Doch, natürlich will ich das! Es ist jetzt kein Geheimnis, dass Haare direkt nach dem Schneiden total super aussehen, wahrscheinlich sehr viel superer, als jemals danach. Und sogar jetzt sah ich schon aus, wie eine mit einer verkappten Prinz-Eisenherz-Frisur. Was hätte ich dann denn wohl von morgen erwarten können? Einen Pottschnitt? Davor hatte ich Angst. Aber ich habe auch schonmal über eine Glatze nachgedacht, wenn alle Stricke reißen, hätte ich die Haare immer noch abschneiden können. Und wer weiß? Vielleicht wäre das auch gar nicht so schlimm? Überraschenderweise war das sogar die selbe Preiskategorie bei ‚essanelle‘. Merke, nicht alles was französisch klingt, muss zwingend teurer sein, als die englische, modernere Variante. Ich weiß nicht, ob mir der Laden bei der Recherche nicht aufgefallen ist, oder ob ich einfach nicht zu einem Friseurladen gehen wollte, dessen Namen ich nicht aussprechen kann.
Und siehe da, man kann doch beraten werden. Man könne ja hier noch was machen machen und dort auch. Stufenschnitt? Beigeschnittener Pony? Vielleicht auch Strähnchen? Und auf einmal, konnte man mir sogar was zu trinken anbieten. Ach ja und gestunken habe ich auch nicht, zumindestens wurde das nicht erwähnt. Und ich fühlte mich wohl. Wir kamen sogar ins Plaudern über Kinder und ihre Macken, zum Glück hat meiner ja genug davon. Und es bewies sich mal wieder; genug, aber immer noch im Normalbereich. Und sie zupfte hier und sie zupfte da. Vielleicht könne ich das ja Zuhause auch so machen, dass sei gar nicht so schwer und wenn ich das und das, so und so mache, dann könnte ich noch dieses und jenes mit den Haaren tun. Vielleicht dann später mal doch Farbe? Sie würde sich da was überlegen, wie man es doch waschen könnte, denn blöderweise sind die Stuhle beim Friseur ja immer festmontiert, aber wir könnten das mal probieren und wenn ich das mit dem Glätteisen mach, wäre das alles kein Problem. Und sie drehte ein wenig und föhnte ein bisschen und voilà sogar meine Haare konnten aufstehen. Und jetzt kommt’s: Man konnte sie sogar noch binden. Zwar fällt ein Teil aufgrund von stufen und Kürze wieder nach Vorne, aber das sieht sogar besser aus. Diese kurzen Haare stören gar und lassen mich nicht nackt und streng aussehen. Sogar richtig niedlich.
Natürlich hätte sie mir jetzt ein Shampoo andrehen können, dazu kam es gar nicht erst, denn ich hatte sie, weil ich mich so wohl und gut beraten gefühlt hatte, gefragt, was ich gegen mein dünnes, vom Ausfall betroffenes Haar tun kann. Ich hatte sogar da nicht das Gefühl, dass sie mir was andrehen will. Sie meinte, man müsse es einfach ausprobieren. Beim einem hilft’s super, beim anderen gar nicht. Sie hatte es mir hingestellt und ich konnte es mir angucken, aber ich musste es nicht kaufen. Und ich glaube, dass es auch ein viel besserer Verkaufstrick ist, die Leute kaufen es auch, aber sie kaufen es mit einem guten Gefühl und werden auch in der Zukunft bereit sich weitere Produkte empfehlen zu lassen.
Und jetzt mal ehrlich?! Ich weiß nicht, was für alle anderen Behinderten gilt, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Überlegung, dass Menschen mit Behinderung kein Geld haben, überholt ist. Was mich angeht, ich kurbele sehr gern die Wirtschaft an. Vielleicht erzähle ich auch mal in einem anderen Text über meine Erfahrung mit meinen 38,00€ teuren Haarserum. Weil ich es kann und wer mich kennt weiß, weil ich es will. Ich hoffe nur, dass der Text nicht all zu deprimierend wird: „Was für eine Schei #*x&%……“. Denn am aller Besten kann ich mich immer noch aufregen.
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