Wie das Glasscherbenviertel zum Topquartier wurde
Im Jahr 808 wurde Haidhausen erstmals urkundlich erwähnt. Damals führte die Salzstraße durch die kleine Ansiedlung oberhalb der Isar. Hierher kamen vor allem Tagelöhner vom Land, da in Haidhausen Lehmziegel für die Stadt produziert wurden und man günstiger als in München wohnen konnte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Gebiet nahezu komplett zerstört, anschließend wieder aufgebaut, blieb jedoch weiterhin eine Siedlung für arme Leute.
Im Jahr 1854 fand schließlich die Eingemeindung in die Stadt München statt. Im Zuge der Industrialisierung und der Errichtung von Fabriken rund um den Ostbahnhof zogen noch mehr Arbeiter nach Haidhausen und wurden in einfachen Häusern untergebracht.
Weitere günstige, eng gebaute Mietwohnungen für die ärmere Bevölkerung entstanden 1871 zur Eröffnung des Bahnhofs. Man sagte dazu Franzosenviertel, da die Straßen nach den Orten siegreicher Schlachten des deutsch-französischen Kriegs benannt wurden.
Der Zweite Weltkrieg zerstörte in Haidhausen nur wenige Gebäude und so gibt es noch viele Altbauten.
Bis Ende der 1970er Jahre blieb der Stadtteil weiterhin ein Glasscherbenviertel, also ein Quartier, in dem arme Leute wohnen. Erst in den 1980er Jahren, als Industrieanlagen abgerissen, neue Wohnhäuser gebaut, Altbauten saniert und szenige Lokale eröffnet wurden, entdeckten gutverdienende Münchner Haidhausen für sich. Heute gehört das Viertel zu den begehrten Wohnlagen der Stadt und ist auch bei Familien sehr beliebt.
Was man in Haidhausen kennen sollte
Das imposanteste Gebäude des Stadtteils ist das im Renaissancestil erbaute Maximilianeum am Isarhochufer. Seit 1876 ist es Sitz der gleichnamigen Stiftung des bayerischen Königs Maximilian II. zur Unterstützung hochbegabter Studenten. Zudem ist dort seit 1949 der Bayerische Landtag untergebracht.
1889 verlegte man den Lebensmittelmarkt, der vormals in der Preysingstraße war, zum Wiener Platz. Dieser wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wieder hergerichtet und bildet heute das Zentrum Haidhausens.
Am Wiener Platz liegt auch der Hofbräukeller, der von 1892 bis 1894 erbaut wurde. Zwischen 1896 und 1988 befand sich hier die Hofbräu-Brauerei, die man Ende der 1980er-Jahre schließlich aus Platzgründen nach Riem verlegte. Jetzt ist das Ganze eine Gaststätte mit großem Biergarten, der an die Maximiliansanlagen grenzt.
Unbedingt anschauen sollte man sich den Kriechbaumhof in der Preysingstraße 71. Das rustikale Holzhaus war im 18. Jahrhundert eine Herberge für Zugereiste. In den 1970er Jahren wurde das alte Gebäude abgetragen, aber knapp zehn Jahre später wiederaufgebaut. Mittlerweile ist dort eine Hebammenpraxis ansässig und der Deutsche Alpenverein nutzt den Hof als Mitglieder-Treffpunkt.
Das rund 200 Jahre alte Üblacker-Häusl ist ebenfalls ein früheres Herbergsanwesen, liegt an der Ecke Preysing- und Wolfgangstraße und kann zu bestimmten Zeiten sogar innen besichtigt werden.
Meine besten Tipps für Haidhausen
Auf dem Wiener Platz, in einem alten Häuschen befindet sich das kleine italienische Restaurant Celebrità. Ich mag besonders den Außenbereich. Hier kann man sich in die Sonne setzen, einen Aperitivo genießen und dabei das Treiben auf dem Marktplatz beobachten.
Gleich dahinter, in Richtung Maximilianeum liegt ein Spielplatz mit vielen Spielgeräten und großzügigen Grünflächen, auf dem sich die Kleinen austoben können.
Zu meinen sonstigen Lieblingsrestaurants in Haidhausen zählen Vinaiolo (Italienisch), Chez Fritz (Französisch) und Paros (Griechisch).
Für regnerische Tage empfiehlt sich das Müller´sche Volksbad, eines der schönsten Badehäuser in ganz Europa. In diesem Jugendstilgebäude, das 1901 eröffnet wurde, gibt es außer Schwimmbecken noch Wannen- und Brausebäder, die aus einer Zeit stammen, als die meisten über kein eigenes Badezimmer verfügten.
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