Von Stefan Sasse
Sylvana Koch-Mehrin ist ihren Doktortitel zum historischen Thema "Münzunion" nun auch los. Grobe Plagiate hat man ihr nachgewiesen, auf über 80 Seiten, zwei Drittel davon sind nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt. Wie auch Guttenberg hat sie sich billig aus der Affäre zu ziehen versucht, indem sie einige Ämter zurückgab und hoffte, der Sturm möge so vorüberziehen. Das fette Amt der Europaabgeordneten allerdings besitzt sie noch, ebenso wie einen privatwirtschaftlichen Posten. Genauso wie Guttenberg legt sie außerdem eine arrogante und beleidigte Attitüde an den Tag, ganz so als sei sie das Opfer einer großen Verschwörung, das nur über irgendetwas Harmloses stolpere - gewissermaßen ein "don't ask, don't tell"-Fall der deutschen Politik. Ihre haarsträubende Aussage, dass die Mängel ihrer Arbeit bereits vor deren Abgabe bekannt gewesen sei, reiht sich in die "abstrusen Vorwürfe" Guttenbergs und den "wissenschaftlichen Mitarbeiter" Merkels nahtlos ein. Offensichtlich bauen die Plagiatoren, die der Deutlichkeit halber im Folgenden nur noch Betrüger genannt werden sollen.
Ein populäres Missverständnis, das besonders in der nicht akademisch gebildeten Gesellschaft weit verbreitet ist, stellt die Plagiate mit dem lässlichen Abschreiben in der Schule auf eine Stufe. In der Mathearbeit spickeln, in der Doktorarbeit nicht richtig zitieren - wo liegt da schon der Unterschied? Der Unterschied ist gewaltig. Was die Plagiatoren in ihrer Doktorarbeit tun ist zu stehlen. Sie stehlen nicht nur Gedanken anderer Leute - darum kümmern wir uns gleich - sondern sie stehlen deren Arbeit, indem sie komplette Abschnitte von deren Arbeiten kopieren und als ihre eigenen ausgeben. Das ist im akademischen Bereich dasselbe wie ein Auto zu stehlen und als das seine auszugeben. Es ist, schlicht und ergreifend, Diebstahl geistigen Eigentums und Betrug, es als das Eigene auszugeben. Nicht Abschreiben. Diebstahl.
Das zweite Missverständnis ist eher der ungenauen Berichterstattung geschuldet. Selbst Leute, die mit dem Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten vertraut sind verwechseln das, was Koch-Mehrin und Guttenberg nachweislich getan haben, mit der Ungenauigkeit des unerfahrenen Erstsemesters: sie weisen ihre Fußnoten nicht korrekt aus. Da ein normaler Student bereits Abzüge für falsch gesetzte Interpunktion in Fußnoten bekommen kann und seine Proseminar-Hausarbeiten mit einigen vergessenen Fußnoten durchaus "ungenügend" bewertet bekommt ist dieses Problem keineswegs neu. Ein typisches Beispiel hierführ wäre "laut Professor X kommt das Mutantengen besonders bei Jugendlichen vor", gefolgt von einer Fußnote, in der erklärt wird wo die so nur indirekt zitierte Passage zu finden ist. Solche Fehler haben Koch-Mehrin und Guttenberg AUCH gemacht; aberkannt wurde ihre Doktorarbeit aber nicht dafür. Bei dem Beispiel handelt es sich um Formfehler, die Abzüge in der Note erforderlich machen, aber nicht Plagiate, da schon aus dem Satz hervorgeht, dass es sich eben um keine eigene Geistesleistung handelt, sondern dass auf andere Bezug genommen wird.
Koch-Mehrin und Guttenberg haben einfach bei Professor X die Seite aufgeschlagen und komplette Passagen per Copy+Paste übernommen. Das ist Diebstahl, das ist Betrug. Koch-Mehrin und Guttenberg sind Betrüger, sie sind die Autoschieber der akademischen Welt. Beider Verhalten in ihrem jeweiligen Aufdeckungsprozess ist der eigentliche Skandal, indem sie so tun, als handle es sich um lässliche Sünden (in Guttenbergs Fall simples "Abschreiben", bei Koch-Mehrin Formfehler). Das ist in beiden Fällen nicht so. Strahlkraft über die jeweils persönlichen Fälle bekommt die Geschichte jedoch durch die Tatsache, dass Koch-Mehrin und Guttenberg nicht die einzigen Betrüger dort draußen sind. Der CDU-Landtagsabgeordnete Pröfrock beispielsweise ist ebenfalls bereits unter Plagiatsverdacht, gleichfalls FDP-Europaabgeordneter Georgios Chatzimarkakis. Es geht um eine Krise des akademischen Systems an sich.
