Es wird langsam mal Zeit, dass ich meine ganzen vielen Geburtstagsbücher lese und angefangen habe ich mit diesem sehr schönen.
Die in München lebende Journalistin Susanne Klingner stellt eines Tages fest, dass ihre Hände so schrecklich unterbeschäftigt seien und beschließt, ein ganzes Jahr lang möglichst viel selbst zu machen.
In dieser Zeit backt sie Brot, strickt, häkelt, näht, kocht Seife und Marmelade, lernt selbst-aufopfernd zu schustern, errichtet auf dem Garagendach ihres Mietshauses einen Garten und macht sogar Käse selbst und vieles mehr.
Dabei wird sie immer wieder zuerst skeptisch beäugt und später unterstützt vom “Mann”, ihrem Lebensgefährten.
Dabei geht sie durch alle Höhen und Tiefen des “Do-it-yourself” oder neudeutsch “DIY”, kaut sich durch stark komprimiertes Brot, ärgert sich über Pflanzenschädlinge, sie stolpert über gesteigerte Selbstkritik der Kreativen und schwebt auf einer Wolke des Glücks. Und manchmal ist sie auch sehr erschöpft.
Dennoch scheint sich die sympathische junge Frau an einem unerschöpflichen Energiereservoir zu erfreuen. Da wird noch mal schnell zwischen Strickarbeit und Schneidern ein Brot gebacken oder die Kartoffeln geerntet oder die Badfliesen gestrichen.
Aufgewachsen in der ehemaligen DDR hat sie vielleicht auch das Selbermachen und Improvisieren ein bisschen mit der Muttermilch aufgesogen, denn während wir im Westen ja schon so verwöhnt gewesen sind, dass das ‘Basteln’ nur noch als angestammte Beschäftigung für Kindergartenkinder gilt, gehörte dies dort zum Alltag.
Und so ist sie auch gar nicht ungeschickt, weiß sich mit Bohrmaschine und Werkzeug bestens zu helfen.
Trotzdem ist dies kein Bastel- oder Anleitungsbuch für irgendwelche Nebenbeschäftigungen nach Feierabend.
Für dieses Werk recherchierte sie auch über die Hintergründe dieses neuen Trends, Selbstgemachtes wie in alten Zeiten herzustellen und vor allen Dingen zu präsentieren.
Eine ganze Mediensparte lebt im Moment von einer neuen “Landlust”, sei es jetzt im Internet oder in Druckwerken.
Und so finde ich es äußerst symphatisch, dass sie das Buch nur mit ein paar Skizzen schmückt, nicht aber mit edlen, weichgezeichneten Fotos von schicken Marmeladengläsern auf selbstgestickten Deckchen in idyllischer Umgebung nervt. Denn solche Vorgaben können einen wirklich despressiv machen.
‘Das hab ich selbstgemacht’ ist eher eine kurzweilige Berichterstattung, denn ein Sachbuch. Es regt den Leser freundlich an, er muss aber nicht mitziehen.
Und wenn ich vielleicht niemals eins der hier geschilderten 66 Projekte aufgreifen werde, aber Sahne habe ich bereits gekauft!
Für selbstgemachte Butter.
Das Buch ist im 2011 im Kiepenheuer & Witsch als Taschenbuch erschienen und kostet 8,99 €.