Hailee Steinfeld übertrifft sich in The Edge of Seventeen selbst und gibt uns eine moderne Ferris Bueller Teen-Story mit hohem Unterhaltungswert.
The Edge of Seventeen
Hailee Steinfeld und Woody Harrelson in „The Edge of Seventeen“
Hailee Steinfeld ist eine großartige Schauspielerin. Das muss einmal so festgehalten werden. Denn nach ihrer Oscar-nominierten Performance in dem Coen Brüder Western-Remake True Grit (sie war gerade einmal 14 Jahre jung bei dieser Nominierung), kam nicht mehr viel, was ihr die verdiente Aufmerksamkeit hätte bescheren können. Dann aber ist da jetzt The Edge of Seventeen, der auf dem Filmfestival von Toronto jubelnde Kritiker hinter sich versammeln konnte und Steinfeld eine Golden Globe-Nominierung einbrachte.
The Edge of Seventeen von der Regie-Debütantin Kelly Fremon Craig erscheint in Deutschland als Home Release (30. März 2017). Neben Steinfeld spielen Haley Lu Richardson (Split), Blake Jenner (Glee, Supergirl), Kyra Sedgwick (Brooklyn Nine-Nine) und Woody Harrelson (Planet der Affen: Survival).
Es geht um die Teenagerin Nadine (Steinfeld), die nach dem Tod ihres Vaters einige Schwierigkeiten damit hat, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Ihr Bruder (Jenner) nervt sie, ihre Mutter (Sedgwick) hat ganz eigene Probleme und die High School ist – High School eben. Gott sei Dank ist da Krista (Richardson), ihre beste Freundin seit Kindheitstagen, mit der sie durch dick und dünn gehen kann. Zumindest bis zu dem Tag, an dem Krista mit ihrem Bruder anbandelt. Ein Verrat an ihre Freundschaft!
Und hier kommt Steinfelds Leistung direkt zum Tragen. Sie spielt Nadine wie eine echte Teenagerin, so dass wir uns recht schnell und einfach in die eigene Pubertät zurück denken können. Hier spielt sie uns unsere Ängste und Unsicherheiten vor, dieses immer gegenwärtige Gefühl der Ungerechtigkeit.
Nadine verliert sich dabei in ihren eigenen Depressionen und Hassgefühlen gegenüber der Welt und wie sie von dieser behandelt wird. Diese Emotionen nehmen sie so sehr ein, dass sie den Blick vor allem Positiven verschließt.
Im Grunde schafft es Hailee Steinfeld in The Edge of Seventeen ein Arsch zu sein, eine Egomanin, ein absolut pubertierendes und nervendes Blag, das man gerne ohrfeigen möchte, stattdessen aber tatsächlich Mitgefühl entwickelt, weil man sich nur allzu gut mit Nadine identifizieren kann.
Sicherlich leiht sich das Drehbuch – ebenfalls von Kelly Fremon Craig – einen Teil aus dem 1986er John Hughes-Film Ferris macht blau. Schon alleine wie Nadine aus dem Off ihr Leben kommentiert. Mit zynischen Bemerkungen wird die Story aufgepeppt, wie wenn sie über ihre beste Freundin anmerkt, dass sie wie ein kleiner, alter Mann gekleidet sei.
Freeman Craig versteht, dass die Freundschaft zwischen diesen beiden Mädchen stark in Szene gesetzt sein muss, damit die übrige Geschichte der Entzweiung spürbar funktioniert.
Und dann wäre da noch Woody Harrelson als großartiger Lehrer von Nadine. Er ist genau die Person, die sie in ihrem Leben braucht. Und das heißt nicht immer, dass er nett mit ihr umspringen muss. Mal ist er sadistisch-gelangweilt von ihren Problemen, auch wenn es ein nicht allzu ernst gemeinter Selbstmord-Plan ist. Dann wieder zeigt er sich höchst amüsiert von kleinen Pubertätszeichen, kann in einer Notlage aber auch zur Ersatz-Vaterfigur werden.
Vor allem im letzten Akt von The Edge of Seventeen werden Erlebnisse für Nadine aneinander gereiht – darunter auch eine Erkenntnis über Woody Harrelsons Lehrer-Figur – die sie spüren lassen, wie oberflächlich sie doch ihre Umwelt bis zu diesem Punkt betrachtet hat. Und hier macht die Coming-of-Age Dramödie aus Nadine dann einen etwas erwachsener wirkenden Menschen.