gebucht, wo uns ein Appartement (Bad, Wohn-Schlafzimmer mit Balkon, große Küche) zur Verfügung stand. Schwimmbad und Fitnessraum konnten genutzt werden, leider nur bis 19 Uhr am Abend. Das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten auf Malta ist sehr vielfältig. Für fast jeden Geschmack (und Geldbeutel) gibt es die passende Herberge. Das Gros der Unterkünfte ist entlang der Küste zu finden, insbesondere im Norden. Rund um Sliema und St. Paul´s Bay gibt es die meisten Unterkünfte. Im Inselinneren ist das Angebot aber eher dürftig.
Die Hotel-Sterne bieten zwar eine gewisse Orientierung für Qualität, sind aber noch lange kein Garant dafür, dass Sterne-Versprechen auch gehalten werden! Auf Verpflegung im Hotel kann man auch gut verzichten, die Restaurant-Preise sind moderat, die Kosten im Supermarkt (wenn man selbst kochen möchte) nur geringfügig höher als daheim. Die all-inklusive-Hotels liegen nicht selten weit ab "vom Schuss" (sofern man mehr möchte als nur relaxen)!
Essen & trinken: Die maltesische Küche ruht auf zwei Säulen. Die Nähe zu Italien und die britische Kolonialzeit haben die Inhalte von Topf und Pfanne nachhaltig geprägt. Aber Gottseidank findet sich auch die originäre maltesische Küche, ohne dass man mit der Lupe suchen muss: Gemüsegerichte und allerlei Variationen rund ums Thema Kaninchen finden sich ebenso wie leckere Suppen und Aufläufe. Fenek ist das maltesische Nationalgericht schlechthin (Kaninchen, meist in Knoblauch- und Rotweinsoße gereicht) - unbedingt probieren! Fisch ist omnipräsent, wenngleich viel zu oft tiefgefroren! Frischen Fisch kann man nur dort erwarten, wo er auf Eis im Ganzen präsentiert wird. Octopus Stew, in Rotwein gekochter Krake, ist empfehlenswert. Die Essenszeiten sind allerorten "very british".
Ausdrücklich loben wollen wir das "Tal-Familja" in Marsaskala. Feine maltesische Küche (die Kaninchenleber war vom Feinsten) und wahnsinnig leckere Desserts. Die Preise sind der Qualität angemessen.
Summa summarum: Wer keine überzogenen Ansprüche an Kost und Logis stellt und seine Zeit flexibel einteilen kann, ist außerhalb der Hochsaison für eine Woche (Flug, Übernachtung, essen & trinken, Mietwagen, Ausflüge) mit rund 800 Euro bis 1.000 Euro für zwei Personen gut dabei. Aus Bausteinen von Pauschalreise-Veranstaltern (Flug & Hotel) kann man sich eine prima Individualreise "basteln".
Schreibender vielreisender Backpacker und Reisemobilist