Haben Unfair Mario & Co. ausgespielt? 8BitBoy macht Konkurrenz

Erstellt am 9. Mai 2014 von Michael Fuchs @lpgeilde

So viel sei gleich mal vorweg gesagt: 8BitBoy ist viel mehr Spiel, als es die Youtube-Köder wie Unfair Mario sind; kann auf seine Art jedoch genauso schwierig und ähnlich frustrierend sein.

Ein bisschen Allgemeines zu 8BitBoy

8BB (einfach 8BB, weil es so schön verwirrend aussieht im entsprechenden Font) ist ein 2D-Retro-Platformer aus dem Hause Awesome Blade Software, einer Ein-Mann Videospielschmiede aus Dänemark.

Inspiriert ist es von den Klassikern des Jump’n’Run Genres, von Spielen wie Wonderboy in Monsterland oder Super Mario. Das Ganze ist noch mit einem Schuss Giana Sisters für den modernen Geschmack versehen. So erklärte es Entwickler Rasmus Kønig Sørensen in einem Reddit Thread vor einigen Tagen. Das spürt man auch sofort im Spiel, jedenfalls den Teil über die Klassiker.

Es erinnert wirklich stark an Platformer vergangener Tage. Laufe, springe und ducke dich, um Gegnern, Fallen und mit Lava oder Wasser gefüllten Abgründen zu entgehen. Sammle 100 Goldmünzen für ein extra Leben und Pick-Ups, um Feuerbälle zu verschießen. Erreiche das rechtsseitig gelegene Ende des Levels bevor der Timer abläuft, möglichst ohne zu sterben. Klingt nicht nur wie Mario, spielt sich auch so. Und das ist ja nicht unbedingt schlecht!

Unser Charakter sieht sogar ein bisschen aus wie der weltbekannte Klempner

Visuell ist 8BitBoy in einem fröhlich-bunten, wenn auch nicht außergewöhnlichen Pixelartstil gehalten. Der Stil beschwört das Retro-Feeling herauf, wirkt manchmal aber etwas unausgereift. So ist es eben häufig, wenn der Developer nicht nur programmiert, sondern auch Pixel schubst.

Auf die Ohren gibt es, neben den sehr gut passenden Soundeffekten, eine wunderbare Chiptune Untermalung, die sich allerdings oft wiederholt und irgendwann etwas eintönig wird. Ein bisschen mehr Abwechslung dürfte es schon sein.

Aber weg von diesen Nichtigkeiten! Ein Spiel besteht nicht nur aus Grafik und Sound. Vor allem zählt das Gameplay und 2 Dinge sind meiner Meinung nach besonders wichtig, wenn man Platformer betrachtet:

  1. Wie ist die Steuerung?
  2. Wie ist das Level-Design?

50+ Level über 5 Welten verteilt

Gameplay & Level-Design

Also lasst uns mit der Steuerung beginnen.

Wie es sich für einen guten PC-Port gehört, spielt sich 8BB sowohl mit dem Gamepad, als auch mit der Tastatur einwandfrei. Ich würde das Gamepad zwar bevorzugen, weil es einem ein bisschen mehr Kontrolle in der „Flugphase“ gibt. Wer aber lieber mit Tastatur spielt, wird hier keine Probleme bekommen. Erwähnenswert für die Kontrolle mit dem Gamepad ist, dass der Charakter sich nur über das D-Pad, nicht über die Analog-Sticks bewegen lässt. Sehr retro eben.

Die Bewegungen und das Sprungverhalten des Charakters fühlen sich präzise, wenn auch etwas schwammig an. Ein wenig, als würde man ständig mit flachen Sohlen über Eis laufen. Man braucht ein wenig Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Die Steuerung erinnert einfach, wie der Rest des Spiels, an die glorreichen Jump’n’Runs vergangener Tage, nur leider nicht so schnell. Das ist mein größtes Problem mit der Steuerung: ich habe während des Spielens permanent, fast manisch, den Knopf gesucht, der den Charakter sprinten lässt. Leider vergeblich. Wahrscheinlich war das Weglassen des Sprintens eine bewusste Designentscheidung und es schadet dem Spiel auch nicht, fühlt es sich dadurch doch ein bisschen „taktischer“ an. Nun bin ich beileibe kein Speedrunner, aber irgendwie fehlt eben doch ein bisschen der Spielfluss, den das Sprinten in Spielen wie Mario, Donkey Kong und Super Meat Boy, gebracht hat.

Ca. 1 Sekunde bevor ich zum Schneemann werde

Spielfluss führt mich auch gleich wunderbar zum nächsten Thema.

