Ich war beim Friseur mal wieder. Und jetzt meine ich mein Kopfhaar. Die Rastas mussten weg. Ich hatte das sicher schon einmal erwähnt, dass ich Friseure nicht mag. Das man immer dazu neigt, nicht zufrieden zu sein, ich zumindest. Aber was getan werden muss, muss getan werden. Die Rastas kamen zuhause weg und das, was von ihnen übrig blieb, hatte einen neuen Schnitt nötig.
Ich war in den Bilker Arcaden, soll ja barrierefrei sein, bekanntlich. Diesmal wollte ich auch beraten werden. Nicht wie sonst immer nur die Spitzen. Es sollte eine ganz neue Frisur werden. Vielleicht sogar spießig im Vergleich zu den Rastas vorher. Als ich den Termin machen wollte, hieß es nur, ich könnte so vorbeikommen. Aber begeistert war man nicht, weil man ja sonst immer waschen müsste und mit dem Umsetzen ging das ja nicht. Super Cut.. ich habe mir dabei nichts gedacht. Im Nachhinein: Cut ja, Super nein! Ich hatte den Eindruck, die wollten mir nicht zuhören. Jetzt bin ich, wie ihr sicherlich auch schon oft gemerkt habt schwierig. Ich wusste nicht was ich wollte. Ich dachte auch, so naiv wie ich nun mal bin, dass ich mich von einer Fachmännin beraten lasse. Aber wie gesagt, sie hat von sich aus nicht gefragt und zuhören war wohl nicht im Angebot. Ich habe zwischendurch auch gefragt, was man noch machen könnte. Da wusste sie nichts, da war es schon zu spät, da hatte sie schon angefangen zu schneiden. Dabei dachte ich: kürzer geht immer.
Aber egal. Viel verwirrender war, dass sie mich gefragt hat, wann ich mir denn zuletzt die Haare gewaschen hätte, weil sie nicht so riechen würden, als ob das gestern gewesen wäre. Was soll ich dazu sagen? Afrozeug halt und zum anderen will ich, dass man mich zuerst sieht und dann erst riecht. Ja ich weiß, ich bin nicht im Fanclub der Kosmetikbranche. Ich weiß sie für mich auszunutzen, dennoch möchte ich sie nicht repräsentieren. Eins muss man der guten Frau lassen. Lange gebraucht hat sie nicht. Vor allem deshalb, weil sie sich auf das Wesentliche konzentriert hat. Meine Haare wurden geschnitten, verglichen ob sie gerade sind und dann natürlich versuchte sie mir ein Shampoo zu verkaufen. Tja. Ich sah aus wie Mutti. Klar ich hatte was von schulterlang erzählt und klar, ich wollte sie noch zusammenbinden können. Aber ich sah langweilig aus. Die hat mir zu gar nichts geraten, noch nicht mal zur obligatorischen Farbe, vor der ich immer Angst habe. Abgespeist wurde ich. Oder muss man das jetzt loben, weil die Umweltbelastung nicht fortbetrieben wurde durch den Einsatz eines Föhns. Noch nicht mal das. Haarlack soll ja auch nicht so gut für die Umwelt sein, also wurde der auch weggelassen.
Und was mir nicht aus dem Kopf gehen will; hatte diese Frau einen schlechten Tag? Ist die Firmenpolitik von Super Cut umweltbewusst und minimalistisch? Oder muss ich das ganze auch anders betrachten und hinterfragen, ob sie mich als ernstzunehmenden Kunden wahrgenommen hat, oder nicht?! Als ob Locken nicht sein müssten, weil die Räder schon rund sind. Oder bilde ich mir hier jetzt was ein, was gar nicht vorhanden ist? Vielleicht ist es wie bei der #metwo-Debatte, die auch kritisch zu betrachten ist. Wo man unterscheiden muss, ob etwas fremdenfeindlich ist, es sich um „gut gemeint“ handelt, oder um eine zu überempfindliche Reaktion. Man muss sich doch dessen bewusst sein, dass man vielleicht voreilig dazu neigt, zu denken, man wird schlecht behandelt auf Grund des Merkmals, wegen dem man doch schon so oft schlecht behandelt wurde. Das ist doch einleuchtend. Mein Rollstuhl ist ja etwas, wofür ich nichts kann. Wenn ich der Frau nur unsympathisch gewesen wäre, dann wäre es ja was, wofür ich doch was könnte. Dann müsste ich mich mit mir auseinandersetzen. Da ist die Idee, dass ich schlecht behandelt wurde auf Grund meines Rollstuhls doch einfacher. Und es kommt ein Blog-Text dabei rum. Die bösen, bösen, bösen Menschen, die Behinderte schlecht behandeln. Oder doch nur mit dem Freund gestritten und schlecht geschlafen? Nun ja, dafür hätte ich nachfragen müssen.
Aber dafür war’s erstmal alles zu viel. Ich mag die Rasta am liebsten, und plötzlich waren sie weg. Mein Haar war dünn, mein Haar war schon vorher kaputt, und ob ich grade in einer Lebensphase bin, in der ich von mir behaupten kann, glücklich zu sein, ist eher fraglich. Ich wollte durchschnaufen, mindestens bis meine Haare luftgetrocknet wären und sich Naturlocken eingestellt hätten. Ich hab mir das alles anders vorgestellt.
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