Koch-Mehrin hat mit ihren Aussagen, dass die mangelnde Qualität ihrer Arbeit bereits im Vornherein bekannt war und dass ständig Mist abgegeben wird leider Gottes Recht. Bei Guttenberg konnten die Geschichten vom missbrauchten Vertrauen eines alten Professors in den Anstand seines Studenten noch ein wenig ziehen, aber offensichtlich findet in der Breite keine echte Kontrolle der Doktorarbeiten statt. Wenn Koch-Mehrins Mängel so offen erkennbar waren und sie das selbst zugibt, warum wurde die Arbeit dann mit cum laude bewertet und nicht mit rite? Will man vielleicht am Ende eines mehrjährigen Betreuungsprozesses nicht zugeben, auch als Betreuer versagt zu haben, wenn der Doktorant am Ende so kläglich scheitert? Fehlen die personellen Kapazitäten, um die Betrüger zu entlarven?
So oder so müssen die Universitäten auf den Prüfstand, vor allem bei ihrer Praxis der Titelvergabe. Es kann kaum sein, dass zwar Studenten auf ihre Arbeiten genau geprüft werden, dann aber irgendwelche Karrieristen für ihren Visitenkartenschmuck durchgewunken werden. Es ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich ihren Doktor mit harter Arbeit erreicht haben und nun mitsamt dem Betrügerpack unter Anklage gestellt werden, das zudem noch die Frechheit hat, das von ihnen Erreichte in den Dreck zu ziehen und als bedeutungslos hinzustellen, um den eigenen Betrug zu relativieren. Deshalb muss vroniplag weitermachen, weitere Plagiate aufdecken und ja, auch gerne weiter anonym arbeiten. Den Betrügern muss das Handwerk gelegt werden, ihre widerliche Doppelmoral entlarvt werden.
Sylvana Koch-Mehrin ist ihren Doktortitel zum historischen Thema "Münzunion" nun auch los. Grobe Plagiate hat man ihr nachgewiesen, auf über 80 Seiten, zwei Drittel davon sind nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt. Wie auch Guttenberg hat sie sich billig aus der Affäre zu ziehen versucht, indem sie einige Ämter zurückgab und hoffte, der Sturm möge so vorüberziehen. Das fette Amt der Europaabgeordneten allerdings besitzt sie noch, ebenso wie einen privatwirtschaftlichen Posten. Genauso wie Guttenberg legt sie außerdem eine arrogante und beleidigte Attitüde an den Tag, ganz so als sei sie das Opfer einer großen Verschwörung, das nur über irgendetwas Harmloses stolpere - gewissermaßen ein "don't ask, don't tell"-Fall der deutschen Politik. Ihre haarsträubende Aussage, dass die Mängel ihrer Arbeit bereits vor deren Abgabe bekannt gewesen sei, reiht sich in die "abstrusen Vorwürfe" Guttenbergs und den "wissenschaftlichen Mitarbeiter" Merkels nahtlos ein. Offensichtlich bauen die Plagiatoren, die der Deutlichkeit halber im Folgenden nur noch Betrüger genannt werden sollen.
Ein populäres Missverständnis, das besonders in der nicht akademisch gebildeten Gesellschaft weit verbreitet ist, stellt die Plagiate mit dem lässlichen Abschreiben in der Schule auf eine Stufe. In der Mathearbeit spickeln, in der Doktorarbeit nicht richtig zitieren - wo liegt da schon der Unterschied? Der Unterschied ist gewaltig. Was die Plagiatoren in ihrer Doktorarbeit tun ist zu stehlen. Sie stehlen nicht nur Gedanken anderer Leute - darum kümmern wir uns gleich - sondern sie stehlen deren Arbeit, indem sie komplette Abschnitte von deren Arbeiten kopieren und als ihre eigenen ausgeben. Das ist im akademischen Bereich dasselbe wie ein Auto zu stehlen und als das seine auszugeben. Es ist, schlicht und ergreifend, Diebstahl geistigen Eigentums und Betrug, es als das Eigene auszugeben. Nicht Abschreiben. Diebstahl.
