Gutmensch: Bin ich nun ein Unwort?

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Gutmensch: Ich bin ein Unwort!

„Du bist auch so ein Gutmensch!“ wurde mir von einem Bekannten vorgeworfen, als ich im Herbst letzten Jahres dafür eingetreten bin, den Flüchtlingen zu helfen.
Und im Übrigen trete ich immer noch dafür an, auch wenn wir nun nach der ersten Willkommenskultur-Euphorie absehbare Probleme haben und endgültig klar sein dürfte, dass dieses Merkel-demente: „Wir schaffen das!“ eine unüberlegter Parole gewesen ist. Aber die ganzen Menschen verhungern, erfrieren, sterben zu lassen ist nun wirklich auch keine Lösung, schon gar keine menschliche.
Aber warum soll ich eigentlich ein Unwort sein?

Gutmensch oder Guter Mensch?

Der Begriff „Gutmensch“ trat erstmals Mitte der 80er Jahre auf und könnte als Synonym für „Moralapostel“ oder „Rechtgläubigen“ gesehen werden. Damals wurde es aber häufig im Zusammenhang mit der frisch erstarkten Ökologiebewegung und des New-Age-Lifestyles verwendet. Ein typischer gutmenschlicher Spruch aus dieser Zeit lautete: „Wir wollen unseren Kindern eine gesunde Mutter Erde vererben“ oder es wurden Zitate aus der Rede des Häuptlings Seattle bemüht. Dabei will ich die damals getroffenen Aussagen gar nicht verdammen, aber ich denke, dass etliche Vorbeter dieser Lebensweisheiten nun mit Begeisterung einen SUV fahren. So ein stinknormaler Gutmensch hat nämlich auch immer einen Hang zu einer Art pragmatischen Doppelmoral.
Gutmenschentum hat für mich etwas mit Ideologie zu tun, mit Betroffenheits-Geheuchel, mit Schuldzuweisung und mit der inneren Überzeugung, moralisch über allen anderen Nicht-Gutmenschen zu stehen.
Das Gegenteil eines wahren Gutmenschen ist vielleicht ein Anhänger der AfD oder noch rechter Vereinigungen (falls das überhaupt noch möglich ist); vielleicht ist das aber nur die Kehrseite der Medaille.

Der Gutmensch und die Toten Hosen

Vielleicht kein Gutmensch, aber ein Gutgeschäftsmann ist der Manager der Punk-Band „Die Toten Hosen“, denn er hat sich bereits 2014 diesen Begriff als Wortmarke schützen lassen.
Erklärend dazu gibt es auf der Seite der Band eine nette Geschichte von einem Menschen, der mir mit dem Gesagten aus dem Herzen spricht. Und wenn man schon mal auf der Seite ist, kann man sich oben gezeigtes T-Shirt kaufen, das nun wirklich sehr hip und trendy und gutmenschlich ist. Es kostet schlappe 20,00 €, davon gehen 10,00 € an die Opferberatungsstelle RAA Sachsen – wenn das nicht mal eine gute, menschliche Idee ist!
(Gut ist im Übrigen auch zu wissen, dass diese Shirts ein wenig eng ausfallen)

Bin ich nun ein Unwort oder ein Gutmensch?

Solange mich niemand aus dem rechten Lager als solcher bezeichnet, sehe mich nicht als Gutmensch, sondern eher als jemand, der versucht, an das Gute in den Menschen zu glauben und gleichzeitig ein guter Mensch werden will.
Damit habe ich schon mal Arbeit genug.

Foto: Gutmenschen-T-Shirt ©sabienes.de
Text: Gutmensch: Bin ich nun ein Unwort? ©sabienes.de
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