Von Stefan Sasse
Guttenberg bekommt erneut Kratzer an sein Strahlemann-Image: seine Doktorarbeit, 2006 fertiggestellt, soll an acht Stellen ein Plagiat sein - in der wissenschaftlichen Community ein schwerer Vorwurf, der zum Entzug der Doktorarbeit führen kann. Entdeckt hat das zufällig ein Jura-Professor, der das Ding für eine Rezension seines Magazins gelesen und einen Google-Routine-Check gefahren hat. Es soll hier gar nicht so sehr um Guttenbergs Arbeit selbst gehen - im politischen Geschäft ist ein Doktortitel wegen des Seriositätsbonus' viel wert -, sondern um die explizite Betonung in der SZ, dass der fragliche Entdecker ein Linker sei und auch sein Magazin selbst im linken Meinungsspektrum einzuordnen ist. Stephan Hebel, den ich sonst sehr schätze, hat bereits deutlich auf dieses Fakt aufmerksam gemacht. Allein, in dem Fall zielt die Kritik ein wenig ins Leere.
Photo: world economic forum
Um zu verstehen wo das Problem liegt mache man folgendes Gedankenspielchen: der fragliche Akademiker sei linker Provenienz, etwa Oskar Lafontaine. Entdeckt hat die acht Stellen auf knapp 475 Seiten Professor Raffelhüschen, der seine Botschaft auch gleich über die INSM-Kanäle an die Zeitungen dieses Landes verbreitet hat. Diese berichten über einen Professor, der das Ganze entdeckt habe - und erwähnen nicht seine Verbindungen in die neoliberalen Think-Tanks. Das Geschrei wäre zurecht groß. Warum also sollte für die Kritik an Guttenberg durch einen Linken eine andere Regeln gelten? Nur weil die SZ normalerweise deutlich weniger genau ist, wenn es um Neoliberale geht? Ein Unrecht macht man nicht wett, indem man ein anderes begeht. Die geistige Herkunft zu erwähnen ist also richtig, und zu wünschen wäre, dass die SZ dabei in alle Richtungen konsequenter würde und nicht nur, wenn es ihr gerade in den Kram passt. Das macht kritische Medien aus.