Beim Design der Level spürt man die Liebe des Entwicklers zu den alten Jump’n’Runs besonders. Kein Block ist unnütz gesetzt, kein Gegner läuft ins Bild, wenn er es nicht soll. Alles hat sein Timing und findet man dieses raus, kann man ein Level in einer fließenden Bewegung abschließen. Meistens…. häufig….okay, manchmal.

Meistens stirbt man nämlich an verpassten, beziehungsweise zeitlich schlecht abgepassten, Absprüngen, sucht nach versteckten Räumen oder unsichtbaren Blöcken, die einen noch 20 Münzen einsammeln lassen und das Erkunden der Level belohnen.

In fast jedem Level wird ein neuer Gegnertyp präsentiert, dessen Bewegungsablauf man testen und lernen muss. An dieser Vielfalt können sich auch die „Großen“ durchaus ein Beispiel nehmen. Die einzigen Gegner, die leider etwas einfallslos wirken sind die Bosse. Allerdings trifft man auf diese ja auch nur alle 10 Level.

Irgendwie erinnern mich die Gegner an Angry Birds…

Neben den Gegnern, gibt es die gesammelten Werke der Retro-Platforming-Fallen. Wegbrechende Blöcke, sich bewegende Platformen, Wasser & Lava die ansteigen, abfallen (damit Wege versperren/freigeben) oder den Spieler verfolgen und in Zeitnot bringen, Eisblöcke die einen in, mit Speeren gespickte, Gruben rutschen lassen. Alles was das Herz begehrt. Das Rundum-Sorgenvoll-Paket des strauchelnden Jump’N’Run Spielers sozusagen.

Und wem das nicht reicht, kann auch den „Retro Modus“ spielen, bei dem nur dann gespeichert wird, wenn eine bestimmte Münze im Level gefunden wird, von dem ich mir aber doch noch mehr erhofft hatte. Mehr Gegner, mehr Fallen. Einfach noch ein bisschen mehr ‘hardcore’.

Manche Level sind etwas kurz geraten, was wahrscheinlich daran liegt, dass 8BitBoy ein Mobile Game war, bevor es seinen Weg auf den PC gefunden hat. Die meisten Mobile Games sind eben auf das Spielen in kurzen Schüben ausgelegt. Ein 5 minütiges Level wäre da wohl einfach ein bisschen zu lang. Schade, in diesem Fall aber nicht wirklich schlimm.

Ein paar Hinweise

Auf 2-3 technische Kleinigkeiten, die mir persönlich aufgestoßen sind, muss noch hingewiesen werden, bevor wir ein Fazit ziehen.

  • im Spielmenü lässt sich nur mit der Maus arbeiten; weder mit der Tastatur, noch mit dem Gamepad lassen sich Menüpunkte auswählen, was komplett gegen die Intuition geht
  • Soundeinstellungen werden ständig zurückgesetzt und das Spiel ignoriert auch den „Mute“ Button im Optionsmenü
  • überhaupt scheint das Spiel im Menü vorgenommene Einstellungen nicht zu speichern
  • Die Tastaturbelegung kann nicht geändert werden

Und habe ich erwähnt, dass man viel stirbt in 8BitBoy? Man stirbt viel. Und wann immer einem die Leben ausgehen, wirft einen das Spiel zurück ins Hauptmenü, wo man dann wieder in den Ladebildschirm muss, um den Spielstand fortzusetzen. Angenehmer wäre ein Menü, welches die Optionen „Spielstand laden“, „Zurück zum Hauptmenü“ und „Spiel beenden“ bietet. Durch diesen kleinen, aber auf Dauer zeitfressenden Lapsus wird das Sterben erst richtig frustrierend

Kleinigkeiten, aber es sind eben häufig genau diese, die ein Spiel „poliert“ aussehen lassen.

Game Over, Game Over, Game Over, Game Over….

TL;DR

8Bitboy ist, kurz gesagt, ein wirklich solider Retro-Platformer. Es ist kein innovatives Meisterwerk, aber was es macht, macht es gut. Wer sich nach nostalgischem Jump’n’Run-Feeling sehnt und zu 8BB greift, wird nicht enttäuscht sein. Es wirft den Spieler direkt zurück in die Ära der 8bit Konsolen und mixt ein klein wenig Moderne mit ein.

Wer Giana Sisters erwartet, sollte vielleicht die Finger von lassen.

Für 8,99€ (6,74€ während der Launch-Woche), könnt ihr 8BitBoy auf Steam erwerben.