Das zweite Missverständnis ist eher der ungenauen Berichterstattung geschuldet. Selbst Leute, die mit dem Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten vertraut sind verwechseln das, was Koch-Mehrin und Guttenberg nachweislich getan haben, mit der Ungenauigkeit des unerfahrenen Erstsemesters: sie weisen ihre Fußnoten nicht korrekt aus. Da ein normaler Student bereits Abzüge für falsch gesetzte Interpunktion in Fußnoten bekommen kann und seine Proseminar-Hausarbeiten mit einigen vergessenen Fußnoten durchaus "ungenügend" bewertet bekommt ist dieses Problem keineswegs neu. Ein typisches Beispiel hierführ wäre "laut Professor X kommt das Mutantengen besonders bei Jugendlichen vor", gefolgt von einer Fußnote, in der erklärt wird wo die so nur indirekt zitierte Passage zu finden ist. Solche Fehler haben Koch-Mehrin und Guttenberg AUCH gemacht; aberkannt wurde ihre Doktorarbeit aber nicht dafür. Bei dem Beispiel handelt es sich um Formfehler, die Abzüge in der Note erforderlich machen, aber nicht Plagiate, da schon aus dem Satz hervorgeht, dass es sich eben um keine eigene Geistesleistung handelt, sondern dass auf andere Bezug genommen wird.
Koch-Mehrin und Guttenberg haben einfach bei Professor X die Seite aufgeschlagen und komplette Passagen per Copy+Paste übernommen. Das ist Diebstahl, das ist Betrug. Koch-Mehrin und Guttenberg sind Betrüger, sie sind die Autoschieber der akademischen Welt. Beider Verhalten in ihrem jeweiligen Aufdeckungsprozess ist der eigentliche Skandal, indem sie so tun, als handle es sich um lässliche Sünden (in Guttenbergs Fall simples "Abschreiben", bei Koch-Mehrin Formfehler). Das ist in beiden Fällen nicht so. Strahlkraft über die jeweils persönlichen Fälle bekommt die Geschichte jedoch durch die Tatsache, dass Koch-Mehrin und Guttenberg nicht die einzigen Betrüger dort draußen sind. Der CDU-Landtagsabgeordnete Pröfrock beispielsweise ist ebenfalls bereits unter Plagiatsverdacht, gleichfalls FDP-Europaabgeordneter Georgios Chatzimarkakis. Es geht um eine Krise des akademischen Systems an sich.
Koch-Mehrin hat mit ihren Aussagen, dass die mangelnde Qualität ihrer Arbeit bereits im Vornherein bekannt war und dass ständig Mist abgegeben wird leider Gottes Recht. Bei Guttenberg konnten die Geschichten vom missbrauchten Vertrauen eines alten Professors in den Anstand seines Studenten noch ein wenig ziehen, aber offensichtlich findet in der Breite keine echte Kontrolle der Doktorarbeiten statt. Wenn Koch-Mehrins Mängel so offen erkennbar waren und sie das selbst zugibt, warum wurde die Arbeit dann mit cum laude bewertet und nicht mit rite? Will man vielleicht am Ende eines mehrjährigen Betreuungsprozesses nicht zugeben, auch als Betreuer versagt zu haben, wenn der Doktorant am Ende so kläglich scheitert? Fehlen die personellen Kapazitäten, um die Betrüger zu entlarven?
So oder so müssen die Universitäten auf den Prüfstand, vor allem bei ihrer Praxis der Titelvergabe. Es kann kaum sein, dass zwar Studenten auf ihre Arbeiten genau geprüft werden, dann aber irgendwelche Karrieristen für ihren Visitenkartenschmuck durchgewunken werden. Es ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich ihren Doktor mit harter Arbeit erreicht haben und nun mitsamt dem Betrügerpack unter Anklage gestellt werden, das zudem noch die Frechheit hat, das von ihnen Erreichte in den Dreck zu ziehen und als bedeutungslos hinzustellen, um den eigenen Betrug zu relativieren. Deshalb muss vroniplag weitermachen, weitere Plagiate aufdecken und ja, auch gerne weiter anonym arbeiten. Den Betrügern muss das Handwerk gelegt werden, ihre widerliche Doppelmoral entlarvt werden.