Haben Hunde ein Zeitgefühl?

Erstellt am 10. November 2024 von Ghog

Zeit ist ein sehr interessanter Begriff. Wir glauben ein ganz gutes Zeitgefühl zu haben. Schließlich nehmen wir Zeit deutlich wahr.

Und wie empfinden unsere Vierbeiner die Zeit? Haben Hunde ein Gefühl für Zeit?

Vermutlich haben Hunde kein Zeitgefühl.

Warum eigentlich nicht? Immerhin müssen Tiere doch eine Art innere Uhr haben.

Wie wäre es sonst zu erklären, dass Kühe sehr genau wissen wann gemolken wird.

Kühe wissen, wann sie gemolken werden

Von Rindern wissen wir, dass Tiere sehr wohl ein Gefühl für Zeit haben. Nicht umsonst achten Landwirte sehr genau darauf, Kühe immer zur selben Zeit zu melken.

Passiert das nicht, werden die Tiere unruhig. Die Kühe beginnen, sich laut bemerkbar zu machen.

Oder liegt das vielleicht ganz einfach daran, dass Milchkühe ihr Euter spüren. Das Euter ist voll und beginnt zu schmerzen. Daher will die Kuh jetzt sofort Erlösung.

Es ist Zeit ist gemolken zu werden.

Lässt sich dieses Verhalten von Tieren als Zeitgefühl definieren?

Routine statt Zeitgefühl

Die Frage ob Hunde ein Zeitgefühl haben, ist in Wahrheit nicht einfach zu beantworten. Fakt ist, dass sich Tiere an wiederkehrende und regelmäßige Aktivitäten gewöhnen:

  • Morgens klingelt der Wecker
  • Frauchen und Herrchen stehen auf
  • Dann folgt der erste Spaziergang
  • Danach gibt es Futter

In vielen Familien folgt jeder Tag einer Routine. Daran gewöhnen sich unsere Haustiere.

Gemeinsam sorgen diese Umstände dafür, dass der Hund genau weiß, wann es Futter gibt. Auch wann Frauchen und Herrchen wieder nach Hause kommen ergibt sich aus dieser Routine.

Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass der Hund ein Zeitgefühl besitzt. Vielmehr orientieren sich Hunde an den täglichen Aktivitäten und Umständen.

Stoffwechsel und Hormone beeinflussen die Zeit

Eine besondere Rolle spielen Stoffwechselvorgänge und Hormone im Tagesablauf. Besonders wichtig ist das Hormon Melatonin.

Melatonin ist das sogenannte Schlafhormon, das vermehrt bei Dunkelheit produziert wird. Die körperlichen Aktivitäten werden zurückgefahren. Der Körper ermüdet.

Wir machen die Nacht zum Tag

Beim Menschen funktioniert das ebenso. So werden wir werden munter, wenn die Sonne aufgeht und die Vögel zwitschern. Abends gehen wir ins Bett, wenn es dunkel wird.

Das ist die graue Theorie unserer Vorfahren. Denn die Menschheit erfand Methoden den Tag zu verlängern.

Wenn es dunkel wird, schalten Sie bestimmt auch das Licht ein. Wir gehen also nicht mehr schlafen sobald die Nacht anbricht. Unseren Biorhythmus können wir beliebig verschieben, auch wenn es nicht gesund ist.

Sonne, Mond und Sterne als Zeitmesser

Unsere ersten sesshaften Vorfahren wussten, dass sich die Jahreszeiten alle zwölf Monate wiederholen. Das reichte als Vorteil für die Landwirtschaft.

Dabei kam es nicht genau auf den Tag an, sondern eher den richtigen Zeitraum für die Aussaat zu kennen.

Für diese groben Zeitangaben reicht es aus, den Stand der Sonne und die Mondphasen zu beobachten.

Wirklich präzise Zeitangaben benötigten nur Seefahrer, um den Längengrad zu bestimmen. Jahrzehntelang tüftelte der britische Erfinder John Harrison an einer ganggenauen Uhr.

Heute sagt Ihnen das Handy die Uhrzeit auf die Millisekunde genau. Diese Zeitangaben lassen sich aus der Mobilfunk-Verbindung, GPS-Daten und Zeitservern im Internet errechnen.

Menschen haben kein echtes Zeitgefühl

Also verfügt auch der Mensch nicht über die Fähigkeit, Zeit zu messen oder zu bestimmen. Wir benötigen Hilfsmittel wie Uhren.

Wenn Sie sich selbst beobachten, werden Sie mit Sicherheit Folgendes feststellen:

  1. Rasend schnell vergeht die Zeit, wenn wir sie mit lieben Menschen verbringen.
  2. Endlos lange kommt und die Zeit vor, wenn wir auf etwas warten.

Sie haben sehr viel zu tun oder erleben einen sehr spannenden Tag. Ohne auch nur einmal auf die Uhr sehen zu müssen, vergeht die Zeit wie im Flug.

Im Gegensatz dazu können Minuten wahrlich zu Stunden werden, wenn etwa im Büro nichts zu tun ist. Wenn Sie im Supermarkt in der Schlange stehen. Oder im Wartezimmer Ihrer Tierärztin sitzen.

