Das Jahr geht zu Ende, es böllert schon kräftig, meine Liebste und ich werden – wie immer – ganz klein zu zweit den jahreswechsel begehen. Es war ein schwieriges, trauriges und anstrengendes Jahr.
In diesem Jahr konnten und mussten wir den Klimawandel hier erleben und überall von ihm hören. Wir mussten die Sturheit von Politik und Wirtschaft beobachten, den Niedergang des Sozialen und der Demokratie. In allen staatlichen Institutionen sind die Faschisten auf dem Vormarsch, der Neoliberalismus feiert Triumph nach Triumph. Und wir können uns über ein Kinderlied mehr aufregen als über altersarmut. Es ist eine Welt, die ich weniger und weniger verstehe.
In diesem Jahr habe ich einen Freund verloren, den ich 33 Jahre kannte. Er starb plötzlich an Leberkrebs. Bei meinem Sender Ohrfunk hat sich alles verändert, und so positiv es sich am Ende des Jahres anlässt, so anstrengend war es auch. Ich fühle mich – mal wieder – am Rande einer Krise, und ich hasse es. Die Suche nach guten nachrichten ist eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen, die Suche nach einem guten Gespräch fördert oft nur Beschimpfungen zutage, statt Meinungsaustausch gibt es allenthalben Hass, Gewaltdrohung und Verachtung. Am Ende dieses Jahres fühle ich mich manchmal zu sensibel für diese Welt.
Wie gut, wenn man Freund*innen und Familie hat, wenn man sich für einen Moment zurückziehen kann, um wenigstens die Kraft zum Weitermachen zu sammeln.
Ich hoffe, dass all meine Leser*innen nicht allein sind, dass ihr Freund*innen und Verwandte, liebe Menschen habt, mit denen ihr ins neue Jahr gehen und mit denen ihr Kraft sammeln könnt. Ich wünsche allen einen guten Übergang ins nächste Jahr.