Oft hab ich gesagt, wie gern ich ihn lese, wie sein Duktus mich korrumpiert. Was er hier macht – das verstehe ich nicht.
Das britische Gegröle wurde in Deutschland mit dem Schlachtengesang “Wir sind Papst” beantwortet. Oder waren wir mal wieder diejenigen, die angefangen haben? Auf jeden Fall ist natürlich nichts falscher, als dass wir Papst seien. ….. “
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,827594,00.html
MM ist gegen eine lockere Sexualmoral und für das Zölibat, er ist gegen Frauen im Priesteramt und für den Pomp der päpstlichen Brokat-Gewänder. Er sieht in Überlieferung die Glaubensbegründung und in Konservatismus Standhaftigkeit. Alles nicht meine Welt, aber halt sein Standpunkt. Aber was beabsichtigt er mit dem Satz ”Oder waren wir mal wieder diejenigen, die angefangen haben” ?
Grass warf man vor, er sei “Dichter” und in besonderem Maße für seine Wortwahl verantwortlich. Für mich ist ein Dichter jemand, dem schon unsere Deutschlehrer ”dichterische Freiheit” eingeräumt haben. Wer tut das klaren Sinnes bei Journalisten?
Sicher dürfen die Meinungsbildner polemisieren, glossieren – polarisieren. Aber großzügig mit geschichtlichen Schuldzuweisungen umgehen, sie mit Fragezeichen versehen, brauchen wir dafür Journalisten?
Oder bin ich es der paranoid ist?
Der ”Anspielungen” sieht wo keine sind. Oder bin ich zu wenig informiert. Ist ”die Deutschen haben angefangen” ein geläufiger Topos in der deutschen Presselandschaft? Für mich ist “wir” in diesem Fall Deutschland – und die historische Kriegserklärung an Polen einer der zentralen Sündenfälle der deutschen Geschichte.
Lieber Matthias Matussek sag, das sei eine “Ungeschicklichkeit” – ein Verschreiber, ein Fehlgriff im Spiel mit den Worten gewesen. Passiert in der Hitze der “online-Schreiberei”.
Aber lasse es nicht so stehen.