Man hat das Gefühl, die Zeit würde überhaupt nicht vergehen.

Im ersten Fall wird man sich mit der Zeit verschätzen, weil alles so viel schneller erscheint. In zweitem Fall werden Sie das Gefühl haben, die Zeit sei endlos.

Ebenso müssen Sie sich den Tag des Hundes vorstellen.

Zeit ist relativ: Wie lange dauert eine Minute?

Ein Minute ist schnell vorbei, denken Sie bestimmt.

Albert Einstein erklärte Zeit anhand seiner Relativitätstheorie. Zeit sei relativ:

„Eine Stunde mit einem hübschen Mädchen wirkt wie eine Minute.
Eine Minute auf einer heißen Herdplatte wirkt wie eine Stunde."

Vergeht eine Minute noch genauso schnell? Oder kommt Ihnen die Zeit nun wie eine Ewigkeit vor?

Ein geregelter Tagesablauf wird zur Gewohnheit

So können Sie sich auch erklären, warum so mancher Vierbeiner zu Hause Terror schlägt, wenn er alleine bleiben muss.

Ist Ihrem Hund langweilig, sehnt er sich nach seiner Halterin, wird er sich Beschäftigung suchen. Er wird bellen, an der Tür kratzen, jaulen oder einfach irgendetwas im Haushalt zerstören.

Damit kann er die Zeit totschlagen, bis der geliebte Zweibeiner wieder kommt.

Wenn Sie einen geregelten Tagesablauf haben, wird sich Ihr Vierbeiner daran orientieren. Er wird täglich zur selben Zeit auf seinen Spaziergang oder sein Futter warten. Hunde gewöhnen sich schlichtweg an den Tagesablauf.

Wie reagiert Ihr Hund auf Langeweile und freie Zeit?

Allerdings ist dieses Verhalten abhängig vom jeweiligen Tier und dessen Charakter. Es gibt Hunde, die einfach eine Runde schlafen, wenn ihre Menschen das Haus verlassen.

Wie Sie sehen, kann man nicht sicher sagen, ob Hunde ein Zeitgefühl haben.

Wohl eher nicht. Es ist wahrscheinlich bei ihm ganz genauso wie bei uns Menschen.

Dass Hunde kein Zeitgefühl haben, heißt allerdings nicht, dass sie beliebig alleine gelassen werden können. Hunde sollten nur solange alleine bleiben, wie es unbedingt notwendig ist.

Haben Hunde ein Zeitgefühl, wenn sie alleine sind?

In jedem Fall können Sie Ihrem Hund die Wartezeit erleichtern. Gewöhnen Sie Ihr Tier an das Alleinsein.

Das passiert am besten schon als Welpe. Je früher Ihr Hund lernt, mit dem Alleinsein umzugehen, umso leichter wird es.

Geben Sie Ihrem Vierbeiner eine Beschäftigung. Das können Kauprodukte sein. Ideal sind für diesen Fall Hufe, Geweihstangen oder Kauwurzeln.

Achten Sie darauf, dass Ihr Hund keine Stücke davon abbeißen kann. Dann passieren selbst mit Intelligenzspielzeug keine Unfälle während Sie unterwegs sind.

Manchen Hunden hilft Musik. Das beruhigt sie. So kann jeder Hund für eine Weile alleine bleiben.

Die Zeit vergeht immer schneller

Je älter Sie werden, desto schneller vergeht die Zeit. Kennen Sie dieses Gefühl?

Dabei haben Sie heute die gleichen 86.400 Sekunden pro Tag zur Verfügung wie vor 15 Jahren.

An dieser Stelle spielt uns unser Gehirn einen Trick. Gleiche Abläufe werden als Routine abgespeichert und nicht als einzelne Tätigkeit.

Wenn Sie das erste Mal zu Ihrem neuen Arbeitsplatz fahren, werden Ihnen 30 Minuten ewig lange vorkommen. An welcher Ampel muss ich abbiegen? Wo ist ein Zebrastreifen? Wann muss ich an der Steigung herunterschalten? Wo finde ich einen Parkplatz?

Nach einer Woche speichert Ihr Gehirn den identischen Arbeitsweg nur noch mit „bin zur Arbeit gefahren" ab. In der Erinnerung wirkt diese Zeit viel kürzer.

Wir haben das Gefühl, die Zeit würde immer schneller vergehen.

Anderes Zeitgefühl im Urlaub

Die gleiche Erfahrung kennen Sie bestimmt aus dem Urlaub.

Die ersten Tage sind aufregend. Alles ist neu. Ein neues Land. Eine andere Sprache. Weder kennen Sie den schönsten Platz am Pool, noch die Öffnungszeiten der Restaurants.

Jeden Tag lernt Ihr Gehirn dazu. Bekanntes wird als Routine abgespeichert. Später komm es Ihnen dann so vor, als würden die letzten Tage Ihres Urlaubs wie im Flug vergehen.

In Wirklichkeit dauern die 1.440 Minuten pro Tag genauso lange, wie am ersten Tag. Ihr Gehirn hatte anfangs nur mehr zu tun.

Menschen haben kein richtiges Zeitgefühl. Ebenso wenig haben Hunde ein Zeitgefühl.

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