Auftritt Hagen Rethers in "Neues aus der Anstalt" vom 27.3.2012
Die klimpernde Schlaftablette des Kabaretts, auch als Hagen Rether bekannt, gehört gewiss nicht zu den von mir favorisierten Vertretern dieses Genres.
Grundschullehrer und Grünen- Wähler mögen vielleicht Gefallen an Rethers Auftritten finden. Ich gehöre jedenfalls nicht in diese Kategorien.
Und dabei gehörte dieser Auftritt noch zu den besseren Auftritten Rethers.
Ohne Frage, existieren die Probleme, die Rether anspricht. Die Frage ist nur, auf welchem Niveau er die Dinge anspricht.
Was heißt Freiheit, fragt Rether und liefert seine Antwort: "Freiheit heißt ja immer unsere Freiheit".
Nein Rether, Freiheit kommt von Können (im Sinne von ich kann, er kann, wir können,...) und wird auch so definiert. Was Sie meinen, hat mit Freiheit nichts zu tun, sondern damit, Freiheit nur für sich beanspruchen zu wollen. Sie erklären nicht den Freiheitsbegriff, sondern beanspruchen ihn. Das ist ein Unterschied.
Rether hat Recht, wenn er in Bezug auf China die Doppelmoral des Westens anspricht ("wir sind empört, dass in China die Schlote rauchen"), doch wer sind "unsere asiatischen Arbeitssklaven"?
Ich halte keine asiatischen Sklaven und ich kenne niemanden, der sich welche hält. Die "asiatischen Arbeitssklaven" werden nicht von "uns" - was auch immer Rether darunter verstehen will - ausgebeutet, sondern von ihren Landsleuten in unserem Interesse. Den "Unsrigen" geht es dabei um möglichst hohe Profite und um möglichst billige Waren. Den Rest erledigen die Asiaten untereinander.
"Wir essen Leberkäs', aber Stierkämpfe finden wir wahnsinnig grausam. Hähähähä. In einer Currywurst steckt mehr Elend und Leid, als in Hundert Stierkämpfen zusammen."
Rether vergleicht gerne Äpfel mit Birnen. Sein Programm baut zumeist darauf auf.
Auch ich bin ein Gegner der "industriellen Tierhaltung" - ohne Frage - doch befriedigt eine Currywurst in erster Linie den Nahrungsbedarf und nicht, wie die Stierkämpfe, die Lust am Töten.
Rether muss einem pervertierten Freiheitsbegriff anhängen, wenn er zugleich eine Öko- Diktatur einfordert.
Bindende Gesetze zum Tierschutz bedürfen jedenfalls keiner Diktatur, so wie auch Frieden und Freiheit keiner Diktatur bedürfen.
Und wie kommt Rether darauf, dass "Europa 60 Jahre Frieden und Freiheit hatte"?
Den Jugoslawienkrieg unterschlägt Rether ebenso, wie er das Sowjetimperium unterschlägt. Oder hat Rether in der Schule nicht aufgepasst? Diese Dinge passen eben nicht in das simple Weltbild dieses masochistischen Autochauvinisten. Möglich ist aber auch, das Rethers Europa nur aus Nord- und Westeuropa und aus weißen Fleischfressern besteht, wenn man einmal vom gallischen Dorf absieht, in dem Rether den Häuptling mimt.
Obzön ist es, wenn Rether ständig von "wir" und "uns" labert. Und überhaupt, obzön ist seine falsche Behauptung, wir hätten "60 Jahre lang Frieden und Freiheit in Europa gehabt" und dies "wäre nicht unser Verdienst" gewesen.
Wem verdanken wir das? Dem lieben Gott im Himmel oder den Marsianern?
Rether schuldet seinen Hörern die Antwort darauf, dafür betreibt er fleißig den Kult mit der ewigen Schuld. Dieser scheint Rethers Religion (für Nord- und Mitteleuropäer) zu sein.
Den Rest erspare ich uns, also Ihnen - werte Leserschaft - und mir.