Haim
„Something To Tell You“
(Vertigo)
Es gibt ja nicht wenige Menschen, die neigen zu übertriebener Selbstspiegelung und hinterfragen nicht nur ihre Umwelt auf das Allergenaueste, sondern vor allem sich selbst. Und die werden ans Grübeln kommen, weil sie auf das aktuelle, zweite Album des Geschwistertrios Haim nicht so euphorisch reagieren, wie sie es noch vom Debüt in Erinnerung haben. Nun, „Days Are Gone“ liegt ganze vier Jahre zurück, im Schnelldrehergeschäft des Pop ist das eine vergleichsweise große Zeitspanne und was damals wie ein Schnelldurchlauf aussah, ist heute schon Normalgeschwindigkeit. Viel passiert also seitdem, was auch heißt, daß ein Album, das 2013 die Kritik verzückte, sich heute deutlich schwerer tut. Ein Album, wohlbemerkt, denn Alana, Este und Danielle Haim haben entschieden, dem Nachfolger zwar elf neue Songs, aber kaum neue Impulse mit auf den Weg zu geben und so wirken die aktuellen Stücke wie eine bloße Verlängerung der bislang bekannten.
Keine schlechte, wohlbemerkt, denn auch diesen perfekt austarierten Singalong-Pop muß man erst mal so hinbekommen. Hauptamtlich zuständig dafür ein gewisser Ariel Rechtshaid, dessen Name jetzt nicht gleich das große Hallo auslöst, der aber schon das komplette ‚Who is Who?‘ des Musikbusiness auf seiner Sedcard zu stehen hat. Und wenn sich zudem noch Fachleute wie Rostam Batmanglij (Vampire Weekend) und George Lewis jr. aka. Twin Shadow als Coproduzenten finden lassen und Devonte Hynes (Blood Orange) nebst Owen Pallet zum Orchester zählen, dann ist ganz gewiss nicht mit Murks zu rechnen. Entsprechend geschmeidig und maximal eingängig klingen dann auch die Lieder, es hüpft und federt, mal opulent verdichtet, mal zart arrangiert durch die Dreiviertelstunde und man hat, das darf man dann ruhig zugeben, nicht wenig Freude daran.
Und dennoch – auch wenn mit dem Titelsong und den trockenen Beats von „Walking Away“ zwei der Stücke besonders herausstechen, bleibt am Ende ein schaler Beigeschmack. Es hätte vielleicht nicht geschadet, etwas mehr Mut und Inspiration in die Waagschale zu werfen. Eben nicht den Weg der Future Islands zu gehen, die ein paar Wochen zuvor auch nur den Pfad breiter trampelten, den sie vor drei Jahren unter Jubelstürmen angelegt haben. Betrachtet man sich vergleichbare Veröffentlichungen in diesem Jahr, dann ist bei Muna oder Lorde eine Entwicklung zu hören, die bei Haim leider ausbleibt. Ganz davon abgesehen, daß sich die Damen mit dem Albumtitel ein kleines Eigentor geschossen haben, denn ganz so harmlos, wie man bei der Herz-Schmerz-Lyrik vermuten muß, wird auch das Leben der drei Geschwister nicht sein, wer meint, etwas zu sagen zu haben, darf ruhig auch mehr Substanz mitbringen. Für’s nächste Mal also gern etwas weniger brav, bitteschön. http://haimtheband.com/
„Something To Tell You“
(Vertigo)
Es gibt ja nicht wenige Menschen, die neigen zu übertriebener Selbstspiegelung und hinterfragen nicht nur ihre Umwelt auf das Allergenaueste, sondern vor allem sich selbst. Und die werden ans Grübeln kommen, weil sie auf das aktuelle, zweite Album des Geschwistertrios Haim nicht so euphorisch reagieren, wie sie es noch vom Debüt in Erinnerung haben. Nun, „Days Are Gone“ liegt ganze vier Jahre zurück, im Schnelldrehergeschäft des Pop ist das eine vergleichsweise große Zeitspanne und was damals wie ein Schnelldurchlauf aussah, ist heute schon Normalgeschwindigkeit. Viel passiert also seitdem, was auch heißt, daß ein Album, das 2013 die Kritik verzückte, sich heute deutlich schwerer tut. Ein Album, wohlbemerkt, denn Alana, Este und Danielle Haim haben entschieden, dem Nachfolger zwar elf neue Songs, aber kaum neue Impulse mit auf den Weg zu geben und so wirken die aktuellen Stücke wie eine bloße Verlängerung der bislang bekannten.
Keine schlechte, wohlbemerkt, denn auch diesen perfekt austarierten Singalong-Pop muß man erst mal so hinbekommen. Hauptamtlich zuständig dafür ein gewisser Ariel Rechtshaid, dessen Name jetzt nicht gleich das große Hallo auslöst, der aber schon das komplette ‚Who is Who?‘ des Musikbusiness auf seiner Sedcard zu stehen hat. Und wenn sich zudem noch Fachleute wie Rostam Batmanglij (Vampire Weekend) und George Lewis jr. aka. Twin Shadow als Coproduzenten finden lassen und Devonte Hynes (Blood Orange) nebst Owen Pallet zum Orchester zählen, dann ist ganz gewiss nicht mit Murks zu rechnen. Entsprechend geschmeidig und maximal eingängig klingen dann auch die Lieder, es hüpft und federt, mal opulent verdichtet, mal zart arrangiert durch die Dreiviertelstunde und man hat, das darf man dann ruhig zugeben, nicht wenig Freude daran.
Und dennoch – auch wenn mit dem Titelsong und den trockenen Beats von „Walking Away“ zwei der Stücke besonders herausstechen, bleibt am Ende ein schaler Beigeschmack. Es hätte vielleicht nicht geschadet, etwas mehr Mut und Inspiration in die Waagschale zu werfen. Eben nicht den Weg der Future Islands zu gehen, die ein paar Wochen zuvor auch nur den Pfad breiter trampelten, den sie vor drei Jahren unter Jubelstürmen angelegt haben. Betrachtet man sich vergleichbare Veröffentlichungen in diesem Jahr, dann ist bei Muna oder Lorde eine Entwicklung zu hören, die bei Haim leider ausbleibt. Ganz davon abgesehen, daß sich die Damen mit dem Albumtitel ein kleines Eigentor geschossen haben, denn ganz so harmlos, wie man bei der Herz-Schmerz-Lyrik vermuten muß, wird auch das Leben der drei Geschwister nicht sein, wer meint, etwas zu sagen zu haben, darf ruhig auch mehr Substanz mitbringen. Für’s nächste Mal also gern etwas weniger brav, bitteschön. http://haimtheband.com/