Haben Singles heute “nur” zu hohe Ansprüche an ihr Gegenüber?

Von Volkerhepp

Wenn ich mir die mir nächstgelegene Großstadt anschaue, dann hat München eine sehr hohe Dichte an Singles. Und ich erlebe Singles auch hin und wieder im Coaching oder in meinen lösungsorientierten Systemaufstellungen. Meistens dann, wenn die Menschen unter ihrem Single-Leben leiden bzw. schon lange keinen Partner mehr hatten. Natürlich hat das immer etwas mit mir selbst zu tun, wenn ich keinen Partner habe, allerdings gerne einen hätte. Irgendeinen Widerstand gibt es dann in mir – vielleicht Angst vor Nähe, eine noch nicht abgeschlossene Trauerphase aus der letzten Beziehung oder eben “zu hohe Ansprüche”.

Gibt es denn generell zu hohe Ansprüche an den Partner?

Ich persönlich finde Ansprüche gut, sie widerspiegeln unsere Bedürfnisse. Und unsere Bedürfnisse, wenn wir sie kennen, sollten auch zu einem guten Prozentsatz in einer Beziehung erfüllt werden. Sonst vertrocknen wir innerlich und das bringt in einer Partnerschaft ziemlich schlecht drauf. Und klar, wenn die eigenen Ansprüche über Jahre hinweg mit keinem potentiellen Partner matchen, dann wäre es gut, diese Ansprüche/Bedürfnisse auf einen Prüfstand zu stellen. Generell finde ich es aber gut, wenn sich Menschen Gedanken über ihre „Beziehungs-Backmischung“ machen, anstatt die 08/15 Dr. Oetker-Mischung zu ziehen. Ich finde das erwachsen: Was will ich, wie will ich es, wann usw.

Den meisten Singles mit Partnerwunsch, denen ich begegne, die scheitern allerdings nicht an ihrem Beziehungswunsch oder einem idealisierten Partner, sondern an ihrer eigenen Biografie mit dem darin erlerntem Beziehungsverhalten, das manchmal zwangsläufig immer wieder zu Trennungen führt. Weil das erlernte Beziehungsverhalten schon bei den Eltern nicht geklappt hat und auch in den eigenen Partnerschaften immer wieder zum “Täglich grüßt das Murmeltier” geführt hat. Da würde ich persönlich ansetzen. Auch aus eigener Erfahrung heraus. Um die eigene Handlungsbandbreite in Beziehungen zu erhöhen, vielleicht aus einem Hamsterrad mit immer ähnlichen Partnerstrukturen auszubrechen und mit der Zeit eine neue, persönlich passende Partner-Backmischung zu kreieren.